Johann König mit Daniel Schrei­ber: Blin­der Galerist

Es gehört schon eini­ges an Chuzpe dazu, mit noch nicht ein­mal 40 seine Auto­bio­gra­fie vor­zu­le­gen. Johann König hat zusam­men mit Daniel Schrei­ber diese Chuzpe und es ist ein atem­lo­ses, sehr lesens­wer­tes Buch ent­stan­den. König, der durch einen Unfall mit Platz­pa­tro­nen als Zwölf­jäh­ri­ger erblin­dete, beschreibt in dem Buch, wie es ihm gelun­gen ist, trotz oder auch viel­leicht wegen sei­ner Behin­de­rung ein erfolg­rei­cher Gale­rist zu wer­den. Gleich zu Beginn zieht er den Leser in den Bann, wenn er ihn teil­ha­ben lässt an den Fähr­nis­sen des Allein­rei­sens als Blin­der in einer Welt, die durch Zei­chen und Schrift geprägt ist. Er beschreibt seine Arbeit als Gale­rist, bei der es weni­ger auf das Sehen als viel­mehr auf die dahin­ter ste­hen­den Kon­zepte ankommt.

Dabei geizt er nicht damit, seine Erfolge vor­zu­stel­len, lässt aber auch tief in die Müh­sal bli­cken, sich als Gale­rist einen Namen machen zu müs­sen und manch­mal mehr zu behaup­ten, als tat­säch­lich vor­han­den ist. Sein Wage­mut und seine Uner­schro­cken­heit ver­zeiht man­che Über­trei­bung. König bie­tet einen Ein­blick in das Geschäft eines Gale­ris­ten, macht Rech­nun­gen auf, wie viel vom Erlös des ver­kauf­ten Kunst­wer­kes letzt­lich bei ihm bleibt. Und immer wie­der beschreibt er das Ver­hält­nis zwi­schen Gale­rist und Künst­ler, das einer­seits eine Geschäfts­be­zie­hung ist, aber auch mehr sein muss. Geschickt webt König die Geschichte sei­ner Fami­lie, ins­be­son­dere das Ver­hält­nis zu sei­nem Vater Kas­per König, sei­ner Mut­ter Edda Köchl-König  und sei­nem Onkel Walt­her König, ein, ohne von sei­nem eige­nen Erwach­se­nen­le­ben zu viel preis­zu­ge­ben. Wie stark Kunst sein Auf­wach­sen geprägt hat und wie selbst­ver­ständ­lich Kunst zu sei­nem Leben gehört, wird en pas­sant deutlich.

Genauso selbst­ver­ständ­lich beschreibt König, was es heißt, blind zu sein, sowie sei­nen Kampf dank immer neuer Ope­ra­tio­nen und Behand­lun­gen einen klei­nen Teil an Seh­kraft zu erlan­gen. Ein Buch, das in den Bann zieht und nicht loslässt.

Gabriele Schulz

Johann König mit Daniel Schrei­ber: Blin­der Gale­rist. Ber­lin 2019

Von |2019-12-06T11:35:08+01:00Oktober 31st, 2019|Rezension|Kommentare deaktiviert für Johann König mit Daniel Schrei­ber: Blin­der Galerist
Gabriele Schulz ist Stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Kulturrates.