Frank Bösch: Zei­ten­wende 1979. Als die Welt von heute begann

Das jahr 1979 steht für Kri­sen, Auf­brü­che, Revo­lu­tio­nen: In die­sem Jahr fand z. B. die ira­ni­sche Revo­lu­tion statt, auch Mar­ga­ret That­chers Neo­li­be­ra­lis­mus oder der AKW-Unfall von Har­ris­burg präg­ten es. Gewagt ist jedoch die Idee von Frank Bösch, das Jahr 1979 als Jahr einer Zei­ten­wende zu beschrei­ben. Frank Bösch selbst schreibt im Nach­wort sei­nes Buches „Zei­ten­wende 1979. Als die Welt von heute begann“, dass er selbst bei einer His­to­ri­ker­ta­gung ein­mal beson­ders ori­gi­nell sein wollte und daher mit Blick auf das ein­schnei­dende Jahr 1989 bemerkte, dass die Zei­ten­wende doch eigent­lich zehn Jahre zuvor begon­nen habe. Die­ser Frage geht er in dem Buch „Zei­ten­wende 1979. Als die Welt von heute begann“ nach.

Dabei wid­met er sich in zehn Kapi­teln inter­na­tio­na­len Fra­gen, z. B. der Revo­lu­tion im Iran, Chi­nas Öff­nung unter Deng Xiao­ping, Boat Peo­ple aus Viet­nam u.v.m.
Bösch zeigt an die­sen und wei­te­ren Ereig­nis­sen auf, wel­che Wir­kung sie in der sei­ner­zeit bipo­la­ren Welt hat­ten, und wel­che Bedeu­tung sie noch heute haben. Dabei beruft er sich zum Teil auf bis­her unbe­kannte Dokumente.
Beson­ders inter­es­sant sind dabei seine Rück­be­züge zur bun­des­deut­schen Poli­tik, so z. B. das große Enga­ge­ment der Kon­ser­va­ti­ven in der Auf­nahme von Flücht­lin­gen aus Viet­nam auch als Gegen­pol zum Ein­tre­ten der Sozi­al­de­mo­kra­ten und von Kir­chen für die Befrei­ungs­be­we­gun­gen in Süd­ame­rika und spe­zi­ell in Nicaragua.

Das beson­dere Ver­dienst von Bösch liegt darin, grö­ßere Linien auf­zu­zei­gen. Nicht jedes Kapi­tel ist gleich gut gelun­gen, ins­ge­samt ist das Buch aber ein sehr gro­ßer Gewinn und lässt sich her­vor­ra­gend lesen.

Gabriele Schulz

Frank Bösch. Zei­ten­wende 1979: Als die Welt von heute begann. Mün­chen 2019

Von |2020-04-30T15:54:59+02:00Februar 5th, 2020|Rezension|Kommentare deaktiviert für Frank Bösch: Zei­ten­wende 1979. Als die Welt von heute begann
Gabriele Schulz ist Stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Kulturrates.