Das Projekt „Jüdisches Leben und kulturelles Erbe in bayerischen Museen“ an der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern zielt darauf ab, die jüdische Geschichte in ihrer Vielfalt und Reichhaltigkeit in bayerischen (nicht-jüdischen) Museen und ehemaligen Synagogen sichtbar(er) zu machen.
Während sich in Bayern eine Reihe größerer Museen auf das Bewahren, Sammeln, Erforschen, Ausstellen und Vermitteln von jüdischer Kultur und Geschichte in Bayern spezialisiert haben, gibt es darüber hinaus zahlreiche weitere Einrichtungen, die jüdisches Kulturerbe bewahren. So befinden sich auch in kultur- oder stadthistorischen Museen Sammlungskonvolute bzw. Abteilungen zu jüdischer Geschichte und zahlreiche ehemalige Synagogen, jüdische Wohnhäuser und Mikwen stellen zu jüdischer Geschichte aus.
Ein Fokus des Projekts liegt auf der häufig unterrepräsentierten jüdischen Geschichte des Mittelalters, der Frühen Neuzeit sowie der Nachkriegszeit. Vor allem in Einrichtungen im ländlichen Raum herrscht häufig die Wahrnehmung der Geschichte der Juden als eine von der Mehrheitsgesellschaft getrennte, eindimensional-religiöse vor. Es ist jedoch wichtig, jüdische Kultur und Geschichte nicht nur auf Religion oder nur auf das Schicksal von Juden in der NS-Zeit zu reduzieren. Tatsächlich, um die Tragödie des Holocaust in ihrer Gesamtheit zu erfassen, ist es erforderlich, die vielfältigen Lebensformen, die die Juden in Bayern über Jahrhunderte hinweg pflegten, zu beleuchten.
Das Projekt entwickelt gemeinsam mit Museen Strategien, wie jüdische Geschichte als integraler Bestandteil der Stadtgeschichte bzw. des im Museum behandelten Schwerpunktthemas sichtbar gemacht werden kann. Es unterstützt Museen bei der Neukonzeption und der kritischen Überarbeitung bestehender Dauerausstellungen oder der zielgerichteten Entwicklung von digitalen oder analogen Vermittlungsprogrammen. Dafür werden Alleinstellungsmerkmale der lokalen jüdischen Geschichte sowie Objekte mit Bezug zu jüdischer Geschichte und deren museale Potentiale identifiziert. Diese thematische Fokussierung erfolgt auf Basis von musealen Objekten, Genisafunden und wissenschaftlicher Literatur zur Ortsgeschichte und historischen (innerjüdischen) Quellen aus nationalen und internationalen Archiven. In dem Projekt begegnen sich also wissenschaftliche und praxisorientierte museale Perspektiven.
In diesem Rahmen bietet das Projekt auch Hilfestellungen zur Sensibilisierung im Umgang mit antisemitischen Darstellungen und Inhalten in bestehenden Dauerausstellungen der musealen Einrichtungen (z.B. Dokumente aus dem Kontext von NS-Tätern oder judenfeindlichen Motiven in der Kunst).
Das Projekt wird betreut von Meyrav Levy M.A. und wird unterstützt vom Antisemitismus-Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung.
Nähere Informationen zum Projekt finden Sie hier.