Gabriele Schulz 31. Oktober 2019 Logo_Initiative_print.png

Johann König mit Daniel Schrei­ber: Blin­der Galerist

Es gehört schon einiges an Chuzpe dazu, mit noch nicht einmal 40 seine Autobiografie vorzulegen. Johann König hat zusammen mit Daniel Schreiber diese Chuzpe und es ist ein atemloses, sehr lesenswertes Buch entstanden. König, der durch einen Unfall mit Platzpatronen als Zwölfjähriger erblindete, beschreibt in dem Buch, wie es ihm gelungen ist, trotz oder auch vielleicht wegen seiner Behinderung ein erfolgreicher Galerist zu werden. Gleich zu Beginn zieht er den Leser in den Bann, wenn er ihn teilhaben lässt an den Fährnissen des Alleinreisens als Blinder in einer Welt, die durch Zeichen und Schrift geprägt ist. Er beschreibt seine Arbeit als Galerist, bei der es weniger auf das Sehen als vielmehr auf die dahinter stehenden Konzepte ankommt.

Dabei geizt er nicht damit, seine Erfolge vorzustellen, lässt aber auch tief in die Mühsal blicken, sich als Galerist einen Namen machen zu müssen und manchmal mehr zu behaupten, als tatsächlich vorhanden ist. Sein Wagemut und seine Unerschrockenheit verzeiht manche Übertreibung. König bietet einen Einblick in das Geschäft eines Galeristen, macht Rechnungen auf, wie viel vom Erlös des verkauften Kunstwerkes letztlich bei ihm bleibt. Und immer wieder beschreibt er das Verhältnis zwischen Galerist und Künstler, das einerseits eine Geschäftsbeziehung ist, aber auch mehr sein muss. Geschickt webt König die Geschichte seiner Familie, insbesondere das Verhältnis zu seinem Vater Kasper König, seiner Mutter Edda Köchl-König  und seinem Onkel Walther König, ein, ohne von seinem eigenen Erwachsenenleben zu viel preiszugeben. Wie stark Kunst sein Aufwachsen geprägt hat und wie selbstverständlich Kunst zu seinem Leben gehört, wird en passant deutlich.

Genauso selbstverständlich beschreibt König, was es heißt, blind zu sein, sowie seinen Kampf dank immer neuer Operationen und Behandlungen einen kleinen Teil an Sehkraft zu erlangen. Ein Buch, das in den Bann zieht und nicht loslässt.

Gabriele Schulz

Johann König mit Daniel Schreiber: Blinder Galerist. Berlin 2019

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