Ras­sis­mus ertränkt

Marie Brems

Mein Name ist Marie Brems, ich bin Kunst- LK Schü­le­rin der Q2 und habe mich im Rah­men mei­ner Fach­ar­beit im letz­ten Schul­jahr mit einer gesell­schafts­kri­ti­schen Sicht auf heu­tige soziale Situa­tio­nen aus­ein­an­der­ge­setzt. Das Schwer­punkt­thema war dabei der Ras­sis­mus, den wir in unse­rer Gesell­schaft zuneh­mend beobachten.

Als Aus­gangs­punkt und Impuls mei­ner künst­le­ri­schen Refle­xio­nen habe ich mir den Rap­song „Fair“ von der Musi­ke­rin Nura (2021) aus­ge­sucht und Teile des Song­tex­tes, die sich mit dem Thema Aus­gren­zung und Ras­sis­mus beschäf­ti­gen, auf einer 60 x 80 cm gro­ßen Lein­wand visualisiert.

The­men des Songs

Bei dem Rap­song von Nura han­delt es sich um ein sozi­al­kri­ti­sches Lied, in dem viele gesell­schafts­kri­ti­sche The­men wie zum Bei­spiel Femi­nis­mus und Ras­sis­mus behan­delt wer­den. Nura kri­ti­siert vor allem die Dis­kri­mi­nie­rung von Men­schen auf Grund ihrer Haut­farbe, ihres Geschlech­tes, ihrer Reli­gion und ihrer Fluchterfahrung.

Sie zeigt auf, dass die euro­päi­sche, aber auch die glo­bale Gesell­schaft unge­recht ist, daher trägt der Song den Titel „Fair“.  Obwohl hier in Deutsch­land viel über Chan­cen­gleich­heit gespro­chen wird, gibt es sie nicht: „Ich kann dir sagen hier läuft sehr viel schief“, „Also sag mir was ist fair?“. Die Gesell­schaft ist von Sexis­mus, Ras­sis­mus und einem kapi­ta­lis­ti­schen Sys­tem geprägt und lässt keine Fair­ness zu. Die Kri­tik am Ras­sis­mus in Deutsch­land zieht sich durch das ganze Lied, da Nura selbst – wie sie in Inter­views deut­lich macht- unter dem Phä­no­men der Aus­gren­zung litt und dies in ihrem Song ver­ar­bei­tet. Nura ist eine schwarze Frau, die als Klein­kind nach Deutsch­land geflüch­tet ist.

Sie kri­ti­siert die ableh­nende Hal­tung gegen­über Geflüch­te­ten und den Ein­zug der Rechts­ra­di­ka­len in die Poli­tik („Warum ist es der Flücht­ling, der dir Angst macht und nicht die Nazis im Land­tag?“). Außer­dem kri­ti­siert sie den Ras­sis­mus, dem schwarze Men­schen aus­ge­setzt sind („Affen­laute bei nem Fuß­ball­spiel“). In die­sem Zusam­men­hang the­ma­ti­siert Nura auch die Tötung des schwar­zen Ame­ri­ka­ners George Floyd durch Poli­zei­be­amte („Letz­ten Worte: I can’t brea­the“). Damit stellt sie sich auf die Seite der Black-Lives-Matter-Bewegung.

Umset­zung

In mei­nem Acryl­bild wird im Schwer­punkt die The­ma­tik der Geflüch­te­ten auf­ge­grif­fen, die unter höchst gefähr­li­chen Umstän­den und mit dem Risiko zu ster­ben über das Mit­tel­meer den Weg zu uns suchen, um in Europa eine sichere Zukunft zu fin­den. Kon­tras­tiert wird diese Hoff­nung jedoch durch eine Per­so­nen­gruppe, die durch ihre Kör­per­spra­che deut­lich ihre ableh­nende Hal­tung gegen­über den Frem­den zeigt. Das dar­ge­stellte Meer kann aber auch sinn­bild­lich für die gesamte gesell­schaft­li­che Situa­tion von Aus­gren­zung, Frem­den­hass und Unsi­cher­heit ste­hen, in der sich Migran­ten nach ihrer Ankunft in Europa gesell­schaft­lich befin­den. Unten im Meer sieht man Men­schen, die ver­zwei­felt ver­su­chen, ihrer schwie­ri­gen Lebens­si­tua­tion zu ent­kom­men. Oben rechts jedoch, auf einem siche­ren Hoch­pla­teau, ste­hen Män­ner in Anzü­gen, die auf die aus­ge­grenz­ten Men­schen her­ab­schauen, ihnen nicht hel­fen, ja sie sogar ver­höh­nen. Unten links habe ich eine schrei­ende, schwarze Frau mit blauem Kopf­tuch dar­ge­stellt. Es han­delt sich um eine mus­li­mi­sche Frau mit afri­ka­ni­schen Wur­zeln. Nura erzählt in ihrem Lied von ihrer Mut­ter mit Kopf­tuch, die dis­kri­mi­niert wurde: „Warum stört dich das Kopf­tuch mei­ner Mama?“ In dem Gesicht der mus­li­mi­schen Frau sind Ver­zweif­lung und Wut zu erken­nen. Die Frau schaut den Betrach­ter des Bil­des direkt an und zwingt den Betrach­ter somit, sich mit ihrer Situa­tion zu iden­ti­fi­zie­ren. Sie ver­sucht die Klippe hoch­zu­klet­tern, um zu den (wei­ßen) Män­nern auf der höhe­ren Ebene zu gelan­gen, aber sie wird es wahr­schein­lich nicht schaf­fen. Im über­tra­ge­nen Sinn heißt das ers­tens, dass mus­li­mi­sche, schwarze Frauen in der Gesell­schaft keine Chance auf Gleich­be­rech­ti­gung haben. Zwei­tens zeigt das die Situa­tion vie­ler Geflüch­te­ten, die im Meer ertrin­ken und von Men­schen in Europa nicht geret­tet wer­den. Rechts dane­ben habe ich eine Frau mit asia­ti­schem Aus­se­hen, schwar­zen, wehen­den Haa­ren gemalt. Die Augen der Frau sind geschlos­sen, der Mund weit auf­ge­ris­sen. Das Gesicht der Frau ist schmerz­ver­zerrt. Mit der einen Hand hält sich die Frau an einem Fel­sen fest und ver­sucht an die­sem hoch­zu­klet­tern, um so ihrem Elend zu ent­kom­men. In der mitt­le­ren und obe­ren Bild­hälfte erkennt man einen Fel­sen, der links steil ins Meer abfällt. Bezüg­lich der Farb­wahl im Hin­ter- und Mit­tel­grund (Him­mel, Fel­sen, Meer) habe ich dunkle und kalte Far­ben gewählt, um so die elende Situa­tion der Flücht­linge zu verdeutlichen.

Beim Betrach­ten des Bil­des muss man sich schluss­end­lich die Frage stel­len, ob eine sol­che Hal­tung von Gleich­gül­tig­keit, Ableh­nung und Ver­höh­nung nicht zutiefst unmensch­lich ist. Das Bild soll an unsere Mit­mensch­lich­keit und Zivil­cou­rage appel­lie­ren, um somit den Rechts­ra­di­ka­len die Stirn zu bieten.


Fair (Nura, 2021)

Ich kann dir sagen, hier läuft sehr viel schiefVer­kau­fen Waf­fen, aber wol­len kein‘ KriegFin­dest Femi­nis­mus lus­tig, weil du’s nicht so siehstDoch wenn ich Max hei­ßen würde, würd‘ ich mehr ver­die­nenSie sagen: „Du bist eine FrauPass nachts drau­ßen auf“Der Rock ist ganz kurz und die Typen zu blauSchi­cken Leute in den BauFür’s Gras rau­chen, wowDoch Alko­hol zele­brie­ren mit Spots im TVWarum hal­ten alle in der Bahn AbstandUnd warum muss mich jeder anstar­ren?Ich will hier weg wegen der Fascho Nach­barnAber krieg‘ die Woh­nung nicht mit die­sem Nachnamen
Also sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)
Ich kann dir sagen, hier läuft sehr viel schiefAffen­laute bei ’nem Fuß­ball­spielAuf’m rech­ten Auge blind, weil du es nicht siehstLetz­ten Worte: „I can’t brea­the“Rest in peaceKin­der gehen auf die Stra­ßen wegen FrustTrotz­dem bal­lern wir an Neu­jahr hun­dert Mio in die LuftLeben in ’ner vir­tu­el­len Welt, sind auf der FluchtUnd Desi­gner aufm Schul­hof sind ein MussWarum stört dich das Kopf­tuch mei­ner MamaWarum ver­ur­teilst du mich, weil ich wenig an hab‘Warum ist es der Flücht­ling, der dir Angst machtUnd nicht die Nazis im Landtag?
Also sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)
Mein Kopf ist voll, mein Akku leerSag mir, was ist fair?Das Leben nur Schein, die Ket­ten sind schwerAber was ist fair?Wir haben so viel, aber wol­len noch mehrSag mir, was ist fair?Sag mir, was ist fair?Sag mir, was ist fair?
Also sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)

Autoren: Nura, Johan­nes Geh­ring und Chris­to­pher Rabai
Pro­duk­tion: Drun­ken Masters
Lizenz: Uni­ver­sal Music Ger­many (20.8.2021)


Marie Brems
Ras­sis­mus ertränkt

2023
Acryl­farbe auf Leinwand
80 x 60 x 2 cm
Col­le­gium Jose­phinum Bonn
Klas­sen­stufe 12

Von |2024-02-12T11:21:06+01:00Februar 13th, 2024|Allgemein|Kommentare deaktiviert für

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