Fachtagung der Initiative kulturelle Integration zum Aktionstag Halle zum fünften Gedenktag an den Anschlag auf die Synagoge in Halle (am 9. Oktober 2019) in Kooperation mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus sowie dem Zentralrat der Juden in Deutschland
Wann: Montag, 18. November 2024, 10.00-17.00 Uhr
Wo: Jüdisches Museum Frankfurt, Bertha-Pappenheim-Platz 1, 60311 Frankfurt am Main
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Sollen sich Jüdinnen und Juden anpassen oder als Kollektiv zeigen und behaupten? Wie gestaltet sich das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober 2023? Diese Fragestellungen stehen im Zentrum der Fachtagung „Jüdisches Leben in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Autonomie“. Sie wurde gemeinsam mit dem israelischen Soziologen Prof. em. Dr. Natan Sznaider, Prof. Dr. Doron Kiesel, dem Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland, und der Leiterin des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main Prof. Dr. Mirjam Wenzel konzipiert.
Den Eröffnungsvortrag hielt Prof. em. Dr. Natan Sznaider. Darüber hinaus kamen folgende Rednerinnen und Redner zu Wort:
- Prof. Dr. Dr. Michel Friedman, Jurist, Publizist und Philosoph
- Timon Gremmels, Vorsitzender der Kultur-Ministerkonferenz und Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur
- Dr. Kurt Grünberg, Psychoanalytiker und Gründungsmitglied des Treffpunkts für Überlebende der Shoah
- Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main
- Liora Hilb, Schauspielerin und Theatermacherin
- Prof. Dr. Doron Kiesel, Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland
- Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus
- Dr. Yael Kupferberg, Vertretungsprofessorin an der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main
- Prof. Dr. Frederek Musall, Professor für Jüdische Studien/Religionswissenschaft an der Universität Würzburg
- Dr. Doron Rabinovici, Schriftsteller und Historiker
- Dr. Deborah Schnabel, Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank
- Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
- Ron Segal, Autor und Filmemacher
- Hanna Veiler, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland
- Prof. Dr. Mirjam Wenzel, Leiterin des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main
- Olaf Zimmermann, Sprecher der Initiative kulturelle Integration und Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
- Moderation: Shelly Kupferberg, Journalistin und Moderatorin
Künstlerisch wird die Fachtagung von Ron Segal, Autor, Filmemacher und Preisträger des Schreibwettbewerbs „L´Chaim“ und Anna Syrkina, Preisträgerin des Poetry-Slam Wettbewerbs „Slammt Tacheles!“ abgerundet.
Das detaillierte Programm der Fachtagung finden Sie hier.
Fotos: Rafael Herlich
Statements der vier Kooperationspartner:
Kulturstaatsministerin Claudia Roth: „Der ‚Aktionstag Halle‘ hat in den vergangenen fünf Jahren gezeigt, wie lebendig und vielfältig jüdisches Leben in Deutschland ist und dass es ganz selbstverständlich zu unserer Gesellschaft gehört. Doch nach dem grausamen Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 haben die Anfeindungen gegen jüdische Menschen auch in Deutschland dramatisch zugenommen. Das ist beschämend. Unter diesen Vorzeichen ist es folgerichtig, dass die Fachtagung neben der Sichtbarkeit vor allem auch die Sicherheit jüdischer Menschen in Deutschland – ohne falsche Anpassungszwänge – in den Mittelpunkt stellt. Im Kampf gegen Antisemitismus gibt es keinen Raum für Zwischentöne. Der Schutz der Menschenwürde ist das Fundament unserer Demokratie. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens gegen Hass und Ausgrenzung einzustehen und so ein friedliches Zusammenleben in Respekt und Vielfalt zu fördern. Deshalb ist es wichtig, dass der Aktionstag Halle auch künftig durchgeführt wird.“
Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus: „Mit dieser Tagung stellt die Initiative Kulturelle Integration zwei Zeitpunkte unserer jüngsten Geschichte in den Fokus, die die Lebensrealitäten der Jüdinnen und Juden nicht nur verändert, sondern erschüttert haben. Schon der Anschlag von Halle hat der jüdischen Gemeinschaft den mörderischen Hass, der auch in unserer Gesellschaft gegen sie herrscht, brutal vor Augen geführt. Seit dem 7. Oktober 2023 leben viele Jüdinnen und Juden in einer Unsicherheit, die sie seit Generationen nicht mehr erfahren mussten. Ich betone immer wieder: Der Kampf gegen Antisemitismus kann vom Staat nur unterstützt werden. Die eigentliche Anstrengung muss aus der Zivilgesellschaft kommen, weshalb ich der Initiative Kulturelle Integration und Olaf Zimmermann für diese Initiative dankbar bin.“
Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland: „Den Zentralrat erreichen regelmäßig Nachrichten, in denen jüdische und israelische Kunst- und Kulturschaffende von Ausgrenzung und Diskriminierung berichten. Auffälligerweise wird es in hohem Maße toleriert, wenn sich diese Diskriminierung gegen Jüdinnen und Juden richtet. Die Botschaft dahinter lautet: Ihr gehört nicht wirklich dazu. Genau dagegen richten sich seit nun fünf Jahren die Wettbewerbe und Fachtagungen der Initiative kulturelle Integration. Wir dürfen nicht zusehen, wenn die Ausgrenzung von Jüdinnen und Juden als legitimes oder friedliches Protestmittel verklärt und relativiert wird.“
Olaf Zimmermann, Sprecher der Initiative kulturelle Integration und Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates: „In Gedenken an den Anschlag auf die Synagoge in Halle haben sich die Kooperationspartner vor fünf Jahren zum Ziel gesetzt, die Vielfalt jüdischen Lebens in der Mitte unserer Gesellschaft sichtbarer zu machen. Die verschiedenen Wettbewerbe und Tagungen haben uns wertvolle Einblicke und Erkenntnisse beschert und uns eindrücklich den Wert einer offenen Gesellschaft vor Augen geführt. Wenn jüdisches Leben nach dem 7. Oktober 2023 wieder an Sichtbarkeit einbüßt, trifft es uns alle: unsere Demokratie, unsere plurale Gesellschaft, unseren Rechtsstaat. Dem müssen wir entschieden entgegentreten: Jüdinnen und Juden in Deutschland brauchen mehr Sicherheit und mehr Verbündete.“
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