Zusam­men­halt in Vielfalt
15 The­sen zu kultureller
Inte­gra­tion und Zusammenhalt

Die The­sen zum Download

Kul­tu­relle Inte­gra­tion ist der Schlüs­sel für das fried­li­che Zusam­men­le­ben aller Men­schen in unse­rem Land. Wir, die Mit­glie­der der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion, ste­hen für Zusam­men­halt durch kul­tu­relle Inte­gra­tion in Vielfalt.

Unser brei­tes Bünd­nis aus Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der Sozi­al­part­ner, der Medien, der Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten, von zivil­ge­sell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen sowie Poli­tik und Ver­wal­tung hat im Jahr 2017 erst­mals 15 The­sen zur „Zusam­men­halt in Viel­falt“ vor­ge­legt. Die The­sen wur­den mit sehr gro­ßem Inter­esse auf­ge­nom­men und wer­den bis heute inten­siv diskutiert.

Die aktu­el­len gesell­schaft­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen ver­lan­gen von uns allen noch stär­kere Inte­gra­ti­ons­an­stren­gun­gen. Die Debat­ten um Fach­kräf­te­ge­win­nung und Inte­gra­tion sowie des viel­sei­ti­gen Dis­kur­ses zur Stär­kung der Demo­kra­tie haben die Mit­glie­der der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion bewo­gen, nach sechs Jah­ren die 15 The­sen grund­le­gend zu überarbeiten.

Die nach­fol­gen­den 15 The­sen bil­den den Grund­stein für die wei­tere Arbeit der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion. Es wer­den wie­derum grund­sätz­li­che The­men wie die prä­gen­den Fak­to­ren einer plu­ra­len Gesell­schaft, die inte­gra­tive Wir­kung der Erwerbs­ar­beit, die Bedeu­tung der Erin­ne­rungs­kul­tur und Rele­vanz kul­tu­rel­ler Viel­falt angesprochen.

Die Mit­glie­der der Initia­tive wen­den sich ent­schie­den gegen Anti­se­mi­tis­mus, Ras­sis­mus und jede Form der grup­pen­be­zo­ge­nen Men­schen­feind­lich­keit. Zusam­men­halt in Viel­falt ist das eini­gende Band der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion und zugleich unser Arbeits­pro­gramm und Auftrag.

Olaf Zim­mer­mann
Spre­cher der Initia­tive kul­tu­relle Integration
Geschäfts­füh­rer des Deut­schen Kulturrates

Prä­am­bel

Die Men­schen in Deutsch­land wie in ande­ren Län­dern haben große Her­aus­for­de­run­gen zu bewäl­ti­gen. Die Aus­wir­kun­gen der Pan­de­mie der letz­ten Jahre, der fort­schrei­tende Kli­ma­wan­del, die Glo­ba­li­sie­rung und geo­po­li­ti­sche Ver­än­de­run­gen, die damit ver­bun­de­nen Migra­ti­ons­be­we­gun­gen sowie der Krieg in Europa und in vie­len Regio­nen der Welt ver­un­si­chern auch hier­zu­lande viele Men­schen. Bestehende Gewiss­hei­ten bre­chen weg. Ver­traute Gewohn­hei­ten wer­den zuneh­mend infrage gestellt. Allzu schnell wird dabei ver­ges­sen, wel­che Umbrü­che in Deutsch­land und Europa bereits gemeis­tert wur­den. Ziel des euro­päi­schen Eini­gungs­pro­zes­ses bleibt es, für ein demo­kra­ti­sches und fried­li­ches Europa ein­zu­tre­ten, das dem kul­tu­rel­len Aus­tausch dient. – Die Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion steht für eine Gesell­schaft, die vor­aus­schau­end Her­aus­for­de­run­gen annimmt, um sie gemein­sam zu gestalten.

In Deutsch­land leben seit Jahr­hun­der­ten Men­schen unter­schied­li­cher Her­kunft zusam­men. Unter­schied­li­che bio­gra­fi­sche Erfah­run­gen und regio­nale Tra­di­tio­nen prä­gen unser Land und sind Teil unse­rer kul­tu­rel­len Viel­falt, dar­auf kann unsere Gesell­schaft zu Recht stolz sein. Das schließt ein, dass Men­schen nach Deutsch­land migrie­ren und unab­hän­gig von ihrer Her­kunft und Natio­na­li­tät Teil unse­rer Gesell­schaft sind. – Die Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion steht für eine Gesell­schaft, die Viel­falt för­dert und Teil­habe ermöglicht.

Ein­wan­de­rung in jeg­li­cher Form, ob durch Flucht, gezielte Anwer­bung oder aus fami­liä­ren Grün­den ver­ur­sacht, ver­än­dert eine Gesell­schaft und erfor­dert Offen­heit, Respekt, Aner­ken­nung und Tole­ranz auf allen Sei­ten. Gesell­schaft­li­cher Wan­del ist ein ste­ti­ger Aus­hand­lungs­pro­zess, in dem um Posi­tio­nen gerun­gen wer­den muss. Die­ser Pro­zess voll­zieht sich im täg­li­chen Mit­ein­an­der und schließt alle hier leben­den Men­schen ein. Kon­struk­tiv gestal­tet ist die­ser Pro­zess ein Gewinn für unsere Gesell­schaft und ihren Zusam­men­halt. Das Schü­ren von Ängs­ten und Feind­se­lig­kei­ten spal­tet die Gesell­schaft. Pro­bleme bei der
Inte­gra­tion müs­sen benannt wer­den. – Die Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion steht für eine welt­of­fene Gesell­schaft, die ein Mit­ein­an­der auf der Basis der Grund­rechte und Werte des Grund­ge­set­zes schafft und mit gemein­schaft­lich aus­ge­han­del­ten Regeln ver­bin­det. Gesell­schaft­li­che Teil­habe und Inte­gra­tion betref­fen alle in Deutsch­land leben­den Menschen.

Gelebte Viel­falt stärkt den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt. Kul­tur­in­sti­tu­tio­nen beför­dern die kul­tu­relle Inte­gra­tion. Sie ermög­li­chen eine Aus­ein­an­der­set­zung mit den Wer­ten der Gesell­schaft, ver­mit­teln Geschichte und Gegen­wart Deutsch­lands und eröff­nen Räume für neue Per­spek­ti­ven. – Die Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion steht für Zusam­men­halt in Vielfalt.

Wir legen den nach­fol­gen­den 15 aktua­li­sier­ten The­sen der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion den Kul­tur­be­griff der UNESCO zugrunde. Er stellt dar­auf ab, dass „die Kul­tur in ihrem wei­tes­ten Sinne als die Gesamt­heit der ein­zig­ar­ti­gen geis­ti­gen, mate­ri­el­len, intel­lek­tu­el­len und emo­tio­na­len Aspekte ange­se­hen wer­den kann, die eine Gesell­schaft oder eine soziale Gruppe kenn­zeich­nen. Dies schließt nicht nur Kunst und Lite­ra­tur ein, son­dern auch Lebens­for­men, die Grund­rechte des Men­schen, Wer­te­sys­teme, Tra­di­tio­nen und Glaubensrichtungen.“

Über uns

Die Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion hat sich im Jahr 2016 auf Anre­gung des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums des Innern und für Hei­mat, des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Arbeit und Sozia­les, Der Beauf­trag­ten der Bun­des­re­gie­rung für Kul­tur und Medien, Der Beauf­trag­ten der Bun­des­re­gie­rung für Migra­tion, Flücht­linge und Inte­gra­tion, zugleich Beauf­trag­ten für Anti­ras­sis­mus sowie des Deut­schen Kul­tur­ra­tes gebil­det. Ihr gehö­ren 28 Orga­ni­sa­tio­nen und Insti­tu­tio­nen an, die ver­schie­dene gesell­schaft­li­che Berei­che reprä­sen­tie­ren. Die Mitglieder(1) ver­tre­ten dabei ein brei­tes Spek­trum an Insti­tu­tio­nen und Orga­ni­sa­tio­nen, ver­schie­dene poli­ti­sche Ebe­nen und Inter­es­sen. Sie ste­hen für ein viel­fäl­ti­ges Enga­ge­ment und den Zusam­men­halt in einer plu­ra­len Gesell­schaft. Im Jahr 2017 hat die Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion 15 The­sen „Zusam­men­halt in Vielfalt“(2) vor­ge­legt. Sie dien­ten der Selbst­ver­stän­di­gung in einer plu­ra­len Gesell­schaft, die ange­sichts der Flucht­be­we­gun­gen in den Jah­ren 2015 und 2016 vor gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen stand. Die Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion hat aus­drück­lich dazu ein­ge­la­den, sich mit den The­sen zu beschäf­ti­gen, sie zu ver­brei­ten und mit Leben zu füllen.

Anläss­lich des ras­sis­tisch moti­vier­ten Anschlags in Hanau am 19. Februar 2020 hat die Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion die Reso­lu­tion „Gegen Ras­sis­mus und Aus­gren­zung! Für Zusam­men­halt in Vielfalt!“(3) ver­ab­schie­det. Mit Blick auf das sich wan­delnde Bür­ger­schaft­li­che Enga­ge­ment hat die Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion ihre Posi­tio­nen zu die­sem Thema im Grund­satz­pa­pier „Für Zusam­men­halt in Viel­falt. Die Zukunft des Bür­ger­schaft­li­chen Enga­ge­ments gestalten“(4) prä­zi­siert. Neben den genann­ten Papie­ren hat sich die Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion seit der öffent­li­chen Vor­stel­lung der 15 The­sen im Mai 2017 dar­auf kon­zen­triert, die The­sen bekannt zu machen, sie zur Dis­kus­sion zu stel­len und damit zum Dis­kurs zu Zusam­men­halt in Viel­falt anzu­re­gen. Hierzu führte die Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion unter ande­rem Jahrestagungen(5) durch, initi­ierte Wettbewerbe(6) und ver­an­stal­tete Tagungen(7). Sie betei­ligte sich an Ver­an­stal­tun­gen und infor­mierte auf der Web­site www.kulturelle-integration.de regel­mä­ßig über Aktu­el­les zum brei­ten Feld des Zusam­men­halts in Vielfalt.

Sechs Jahre nach der öffent­li­chen Vor­stel­lung der 15 The­sen „Zusam­men­halt in Viel­falt“ galt es ange­sichts der welt­wei­ten Ver­än­de­rungs­pro­zesse mit fri­schem Blick auf die The­sen zu bli­cken. Die vor­lie­gen­den aktua­li­sier­ten 15 The­sen „Zusam­men­halt in Viel­falt“ sind das Ergeb­nis eines mehr­mo­na­ti­gen Dis­kus­si­ons­pro­zes­ses inner­halb der Initia­tive kul­tu­relle Integration.

1 Mit­glie­der der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion sind: ARD, Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft der Freien Wohl­fahrts­pflege, Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft der Immi­gran­ten­ver­bände in Deutsch­land, Bun­des­mi­nis­te­rium des Innern und für Hei­mat, Bun­des­mi­nis­te­rium für Arbeit und Sozia­les, Bun­des­ver­band Digi­tal­pu­blisher und Zei­tungs­ver­le­ger, Bun­des­ver­ei­ni­gung der Deut­schen Arbeit­ge­ber­ver­bände, Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz, dbb beam­ten­bund und tarif­union, Deut­scher Gewerk­schafts­bund, Deut­scher Jour­na­lis­ten-Ver­band, Deut­scher Kul­tur­rat, Deut­scher Land­kreis­tag, Deut­scher Natur­schutz­ring, Deut­scher Olym­pi­scher Sport­bund, Deut­scher Städte- und Gemein­de­bund, Deut­scher Städ­te­tag, Die Beauf­tragte der Bun­des­re­gie­rung für Kul­tur und Medien, Die Beauf­tragte der Bun­des­re­gie­rung für Migra­tion, Flücht­linge und Inte­gra­tion, zugleich Beauf­tragte für Anti­ras­sis­mus, Evan­ge­li­sche Kir­che in Deutsch­land, Forum der Migran­tin­nen und Migran­ten im Pari­tä­ti­schen, Koor­di­na­ti­ons­rat der Mus­lime, Kul­tur­mi­nis­ter­kon­fe­renz, MVFP Medi­en­ver­band der freien Presse, neue deut­sche orga­ni­sa­tio­nen – das post­mi­gran­ti­sche Netz­werk, VAUNET – Ver­band Pri­va­ter Medien, ZDF, Zen­tral­rat der Juden in Deutschland

2 Zusam­men­halt in Viel­falt – 15 The­sen der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion https://www.kulturelle-integration.de/wp-content/uploads/2021/09/IKI_15-Thesen_Publikation.pdf

3 Gegen Ras­sis­mus und Aus­gren­zung! Für Zusam­men­halt in Viel­falt! https://www.kulturelle-integration.de/wp-content/uploads/2022/02/Resolution_Gegen-Rassismus-und-Ausgrenzung.pdf Sechs Jahre nach der öffent­li­chen Vor­stel­lung der 15 The­sen „Zusam­men­halt in Viel­falt“ galt es ange­sichts der welt­wei­ten Ver­än­de­rungs­pro­zesse mit fri­schem Blick auf die The­sen zu bli­cken. Die vor­lie­gen­den aktua­li­sier­ten 15 The­sen „Zusam­men­halt in Viel­falt“ sind das Ergeb­nis eines mehr­mo­na­ti­gen Dis­kus­si­ons­pro­zes­ses inner­halb der Initia­tive kul­tu­relle Integration.

4 Für Zusam­men­halt in Viel­falt. Die Zukunft des Bür­ger­schaft­li­chen Enga­ge­ments gestal­ten https://www.kulturelle-integration.de/wp-content/uploads/2020/09/IKI-Grundsatzpapier_Buergerschaftliches-Engagement.pdf

5 Erste Jah­res­ta­gung „Zur Dis­kus­sion gestellt …“ am 29.05.2018. Mehr unter: https://www.kulturelle-integration.de/termin/jahrestagung-der-initiative-
kul­tu­relle-inte­gra­tion-zur-dis­kus­sion-gestellt/ Zweite Jah­res­ta­gung „Inte­gra­tion, Demo­kra­tie und Medien“ am 03.09.2019. Mehr unter: https://www.kulturelle-integration.de/termin/zweite-jahrestagung-der-initiative-kulturelle-integration/ Dritte Jah­res­ta­gung „Bür­ger­schaft­li­ches Enga­ge­ment: Viel­falt gestal­ten“ am 15.09.2020. Mehr unter: https://www.kulturelle-integration.de/termin/dritte-jahrestagung-der-initiative-kulturelle-integration/ Vierte Jah­res­ta­gung „Zusam­men­halt in Viel­falt: Inte­gra­tion durch Arbeit“ am 08.06.2021. Mehr unter: https://www.kulturelle-integration.de/termin/vierte-jahrestagung-der-initiative-kulturelle-integration/ Fünfte Jah­res­ta­gung „Zusam­men­halt gegen Ras­sis­mus“ am 02.06.2022. Mehr unter: https://www.kulturelle-integration.de/termin/fuenfte-jahrestagung-der-initiative-kulturelle-integration-zusammenhalt-gegen-rassismus/

6 Foto­wett­be­werb: „Zusam­men­halt in Viel­falt – Jüdi­scher All­tag in Deutsch­land“ im Jahr 2020. Mehr unter: https://www.kulturelle-integration.de/aktuelles/fotowettbewerb/ Schreib­wett­be­werb: „L’Chaim: Schreib zum jüdi­schen Leben in Deutsch­land“ im Jahr 2022. Mehr unter: https://www.kulturelle-integration.de/schreibwettbewerb/ Schul­thea­ter­tref­fen: „Hanau – Schul­thea­ter für Zusam­men­halt in Viel­falt“ im Jahr 2023. Mehr unter: https://www.kulturelle-integration.de/schultheater-hanau/

7 Tagung: 75 Jahre Befrei­ung des Kon­zen­tra­ti­ons­la­gers Ausch­witz – „Die Aus­ein­an­der­set­zung mit der Geschichte ist nie abge­schlos­sen“ am 28.01.2020. Mehr unter: https://www.kulturelle-integration.de/termin/tagung-erinnerungskultur/Thementag „Medi­en­bild im Wan­del: Jüdin­nen und Juden in Deutsch­land“ am 07.10.2021. Mehr unter: https://www.kulturelle-integration.de/termin/thementag-medienbild-im-wandel-juedinnen-und-juden-in-deutschland/