Das Projekt „Beim Namen nennen“ ist ein öffentliches Gedenkritual, das anlässlich des UN-Weltflüchtlingstags an die Menschen erinnert, die auf der Flucht nach Europa an den Grenzen ums Leben gekommen sind. Die Aktion bezieht sich auf die „List of Refugee Deaths“, welche seit 1993 in Amsterdam die Namen und die Todesumstände dieser Menschen dokumentiert.
Während die Zahl der Menschen, die als Asylsuchende Europa erreichen, stark im Sinken begriffen ist, steigt die Zahl der Menschen, die auf der Flucht nach Europa ums Leben kommen. Sie starben in seeuntüchtigen Booten auf dem Mittelmeer, erstickten in Lastwagen, verhungerten in der Wüste. Jeden Tag sterben Menschen, während Europa das Asylwesen immer weiter verschärft. Die Menschenrechte werden so tagtäglich verletzt. Das Recht auf Asyl wird verweigert.
Die Gedenkaktion will ein Zeichen setzen, dies nicht länger in Kauf zu nehmen. Sie erinnert an alle Menschen, die oft namenlos gestorben sind und nirgends beerdigt wurden. Ihre Familien trauern dennoch um sie. Eltern verloren ihre Kinder, Kinder ihre Eltern. Das darf so nicht weitergehen. Es ist ein Skandal, den wir öffentlich beklagen. „Beim Namen nennen“ ist mehr als eine Gedenkaktion. Es verbindet individuelles Mitgefühl mit zivilem Protest, lädt ein zum Schweigen und Hören, schafft sichtbare Zeichen der Solidarität und fordert klare Schritte für menschenwürdige und sichere Asylpolitik.
In der Heiliggeistkirche in Bern wurde 2019 erstmals die Gedenkaktion „Beim Namen nennen“ durchgeführt. Als tief bewegende Aktion hat sie sich inzwischen auf viele Städte in der Schweiz und Deutschland ausgeweitet.
Was geschieht bei der Aktion vom 20. – 22. Juni 2025?
Menschen sind eingeladen, im Vorfeld und während der Aktion die Namen der Todesopfer mit Angabe der Todesumstände auf weiße Stoffstreifen zu schreiben. Während der Gedenkaktion werden die Namen und Todesumstände laut vorgelesen. Musik, Performance, Stille und kurze Impulse ergänzen das Programm. Die Stoffstreifen werden vor und in der Kirche zu einer beeindruckenden Installation aufgehängt, sodass die Schicksale im öffentlichen Raum visuell wahrnehmbar sind. Die vielen weißen Stoffstreifen zeigen die unglaubliche Menge der Opfer. Ausstellungen, Lesungen, Petitionen u. a. Veranstaltungen begleiten in den verschiedenen Städten das Gedenken und fordern menschenwürdige Asylbedingungen, sichere Seenotrettung und Resettlement-Programme. Initiiert von der offenen Kirche Bern in Kooperation mit den zentralen Kirchen der unterschiedlichen Städte beteiligen sich Flüchtlingshilfe-Organisationen, NGOs, Künstlerinnen und Künstler sowie viele Ehrenamtliche an der Aktion.
Warum ist die Aktion so wichtig?
Einzelschicksale sichtbar machen
Namen statt Zahlen – jeder verstorbene Mensch zählt und wird gewürdigt. Das schafft Nähe und bricht die anonyme Statistik.
Gedenken mit politischer Verantwortung verbinden
Gedenken wird kombiniert mit dem Aufruf zu humanitärer Politik.
Kirche als Raum der Erinnerung und Empathie
Kirchen öffnen sich und laden ein zu einem meditativen und zugleich aktiven Erinnerungsritual – mit Musik, Performance und Schweigen.
Interkulturelle Vernetzung und Engagement
Das Projekt vernetzt Kirchen, zivile Organisationen, Städte und Menschen über Landesgrenzen hinweg, um gemeinsam aktiv zu werden. In Deutschland beteiligen sich Berlin, Braunschweig, Dortmund, Essen, Frankfurt, Mannheim und Kehl.
Weitere Informationen zu den teilnehmenden Städten und allen Programmen finden Sie hier.