Talk­shows sind keine Wrestling-Kämpfe

Zuschau­er­inter­esse an Talk-Sen­dun­gen ist rückläufig

Neben Son­der­sen­dun­gen und ver­län­ger­ten Nach­rich­ten­aus­ga­ben setzt die ARD bei der Infor­ma­tion über die Coro­na­vi­rus-Epi­de­mie sehr stark auf auch ihre Talk­show-Armada. Doch die Zuschauer erwar­ten in die­ser schwie­ri­gen Zeit vor allem kom­pe­tente, sach­li­che Infor­ma­tio­nen und kei­nen all­ge­mei­nen Meinungsaustausch.

„Vor Kur­zem luden die Grü­nen zu einem medi­en­po­li­ti­schen Din­ner nach Ber­lin. Es ging um Poli­tik und Medien, und das heißt für die meis­ten Par­tei­mit­glie­der: um Poli­tik und Fern­se­hen. Die anwe­sen­den Spit­zen­ver­tre­ter des öffent­lich-recht­li­chen Fern­se­hens brach­ten sich unter ande­rem so ein, dass die Talk­shows der poli­ti­schen Kul­tur, ja der Auf­klä­rung dien­ten. Das sind große Worte für ein hüb­sches Nichts. Was wird in jenen abge­film­ten Stuhl­krei­sen aus­ge­tauscht außen Stan­zen und Scha­blo­nen? Wann wer­den schon mal tie­fere Argu­men­ta­ti­ons­ebe­nen erreicht? Wenn es kom­pli­ziert wird, mel­det sich garan­tiert die Mode­ra­to­rin oder der Mode­ra­tor. Es könnte ja jemand umschal­ten.“ Die­ses Zitat aus der Süd­deut­schen Zei­tung ist nahezu zehn Jahre alt, es könnte aber auch von heute sein. Die Vor­sit­zende der Grü­nen, Anna­lena Baer­bock, war 2019 übri­gens die Poli­ti­ke­rin mit den meis­ten Talk­show-Auf­trit­ten. Betrach­tet man die unend­li­chen Ana­ly­sen, unge­zähl­ten Arti­kel in Zei­tun­gen und Mei­nun­gen in Blogs oder sozia­len Netz­wer­ken, hat sich seit 2010 anschei­nend nichts oder kaum etwas geän­dert. Die Zahl der Talk­shows in ARD und ZDF ins­ge­samt hat sich sogar noch erhöht. Vor allem die ARD ist hier sehr inno­va­tiv. Zwar nicht bei den Kon­zep­ten, son­dern bei den Sendeplätzen.

Im Herbst ver­gan­ge­nen Jah­res hat die ARD das neue For­mat „Talk am Diens­tag“ ein­ge­führt. Hier erhal­ten bewährte Sen­dun­gen wie „Köl­ner Treff“ oder „NDR Talk­show“ jetzt auch einen Platz im Ers­ten, dazu kom­men neue For­mate wie „Talk aus Ber­lin“ oder „Bau­er­feind“. Sie­ben For­mate wer­den hier von die­sem Früh­jahr an immer diens­tags um 22:45 Uhr gezeigt. Nun könnte man natür­lich fra­gen, warum die­ser Sen­de­platz nicht für Doku­men­tar­filme genutzt wird, an denen im öffent­lich-recht­li­chen Fern­se­hen nach wie vor Man­gel herrscht. Aber das ist ein ande­res Thema …

Reich­wei­ten von Talk-For­ma­ten sind über­wie­gend rückläufig

„Die Ent­schei­dung, den ein­zi­gen Wochen­tag, an dem es kein Promi- oder Polit-Pala­ver in der ARD gibt, nun auch noch mit einer Rede-Runde zu bestü­cken, mutet selt­sam an. Zumal der Sen­de­platz sonst nicht ein­deu­tig fest­ge­legt war und Raum für Pro­duk­tio­nen ließ, die den Pro­gramm­ge­stal­tern zu unge­wöhn­lich oder anspruchs­voll für den TV-Film am Mitt­woch schie­nen, wie etwa ‚Über Bar­ba­ros­sa­platz‘ mit Bibiana Beglau oder Axel Ranischs ‚Fami­lie Lotz­mann'“, schrieb dazu die Frank­fur­ter Rund­schau. Zusam­men mit dem „Pres­se­club“ und den drei soge­nann­ten Poli­tik­talks „Anne Will“, „Hart aber fair“ und „Maisch­ber­ger“ lau­fen im Ers­ten elf Talk-For­mate, dazu kom­men noch etli­che Quas­sel­run­den in den Drit­ten. Im ZDF gibt es mit „May­brit Ill­ner“, „Mar­kus Lanz“ und im Som­mer mit „Dunja Hayali“ drei Gesprächssendungen.

Die Zuschau­er­reich­wei­ten für „Talk am Diens­tag“ sind bis­her nur mäßig. „River­boat“, das erfolg­reichste Talk-For­mat im Drit­ten, vom MDR, ist diens­tags übri­gens nicht ver­tre­ten. Der bun­des­weite Markt­an­teil stieg von 2,9 auf 3,4 Pro­zent. Noch deut­li­cher ist der Erfolg des Talks im Sen­de­ge­biet des MDR: Hier klet­terte der Markt­an­teil von 13,9 Pro­zent in 2018 auf jetzt 16,5 Pro­zent. Die „NDR Talk Show Ham­burg“ (NDR) – an zwei­ter Stelle – kommt dage­gen frei­tags nur auf 11,9 Pro­zent und der „Köl­ner Treff“ (WDR) auf ganze 8,8 Prozent.

Ein gestie­ge­nes Inter­esse an Talk­shows war also sicher nicht der Beweg­grund für ARD-Pro­gramm­chef Vol­ker Her­res, hier auf­zu­rüs­ten, denn die Zuschau­er­zah­len sind für die Poli­tik­talks rück­läu­fig. In der Sai­son 2018/19 – aktu­el­lere Zah­len lie­gen noch nicht vor – talkte „Anne Will“ unan­ge­foch­ten an der Spitze. Durch­schnitt­lich 3,36 Mil­lio­nen Zuschaue­rin­nen und Zuschauer haben Sonn­tag für Sonn­tag den 60-Minu­ten-Talk nach dem „Tat­ort“ ein­ge­schal­tet. Das ist im Ver­gleich mit dem Wert in der Sai­son 2017/18 ein Ver­lust von fast 400.000 Zuschau­ern. Auch die übri­gen ARD-Ange­bote ver­zeich­nen sin­kende Auf­merk­sam­keit. „Hart aber fair“ erreichte durch­schnitt­lich 2,52 Mil­lio­nen Zuschauer, davor waren es noch 2,95 Mil­lio­nen. Bei „Maisch­ber­ger“ lie­gen die Zuschau­er­zah­len bei 1,25 Mil­lio­nen zu 1,49 Mil­lio­nen im Jahr 2017/18. Bei der ZDF-Kon­kur­renz sieht der Trend nicht anders aus: Der Wert für „May­brit Ill­ner“ ist von 2,60 Mil­lio­nen 2017/18 auf 2,45 Mil­lio­nen 2018/19 gesun­ken. Im Ver­gleich hat sich das ZDF-For­mat noch am bes­ten gehalten.

Rech­net man alle vier Sen­dun­gen zusam­men, errei­chen sie an die zehn Mil­lio­nen Zuschauer, die sich für aktu­elle poli­ti­sche The­men inter­es­sie­ren und Ant­wor­ten auf ihre Fra­gen haben möch­ten. Das sind zehn Mil­lio­nen Bür­ger, die sich nicht in einer Fil­ter­blase ver­ste­cken. Dar­aus wächst natür­lich für die öffent­lich-recht­li­chen Ange­bote auch eine große Verantwortung.

Talk­shows för­dern die „Empö­rungs­de­mo­kra­tie“

In sei­nem Buch „Die große Gereizt­heit“ spricht Medi­en­wis­sen­schaft­ler Bern­hard Pörk­sen von einer „Empö­rungs­de­mo­kra­tie“ in Zei­ten digi­ta­ler Medien. Er hofft auf ein all­ge­mei­nes Ein­se­hen und for­dert eine Rück­kehr zu Wahr­heits­ori­en­tie­rung, Skep­sis und Transparenz.

Die Polit­talks fol­gen – in der Hoff­nung, so hohe Ein­schalt­quo­ten zu errei­chen – mit ihren nach Extrem­po­si­tio­nen zusam­men­ge­stell­ten Run­den – zu jeder These muss es eine Anti­these geben – der Logik die­ser künst­lich befeu­er­ten Empö­rungs­me­cha­nik. An die­ser Ent­wick­lung haben auch man­che Medien ihren Anteil. Talk­shows wer­den in Tages­zei­tun­gen zum Teil rezen­siert wie Thea­ter­auf­füh­run­gen. Damit bekom­men sie mehr Gewicht, als sie für die Mei­nungs­bil­dung haben, das führt auch in sozia­len Netz­wer­ken zu über­flüs­si­gen auf­ge­reg­ten Reaktionen.

Die Talk­show­gäste von 2019 bele­gen die­ses „Empörungs“-Strickmuster: Manch ein Zuschauer der öffent­lich-recht­li­chen Sen­der meint, es seien immer die glei­chen Poli­ti­ker bei den vier gro­ßen Polit-Talk­shows zu sehen. Eine Ana­lyse des Redak­ti­ons­netz­werks Deutsch­land (RND) zeigt, dass die Annahme nicht täuscht. Am häu­figs­ten zu Gast in den Polit­talks der Öffent­lich-Recht­li­chen 2019 waren Poli­ti­ker der Union. Ins­ge­samt 86 Mal saßen Ver­tre­ter der Union bei „Anne Will“, „May­brit Ill­ner“, „Hart aber fair“ oder „Maisch­ber­ger“. Beson­ders gern vor die Schein­wer­fer gegan­gen ist CDU-Abge­ord­ne­ter Nor­bert Rött­gen, seit jüngs­tem Kan­di­dat für den CDU-Par­tei­vor­sitz. Juso-Chef Kevin Küh­nert war 2019 das Gesicht der Sozi­al­de­mo­kra­ten. Mit 17,4 Pro­zent der Besuchs­an­teile in den vier Talk­shows „Anne Will“, „May­brit Ill­ner“, „Hart aber fair“ und „Maisch­ber­ger“ waren Ver­tre­ter der Grü­nen am dritt­häu­figs­ten Teil­neh­mer von Polit-Talks im Jahr 2019. Ins­ge­samt 43 Mal waren sie zu Gast. Auf­fäl­lig ist – anders als bei Union und SPD –, dass der Besuchs­an­teil weit über dem Sitz­an­teil der Grü­nen im Bun­des­tag liegt. Die­ser liegt bei 9,5 Pro­zent. Am häu­figs­ten waren die Grü­nen-Co-Che­fin Anna­lena Baer­bock (10 Besu­che), Frak­ti­ons­vor­sit­zende Kat­rin Göring-Eckardt (7 Besu­che) und Co-Par­tei­chef Robert Habeck (6 Besu­che) zu Gast bei ARD und ZDF. Damit war Baer­bock im ver­gan­ge­nen Jahr häu­fi­ger in den wöchent­li­chen Talk­shows der öffent­lich-recht­li­chen TV-Sen­der zu Gast als jeder andere Poli­ti­ker. Am sel­tens­ten ein­ge­la­den war die Alter­na­tive für Deutsch­land (AfD). Mit 5,2 Pro­zent hat die rechts­po­pu­lis­ti­sche Par­tei den gerings­ten Anteil an den Talk­show­auf­trit­ten im Jahr 2019. Die­ser Wert ist gerin­ger als der Sitz­an­teil der AfD im Bun­des­tag, der bei 12,8 Pro­zent liegt. Blickt man auf alle Poli­ti­ker, die seit dem Sen­de­start der vier Talk­shows jemals ein­ge­la­den wur­den, ergibt sich fol­gen­des Bild: Gesamt-Rekord­hal­te­rin ist Sahra Wagen­knecht (Linke) mit ins­ge­samt 79 Auf­trit­ten. Auf dem zwei­ten Platz folgt ihr Par­tei­kol­lege Gre­gor Gysi mit 68 Ein­la­dun­gen. Bei­des geübte Auf­re­ger und Empö­rer. Platz 3: Nor­bert Rött­gen (67). Eben­falls in den Top Ten: Jür­gen Trit­tin (Grüne, 63 Auf­tritte), Kat­rin Göring-Eckardt (Grüne), Mar­kus Söder (CSU), Oskar Lafon­taine (Linke, alle je 63 Auf­tritte), Wolf­gang Bos­bach (CDU, 60 Auf­tritte), Renate Kün­ast (Grüne) und Ursula von der Leyen (CDU, je 58 Einladungen).

Gesell­schaft­li­che Situa­tion wird ver­zerrt abgebildet

Eine Ana­lyse des vom Fami­li­en­mi­nis­te­rium geför­der­ten Netz­werks „CLAIM“ zum Talk-Gesche­hen im öffent­lich-recht­li­chen Fern­se­hen schließt mit har­scher Kri­tik. Weil nach Ansicht der Ver­fas­ser nicht genug Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund in den gro­ßen Poli­tik-Run­den auf­tau­chen und auch nicht genug Frauen. Abge­se­hen von einem For­mat sind auch Ost­deut­sche unterrepräsentiert.

Im Okto­ber hatte „Neue Deut­sche Medi­en­ma­cher, ein Zusam­men­schluss von Jour­na­lis­ten, den Öffent­lich-Recht­li­chen die „Gol­dene Kar­tof­fel 2019“ zuge­spro­chen. Es werde ein „ver­zerr­tes Bild vom Zusam­men­le­ben im Ein­wan­de­rungs­land Deutsch­land“ gezeich­net, hieß es in der Begrün­dung – unter ande­rem sei die Gäs­te­aus­wahl dis­kri­mi­nie­rend. Ange­spro­chen waren damals die Shows „Hart aber fair“, „Maisch­ber­ger“, „Anne Will“ (alle ARD) und „May­brit Ill­ner“ (ZDF).

Um mit The­men, Per­so­nen und auch der Struk­tur bes­ser der gesell­schaft­li­chen Rea­li­tät und den Erwar­tun­gen der Zuschauer an fun­dier­ter Infor­ma­tion und Argu­men­ta­tion zu ent­spre­chen, ist keine grund­le­gende Reform des For­mats Polit­talk not­wen­dig. Die Mode­ra­to­rin­nen und Mode­ra­to­ren sind pro­fi­lierte Jour­na­lis­ten, ein gro­ßer Redak­ti­ons­stab berei­tet jede Sen­dung gründ­lich vor. Die Jour­na­lis­ten sind aller­dings ein­ge­schnürt in starre Kon­zepte, set­zen im Wett­be­werb um Auf­merk­sam­keit vor allem auf Kon­tro­ver­sen, Show­ef­fekte und Rede­du­elle und stre­ben zudem nach Exklu­siv­mel­dun­gen und zit­tern vor schlech­ten Ein­schalt­quo­ten. Denn es steht für die meis­ten auch wirt­schaft­lich viel auf dem Spiel. Abge­se­hen von „May­brit Ill­ner“ wer­den alle poli­ti­schen Talk­shows von TV-Fir­men pro­du­ziert, die ent­we­der den Mode­ra­to­ren gehö­ren oder an denen sie maß­geb­lich betei­ligt sind. Bei einer Ana­lyse der Kom­mis­sion zur Ermitt­lung des Finanz­be­darfs (KEF) aus dem Jahr 2014 drängt sich gera­dezu die Frage auf, ob diese Sen­dun­gen in der gegen­wär­ti­gen Ver­fas­sung auch ihr Geld wert sind. Aktu­el­lere Zah­len exis­tie­ren – unter Ver­weis auf das Geschäfts­ge­heim­nis von Ver­trä­gen – nicht. Es ist jedoch nicht zu ver­mu­ten, dass weni­ger bezahlt wird. Am teu­ers­ten ist Frank Plas­bergs Show mit 6,92 Mil­lio­nen für 33 Sen­dun­gen. Es folgt „Anne Will“, deren 36 Sen­dun­gen 6,46 Mil­lio­nen Euro kos­ten. Bei „May­brit Ill­ner“ ent­ste­hen für 38 Sen­dun­gen Kos­ten von 4,31 Mil­lio­nen Euro und bei „San­dra Maisch­ber­ger“ sind für 40 Sen­dun­gen 4,27 Mil­lio­nen Euro fäl­lig. Am gerings­ten waren die Gesamt­kos­ten für „Mar­kus Lanz“. Nach Berech­nun­gen des ZDF kos­tet eine Talk­show pro Sen­dung im Schnitt 147.000 Euro, eine Folge von Terra X 300.000 Euro, ein Fern­seh­film 2,5 Mil­lio­nen Euro. Dass poli­ti­sche Gesprächs­sen­dun­gen preis­wer­ter zu pro­du­zie­ren sind als fik­tio­nale Ange­bote, sollte nicht zu dem Trug­schluss füh­ren, dass sie Bil­lig­ware, „Weg­werf­pro­dukte“ sind. Sie könn­ten ange­sichts kom­pli­zier­ter wer­den­der Ent­wick­lun­gen ein wich­ti­ger Bestand­teil des Infor­ma­ti­ons­auf­tra­ges der öffent­lich-recht­li­chen Sen­der wer­den, wenn sie sich um ehr­li­che Ana­ly­sen und unauf­ge­reg­ten Mei­nungs­aus­tausch bemü­hen würden.

Gesprächs­sen­dun­gen im öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk müs­sen ein Ort „zivi­li­sier­ten Streits“ sein

In ihrer Wei­ma­rer Rede im Februar „Die Macht der Worte: Wie viel Frei­heit braucht die Demo­kra­tie und wie viel Frei­heit ver­trägt die Demo­kra­tie?“, betonte Kul­tur­staats­mi­nis­te­rin Grüt­ters, dass Demo­kra­tie ebenso auf Ver­stän­di­gung ange­wie­sen sei, wie sie der Frei­heit des Wor­tes ver­pflich­tet ist. „Eine Gesell­schaft, die das zivi­li­sierte Strei­ten ver­lernt, ver­liert ihre Fähig­keit, Kon­flikte aus­zu­tra­gen und Kom­pro­misse zu erzie­len, und damit ihre demo­kra­ti­sche Kern­kom­pe­tenz“, so Grütters.

Ein sol­cher Ort „zivi­li­sier­ten Streits“ müs­sen Gesprächs­sen­dun­gen im öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk sein. Das setzt aber vor­aus, dass es weni­ger wer­den, sich das Kon­zept ändert, das Mei­nun­gen aus­ge­tauscht wer­den und nicht wie in Scripted Rea­lity jeder seine Rolle zuge­wie­sen bekommt oder wie bei Wrest­ling-Kämp­fen ein­ge­übte Stunt­shows abge­lie­fert werden.

Vor knapp zwei Jah­ren hat der Geschäfts­füh­rer des Deut­schen Kul­tur­ra­tes, Olaf Zim­mer­mann, die ein­sei­tige The­men­aus­wahl und die Qua­li­tät der Talk­shows in ARD und ZDF kri­ti­siert. Er emp­fahl den Sen­dern eine ein­jäh­rige Pause. Die­ser Vor­schlag wurde von den Anstal­ten und Prot­ago­nis­ten ent­rüs­tet abgelehnt.

Es ist an der Zeit, dar­über erneut nach­zu­den­ken. Im Ergeb­nis müs­sen nicht alle Talk­shows pau­sie­ren, aber die Ver­ant­wort­li­chen soll­ten end­lich mit der Reform begin­nen. Dabei kann man durch­aus auch ins eigene Archiv sehen: Vor fast 50 Jah­ren hatte Diet­mar Schön­herr in der ers­ten deut­schen Talk­show „Je spä­ter der Abend“ seine Gäste auf span­nende Weise, aber stets respekt­voll befragt. Das würde man sich heute auch bei den poli­ti­schen The­men wie­der wün­schen. Ein­zig „Maisch­ber­ger“ zeigt bis­her Mut zu Inno­va­tio­nen mit „maischberger.die woche“ und „maischberger.vor ort“. Die Ver­träge der ARD für „Anne Will“, „Hart aber fair“ und „Maisch­ber­ger“ lau­fen wohl Ende des Jah­res aus. Das wäre die Chance für neue Kon­zepte für alle drei Sendungen.

Die­ser Text ist zuerst erschie­nen in Poli­tik & Kul­tur 04/2020.

Von |2020-04-06T11:38:59+02:00April 6th, 2020|Medien|Kommentare deaktiviert für

Talk­shows sind keine Wrestling-Kämpfe

Zuschau­er­inter­esse an Talk-Sen­dun­gen ist rückläufig

Helmut Hartung ist Chefredakteur des Blogs medienpolitik.net.