Fak­ten finden

Die Recher­che­re­dak­tion "ARD-Fak­ten­fin­der" leis­tet Auf­klä­rung über unse­riöse Quel­len und Falschinformationen

Seit dem April 2017 gibt es den ARD-Fak­ten­fin­der unter dem Dach von tagesschau.de. Der ARD-Fak­ten­fin­der ist eine Recher­che­re­dak­tion, die sich mit frag­wür­di­gen Behaup­tun­gen, geziel­ten Falsch­mel­dun­gen und irre­füh­ren­den Inhal­ten beschäf­tigt. Der Auf­bau des ARD-Fak­ten­fin­ders war eine Reak­tion auf die US-Prä­si­dent­schafts­wahl 2016, als Ver­schwö­rungs­theo­rien wie von einem Kin­der­por­no­ring, gehackte E-Mails, Mani­pu­la­ti­ons­ver­su­che aus Russ­land sowie zahl­rei­che Lügen den Wahl­kampf über­schat­te­ten. Im Hin­blick auf die Bun­des­tags­wahl 2017 wollte die ARD daher vor­be­rei­tet sein, um auf Fake News, die wir als gezielt und bewusst gestreute Falsch­in­for­ma­tio­nen defi­nie­ren, gewapp­net zu sein. Ziel war und ist, der rasend schnel­len Ver­brei­tung von Falsch­in­for­ma­tio­nen über das Web im Web selbst wirk­sam etwas entgegenzusetzen.

Seit sei­nem Start hat der ARD-Fak­ten­fin­der Hun­derte Bei­träge ver­öf­fent­licht: Nach Anschlä­gen haben wir schnell und gleich­zei­tig jour­na­lis­tisch seriös über Gerüchte und Lügen auf­ge­klärt, um unser Publi­kum gut zu infor­mie­ren. In Wahl­kämp­fen haben wir die Stra­te­gien von „Troll-Fabri­ken“ erläu­tert und ganze Netz­werke von Fake-Pro­fi­len auf­ge­deckt. Wir haben erfun­dene Zitate sowie aus dem Kon­text geris­sene Bil­der ent­deckt und die Inhalte rich­tig­ge­stellt. Der ARD-Fak­ten­fin­der hat Behaup­tun­gen über Kri­mi­na­li­tät geprüft und hin­ter­fragt Sta­tis­ti­ken. Auch die ARD-Kor­re­spon­den­tin­nen und -Kor­re­spon­den­ten unter­stüt­zen das Pro­jekt durch Recher­che, Fach­wis­sen, Kon­takte oder Bei­träge: Sei es zu den Infor­ma­ti­ons­krie­gen in Syrien und der Ukraine, chi­ne­si­scher und rus­si­scher Staats­pro­pa­ganda in den sozia­len Medien oder frag­wür­di­gen Aus­sa­gen von welt­weit füh­ren­den Poli­ti­kern – bei­spiels­weise aus den USA, Bra­si­lien, Groß­bri­tan­nien, Russ­land, Indien oder Pakistan.

Auch in Deutsch­land errei­chen gezielte Falsch­mel­dun­gen und irre­füh­rende Inhalte rele­vante Reich­wei­ten; ins­be­son­dere Dis­kus­sio­nen im Kon­text von Flucht und Migra­tion wer­den von frag­wür­di­gen Behaup­tun­gen und offe­nen Lügen beglei­tet. Hier zeigt sich, wie gezielte Falsch­mel­dun­gen funk­tio­nie­ren und wir­ken: Eine ein­zelne Fake News zu einem belie­bi­gen Thema wird kaum Auf­merk­sam­keit erzie­len kön­nen, nur als Teil eines grö­ße­ren Nar­ra­tivs ent­fal­ten gezielte Falsch­mel­dun­gen ihre volle zer­stö­re­ri­sche Wir­kung. Ein angeb­li­ches „Schwei­ne­fleisch­ver­bot“ in zwei Kin­der­gär­ten wird so instru­men­ta­li­siert und umge­hend zu einer ver­meint­li­chen Unter­wer­fung Deutsch­lands vor einer angeb­li­chen isla­mi­schen „Inva­sion“. Eine angeb­lich mani­pu­lierte Wet­ter­karte der Tages­schau wird zum ver­meint­li­chen Beweis, dass die ARD eine „Kli­ma­hys­te­rie“ schüre.

Fake-Pro­file hei­zen in sozia­len Netz­wer­ken gezielt die Stim­mung gegen Min­der­hei­ten, die Poli­tik und den Jour­na­lis­mus an, weil diese angeb­lich Teil eines Geheim­plans seien, wonach die deut­sche Bevöl­ke­rung „aus­ge­tauscht“ wer­den soll. Sol­che gezielte Falsch­mel­dun­gen und Legen­den funk­tio­nie­ren fast immer nach dem Sün­den­bock­prin­zip, sie sol­len Men­schen ver­un­si­chern und ver­wir­ren, sie fachen Empö­rung und Wut an. Die Folge dar­aus ist ein gesell­schaft­li­ches Klima, in dem aus Lügen „alter­na­tive Fak­ten“ wer­den, „gefühlte Wahr­hei­ten“ zum Leit­stern wich­ti­ger gesell­schaft­li­cher Sach­de­bat­ten wer­den und die Grund­lage seriö­ser jour­na­lis­ti­scher Bericht­erstat­tung ins­ge­samt auf den Kopf gestellt wird. Igno­rie­ren kann daher keine Option sein.

Der öffent­lich-recht­li­che Rund­funk hat den ver­fas­sungs­recht­lich vor­ge­ge­be­nen Auf­trag, einen Bei­trag zur indi­vi­du­el­len und öffent­li­chen Mei­nungs­bil­dung zu leis­ten und so zu einem funk­tio­nie­ren­den demo­kra­ti­schen Gemein­we­sen bei­zu­tra­gen. Gezielte Falsch­mel­dun­gen haben das Ziel, die Mei­nungs­bil­dung zu mani­pu­lie­ren und so sach­lich-ori­en­tierte Mei­nungs­fin­dungs­pro­zesse zu stö­ren oder sogar zu ver­hin­dern. Daher ist das Wider­le­gen von geziel­ten Falsch­mel­dun­gen ein zen­tra­ler Teil der Auf­ga­ben und Funk­tion des öffent­lich-recht­li­chen Rund­funks. Zahl­rei­che Rück­mel­dun­gen von Zuschaue­rin­nen und Zuschau­ern, von Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen sowie Exper­tin­nen und Exper­ten zei­gen uns, dass die­ses Ange­bot geschätzt und gerne ange­nom­men wird. Der ARD-Fak­ten­fin­der konnte sich inner­halb weni­ger Monate etablieren.

Ins­be­son­dere in Zei­ten, in denen Des­in­for­ma­ti­ons­kam­pa­gnen und gezielte Falsch­mel­dun­gen stark kur­sie­ren, kommt einer seriö­sen Bericht­erstat­tung eine ganz beson­dere Bedeu­tung zu. Der ARD-Fak­ten­fin­der ergänzt das öffent­lich-recht­li­che Nach­rich­ten­an­ge­bot um eine Facette: Der Auf­klä­rung über unse­riöse Quel­len sowie halbe Wahr­hei­ten und glatte Lügen. Der Jour­na­lis­mus all­ge­mein und der öffent­lich-recht­li­che Rund­funk im Beson­de­ren wer­den die Her­aus­for­de­run­gen durch Des­in­for­ma­tion und gezielte Falsch­mel­dun­gen zwar nicht allein lösen kön­nen, aber die ARD kann ihren Bei­trag leis­ten, um Debat­ten zu ver­sach­li­chen und die Wir­kung von Des­in­for­ma­tion einzudämmen.

Von |2019-11-26T15:56:20+01:00August 28th, 2019|Medien|Kommentare deaktiviert für

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Juliane Leopold ist seit 2018 Redaktionsleiterin von tagesschau.de. Patrick Gensing ist Projektleiter des ARD-Faktenfinders.