Fri­sche Meinungen

MiGA­ZIN bringt Stim­men und Mei­nun­gen aus unge­wohn­ten Perspektiven

Das MiGA­ZIN ist ein Online-Fach­ma­ga­zin, das sich schwer­punkt­mä­ßig mit den The­men Inte­gra­tion und Migra­tion in Deutsch­land aus­ein­an­der­setzt und dabei einen ande­ren Blick auf Poli­tik, Gesell­schaft, Recht und Kul­tur wirft. Maike Kar­ne­bo­gen spricht mit dem Grün­der und Her­aus­ge­ber Ekrem Şenol über die Ent­wick­lung des Maga­zins und seine Bedeu­tung für Demo­kra­tie und Integration.

Maike Kar­ne­bo­gen: Was ist MiGAZIN?
Ekrem Şenol: Das MiGA­ZIN ist ein Debat­ten- und Nach­rich­ten­ma­ga­zin zu Migra­ti­ons­the­men. Es ist ein Fach­ma­ga­zin, in dem auch Per­so­nen und Mei­nun­gen Platz fin­den, die in den eta­blier­ten Maga­zi­nen zu kurz oder gar nicht vor­kom­men. Es ist aber auch eine Bühne für Jour­na­lis­ten und Per­so­nen aus der Fach­welt, die ihre The­men in den ande­ren eta­blier­ten Medien nicht plat­zie­ren kön­nen, weil sie für das Ziel­pu­bli­kum, das in den Augen der meis­ten Redak­tio­nen immer noch aus­schließ­lich deutsch und ohne Migra­ti­ons­hin­ter­grund ist, zu spe­zi­ell oder ver­meint­lich unin­ter­es­sant sind. Das MiGA­ZIN hin­ge­gen hat ein gemisch­tes und beson­ders the­men­af­fi­nes Publi­kum. Es kann des­halb mehr Hin­ter­grund, mehr Detail brin­gen und hat auch Platz für soge­nannte „exo­ti­sche“ Themen.

Was hat sich seit der Grün­dung 2009 getan?
In den Anfangs­jah­ren hat MiGA­ZIN noch mehr über Inte­gra­tion geschrie­ben und berich­tet – Sprach­er­werb, Ein­bür­ge­rung, Auf­ent­halts­ti­tel, Dis­kri­mi­nie­rung auf dem Arbeits- oder Woh­nungs­markt. Es ging über­wie­gend um Men­schen, die seit vie­len Jah­ren in Deutsch­land leben. Seit den Flucht­be­we­gun­gen in den letz­ten Jah­ren steht Migra­tion stär­ker im Fokus und es geht über­wie­gend um Men­schen, die neu ein­ge­wan­dert sind. Auch hier spie­len Inte­gra­ti­ons­the­men eine Rolle, aller­dings mit einem ent­schei­den­den Unter­schied: Wir reden und debat­tie­ren über Inte­gra­tion wie­der wie in den 1970ern und 1980ern. Wir wie­der­ho­len die Feh­ler von damals.

Wel­che Feh­ler sind das?
Wir ver­ken­nen erneut, dass Men­schen schon bin­nen weni­ger Jahre – auch ohne Inte­gra­ti­ons­an­ge­bote – anfan­gen, Wur­zeln zu schla­gen. Viele wer­den wie die sog. „Gast­ar­bei­ter“ auf Dauer in Deutsch­land blei­ben. Unsere Poli­tik hin­ge­gen ist auf ihre Rück­kehr fokus­siert, statt auf früh­zei­tige Inte­gra­tion – genau wie damals.

Wie för­dert MiGA­ZIN heute Demo­kra­tie in Deutschland?
Demo­kra­tie lebt von Mei­nungs­viel­falt und der Debatte. MiGA­ZIN bringt Stim­men und Mei­nun­gen, die oft aus einer unge­wohn­ten Per­spek­tive kom­men. Inso­fern för­dern wir den demo­kra­ti­schen Dis­kurs und zei­gen, dass es in Deutsch­land mehr Mei­nun­gen gibt, als die, die in klas­si­schen, gro­ßen Medien immer wie­der abge­bil­det werden.

Wie kann man sich bei der Redak­tion von MiGA­ZIN beteiligen?
Die Betei­li­gung ermög­licht MiGA­ZIN über das Pro­gramm MiG­MA­CHEN. Es ist offen für jeden, der sich kon­struk­tiv ein­brin­gen möchte. Die Anfor­de­run­gen sind bewusst nied­rig. Uner­fah­rene Autorin­nen und Autoren wer­den unter­stützt und bera­ten. In den gro­ßen Zei­tungs­re­dak­tio­nen hat man kaum eine Chance, wenn der Text sprach­li­che Defi­zite auf­weist. Beim MiGA­ZIN ist das anders, fri­sche Mei­nun­gen und Ideen sind wich­ti­ger als per­fekte Sprach­kennt­nisse. Inso­fern ist es auch eine Art Aus­bil­dung. Über das MiG­MA­CHEN haben schon einige junge Leute den Sprung in die Redak­tio­nen eta­blier­ter Medien geschafft.

Was leis­tet MiGA­ZiN zur Integration?
Inte­gra­tion ist bekannt­lich keine Ein­bahn­straße, son­dern muss in beide Rich­tun­gen funk­tio­nie­ren. In den Debat­ten geht es den­noch meist nur in eine Rich­tung: Was müs­sen Per­so­nen mit Ein­wan­de­rungs­ge­schichte tun/leisten/können? Im MiGA­ZIN steu­ern wir dem ent­ge­gen: Was muss auch die Auf­nah­me­ge­sell­schaft tun/leisten/können, damit Inte­gra­tion gelingt? Des­halb ist MiGA­ZIN kein Maga­zin für „Ein­wan­de­rer“, son­dern pri­mär ein Maga­zin für die Aufnahmegesellschaft.

Was pla­nen Sie in Zukunft?
Wir wer­den das Ange­bot tech­nisch wie inhalt­lich peu à peu wei­ter aus­bauen. Eine Best­sel­ler­liste mit Büchern zu unse­ren Kern­the­men ist bereits erfolg­reich an den Start gegan­gen. Wir wer­den wei­tere Kolum­nen star­ten und das Tages­ge­sche­hen mit noch mehr Mei­nung beglei­ten. Dem­nächst steht zudem ein Rede­sign an, zur Stei­ge­rung der Benut­zer­freund­lich­keit. Wir sind schon sehr gespannt auf die Reaktionen.

Vie­len Dank.

Die­ses Inter­view ist zuerst erschie­nen in Poli­tik & Kul­tur 11/2019.

Von |2019-10-29T14:17:06+01:00Oktober 29th, 2019|Medien|Kommentare deaktiviert für

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MiGA­ZIN bringt Stim­men und Mei­nun­gen aus unge­wohn­ten Perspektiven

Ekrem Şenol ist Gründer und Herausgeber von MiGAZIN. Maike Karnebogen ist Redakteurin von Politik & Kultur.