Wenn es um Themen wie Sozialkompetenz, Wertebildung aber auch Chancengleichheit bei Jugendlichen geht, stehen schnell große Schlagworte im Raum. Sie sind Teil einer leider oftmals sehr oberflächlich geführten und ohnmächtig wirkenden öffentlichen Bildungsdebatte. Wer dabei in der Regel nicht zu Wort kommt, sind diejenigen, die gemeint sind: junge Menschen. Wie man es anders machen kann, zeigt „KICKFAIR“. Das ganzheitlich und langfristig aufgesetzte Bildungskonzept redet nicht über junge Menschen, sondern stellt ihre Perspektiven, ihre persönliche Entwicklung im demokratischen Miteinander konsequent in den Mittelpunkt seiner Arbeit.
„KICKFAIR“ bedient sich dafür der Faszination des Fußballs in seiner ganzen Breite. Aus dem Straßenfußball entlehnt ist das Drei-Halbzeiten-Prinzip – Vorbesprechung, Spiel, Nachbesprechung –, was bedeutet, dass die Jugendlichen gemeinsam ihre Spielregeln aufstellen und für deren demokratische Umsetzung sorgen. Mit eigenen, von „KICKFAIR“ erstellten Materialien wird dieser Fußballansatz mit dem Unterricht an den Schulen verknüpft. Handlungsleitend sind die zentralen Fragen: „Wer bin ich, wer bist du, und wer sind wir gemeinsam?“ In der Auseinandersetzung können sich die Jugendlichen begegnen und kennenlernen. Sie erleben Vielfalt als ein Aspekt der Stärke, nicht als einen der Differenz. Noten und Zeugnisse als einzige Bewertungsquelle der Schule werden aufgebrochen und ergänzt, genauso wie sich das Verständnis eines „guten Lebens“ transformiert und weitet. Jugendliche entdecken über verschiedene Rollen und Aufgaben ihre Interessen, Stärken und Potenziale, lernen diese zu entfalten. So bauen sich vorhandene Vorurteile ab – gegenüber den anderen, der Schule, dem Gemeinwesen.
Das Bildungskonzept richtet sich an Kinder und Jugendliche, die durch klassische Institutionen und Initiativen schwerer oder gar nicht zu erreichen sind. Es orientiert sich nicht an sportlicher Leistung, sondern am Spaß, den man gemeinsam hat. Der Sport ist das Medium, das einen einfachen, fast barrierefreien Zugang zur gesellschaftlichen Teilhabe bietet; auch weil Ausschlusskriterien wie zum Beispiel Vereinsmitgliedschaften oder die Kenntnisse sozialer Codes vermieden werden.
Pro Jahr erreicht „KICKFAIR“ bundesweit viele tausend junge Menschen an mittlerweile rund 100 Kooperationsschulen und Jugendeinrichtungen. Einige von ihnen werden später sogenannte Youth-Leader, übernehmen die Organisation der Turniere und die Begleitung der jüngeren Schüler, und tragen als Botschafter den Ansatz von „KICKFAIR“ an Schulen und Institutionen. In diesem Jahr gehörte Common Ground #24 zum offiziellen Begleitprogramm der Bundesregierung zur Fußball-Europameisterschaft, machte analog dazu Halt in insgesamt 24 Städten. Mehr als 12.000 Schülerinnen und Schüler waren daran beteiligt.
„KICKFAIR“ begleitet darüber hinaus Kommunen, Jugendeinrichtungen, Unternehmen, um über diesen Ansatz neue Lern- und Beteiligungsräume zu schaffen, die einen anderen Blick auf junge Menschen und ihre Potentiale ermöglichen, und den Übergang in die weiterführende Schule, ins Studium oder den Beruf erleichtern sollen. Die Liste der Förderer und Unterstützer ist vor allem in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen und umfasst unter anderen den Sportartikler adidas, die DFL Stiftung, das BMI oder die Postcode-Lotterie. Weltweit arbeitet „KICKFAIR“ mit zehn Partnerorganisationen zusammen – etwa in Brasilien, Indien oder Ruanda – und ermöglicht ihren Jugendlichen immer wieder kürzere oder auch längere Auslandsaufenthalte.
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