Ekrem Şenol & Maike Karnebogen 29. Oktober 2019 Logo_Initiative_print.png

Fri­sche Meinungen

MiGA­ZIN bringt Stim­men und Mei­nun­gen aus unge­wohn­ten Perspektiven

Das MiGAZIN ist ein Online-Fachmagazin, das sich schwerpunktmäßig mit den Themen Integration und Migration in Deutschland auseinandersetzt und dabei einen anderen Blick auf Politik, Gesellschaft, Recht und Kultur wirft. Maike Karnebogen spricht mit dem Gründer und Herausgeber Ekrem Şenol über die Entwicklung des Magazins und seine Bedeutung für Demokratie und Integration.

Maike Karnebogen: Was ist MiGAZIN?
Ekrem Şenol: Das MiGAZIN ist ein Debatten- und Nachrichtenmagazin zu Migrationsthemen. Es ist ein Fachmagazin, in dem auch Personen und Meinungen Platz finden, die in den etablierten Magazinen zu kurz oder gar nicht vorkommen. Es ist aber auch eine Bühne für Journalisten und Personen aus der Fachwelt, die ihre Themen in den anderen etablierten Medien nicht platzieren können, weil sie für das Zielpublikum, das in den Augen der meisten Redaktionen immer noch ausschließlich deutsch und ohne Migrationshintergrund ist, zu speziell oder vermeintlich uninteressant sind. Das MiGAZIN hingegen hat ein gemischtes und besonders themenaffines Publikum. Es kann deshalb mehr Hintergrund, mehr Detail bringen und hat auch Platz für sogenannte „exotische“ Themen.

Was hat sich seit der Gründung 2009 getan?
In den Anfangsjahren hat MiGAZIN noch mehr über Integration geschrieben und berichtet – Spracherwerb, Einbürgerung, Aufenthaltstitel, Diskriminierung auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt. Es ging überwiegend um Menschen, die seit vielen Jahren in Deutschland leben. Seit den Fluchtbewegungen in den letzten Jahren steht Migration stärker im Fokus und es geht überwiegend um Menschen, die neu eingewandert sind. Auch hier spielen Integrationsthemen eine Rolle, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Wir reden und debattieren über Integration wieder wie in den 1970ern und 1980ern. Wir wiederholen die Fehler von damals.

Welche Fehler sind das?
Wir verkennen erneut, dass Menschen schon binnen weniger Jahre – auch ohne Integrationsangebote – anfangen, Wurzeln zu schlagen. Viele werden wie die sog. „Gastarbeiter“ auf Dauer in Deutschland bleiben. Unsere Politik hingegen ist auf ihre Rückkehr fokussiert, statt auf frühzeitige Integration – genau wie damals.

Wie fördert MiGAZIN heute Demokratie in Deutschland?
Demokratie lebt von Meinungsvielfalt und der Debatte. MiGAZIN bringt Stimmen und Meinungen, die oft aus einer ungewohnten Perspektive kommen. Insofern fördern wir den demokratischen Diskurs und zeigen, dass es in Deutschland mehr Meinungen gibt, als die, die in klassischen, großen Medien immer wieder abgebildet werden.

Wie kann man sich bei der Redaktion von MiGAZIN beteiligen?
Die Beteiligung ermöglicht MiGAZIN über das Programm MiGMACHEN. Es ist offen für jeden, der sich konstruktiv einbringen möchte. Die Anforderungen sind bewusst niedrig. Unerfahrene Autorinnen und Autoren werden unterstützt und beraten. In den großen Zeitungsredaktionen hat man kaum eine Chance, wenn der Text sprachliche Defizite aufweist. Beim MiGAZIN ist das anders, frische Meinungen und Ideen sind wichtiger als perfekte Sprachkenntnisse. Insofern ist es auch eine Art Ausbildung. Über das MiGMACHEN haben schon einige junge Leute den Sprung in die Redaktionen etablierter Medien geschafft.

Was leistet MiGAZiN zur Integration?
Integration ist bekanntlich keine Einbahnstraße, sondern muss in beide Richtungen funktionieren. In den Debatten geht es dennoch meist nur in eine Richtung: Was müssen Personen mit Einwanderungsgeschichte tun/leisten/können? Im MiGAZIN steuern wir dem entgegen: Was muss auch die Aufnahmegesellschaft tun/leisten/können, damit Integration gelingt? Deshalb ist MiGAZIN kein Magazin für „Einwanderer“, sondern primär ein Magazin für die Aufnahmegesellschaft.

Was planen Sie in Zukunft?
Wir werden das Angebot technisch wie inhaltlich peu à peu weiter ausbauen. Eine Bestsellerliste mit Büchern zu unseren Kernthemen ist bereits erfolgreich an den Start gegangen. Wir werden weitere Kolumnen starten und das Tagesgeschehen mit noch mehr Meinung begleiten. Demnächst steht zudem ein Redesign an, zur Steigerung der Benutzerfreundlichkeit. Wir sind schon sehr gespannt auf die Reaktionen.

Vielen Dank.

Dieses Interview ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 11/2019.

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