Redakteur1 13. Februar 2024 Logo_Initiative_print.png

Ras­sis­mus ertränkt

Marie Brems

Mein Name ist Marie Brems, ich bin Kunst- LK Schülerin der Q2 und habe mich im Rahmen meiner Facharbeit im letzten Schuljahr mit einer gesellschaftskritischen Sicht auf heutige soziale Situationen auseinandergesetzt. Das Schwerpunktthema war dabei der Rassismus, den wir in unserer Gesellschaft zunehmend beobachten.

Als Ausgangspunkt und Impuls meiner künstlerischen Reflexionen habe ich mir den Rapsong „Fair“ von der Musikerin Nura (2021) ausgesucht und Teile des Songtextes, die sich mit dem Thema Ausgrenzung und Rassismus beschäftigen, auf einer 60 x 80 cm großen Leinwand visualisiert.

Themen des Songs

Bei dem Rapsong von Nura handelt es sich um ein sozialkritisches Lied, in dem viele gesellschaftskritische Themen wie zum Beispiel Feminismus und Rassismus behandelt werden. Nura kritisiert vor allem die Diskriminierung von Menschen auf Grund ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechtes, ihrer Religion und ihrer Fluchterfahrung.

Sie zeigt auf, dass die europäische, aber auch die globale Gesellschaft ungerecht ist, daher trägt der Song den Titel „Fair“.  Obwohl hier in Deutschland viel über Chancengleichheit gesprochen wird, gibt es sie nicht: „Ich kann dir sagen hier läuft sehr viel schief“, „Also sag mir was ist fair?“. Die Gesellschaft ist von Sexismus, Rassismus und einem kapitalistischen System geprägt und lässt keine Fairness zu. Die Kritik am Rassismus in Deutschland zieht sich durch das ganze Lied, da Nura selbst – wie sie in Interviews deutlich macht- unter dem Phänomen der Ausgrenzung litt und dies in ihrem Song verarbeitet. Nura ist eine schwarze Frau, die als Kleinkind nach Deutschland geflüchtet ist.

Sie kritisiert die ablehnende Haltung gegenüber Geflüchteten und den Einzug der Rechtsradikalen in die Politik („Warum ist es der Flüchtling, der dir Angst macht und nicht die Nazis im Landtag?“). Außerdem kritisiert sie den Rassismus, dem schwarze Menschen ausgesetzt sind („Affenlaute bei nem Fußballspiel“). In diesem Zusammenhang thematisiert Nura auch die Tötung des schwarzen Amerikaners George Floyd durch Polizeibeamte („Letzten Worte: I can’t breathe“). Damit stellt sie sich auf die Seite der Black-Lives-Matter-Bewegung.

Umsetzung

In meinem Acrylbild wird im Schwerpunkt die Thematik der Geflüchteten aufgegriffen, die unter höchst gefährlichen Umständen und mit dem Risiko zu sterben über das Mittelmeer den Weg zu uns suchen, um in Europa eine sichere Zukunft zu finden. Kontrastiert wird diese Hoffnung jedoch durch eine Personengruppe, die durch ihre Körpersprache deutlich ihre ablehnende Haltung gegenüber den Fremden zeigt. Das dargestellte Meer kann aber auch sinnbildlich für die gesamte gesellschaftliche Situation von Ausgrenzung, Fremdenhass und Unsicherheit stehen, in der sich Migranten nach ihrer Ankunft in Europa gesellschaftlich befinden. Unten im Meer sieht man Menschen, die verzweifelt versuchen, ihrer schwierigen Lebenssituation zu entkommen. Oben rechts jedoch, auf einem sicheren Hochplateau, stehen Männer in Anzügen, die auf die ausgegrenzten Menschen herabschauen, ihnen nicht helfen, ja sie sogar verhöhnen. Unten links habe ich eine schreiende, schwarze Frau mit blauem Kopftuch dargestellt. Es handelt sich um eine muslimische Frau mit afrikanischen Wurzeln. Nura erzählt in ihrem Lied von ihrer Mutter mit Kopftuch, die diskriminiert wurde: „Warum stört dich das Kopftuch meiner Mama?“ In dem Gesicht der muslimischen Frau sind Verzweiflung und Wut zu erkennen. Die Frau schaut den Betrachter des Bildes direkt an und zwingt den Betrachter somit, sich mit ihrer Situation zu identifizieren. Sie versucht die Klippe hochzuklettern, um zu den (weißen) Männern auf der höheren Ebene zu gelangen, aber sie wird es wahrscheinlich nicht schaffen. Im übertragenen Sinn heißt das erstens, dass muslimische, schwarze Frauen in der Gesellschaft keine Chance auf Gleichberechtigung haben. Zweitens zeigt das die Situation vieler Geflüchteten, die im Meer ertrinken und von Menschen in Europa nicht gerettet werden. Rechts daneben habe ich eine Frau mit asiatischem Aussehen, schwarzen, wehenden Haaren gemalt. Die Augen der Frau sind geschlossen, der Mund weit aufgerissen. Das Gesicht der Frau ist schmerzverzerrt. Mit der einen Hand hält sich die Frau an einem Felsen fest und versucht an diesem hochzuklettern, um so ihrem Elend zu entkommen. In der mittleren und oberen Bildhälfte erkennt man einen Felsen, der links steil ins Meer abfällt. Bezüglich der Farbwahl im Hinter- und Mittelgrund (Himmel, Felsen, Meer) habe ich dunkle und kalte Farben gewählt, um so die elende Situation der Flüchtlinge zu verdeutlichen.

Beim Betrachten des Bildes muss man sich schlussendlich die Frage stellen, ob eine solche Haltung von Gleichgültigkeit, Ablehnung und Verhöhnung nicht zutiefst unmenschlich ist. Das Bild soll an unsere Mitmenschlichkeit und Zivilcourage appellieren, um somit den Rechtsradikalen die Stirn zu bieten.


Fair (Nura, 2021)

Ich kann dir sagen, hier läuft sehr viel schiefVerkaufen Waffen, aber wollen kein‘ KriegFindest Feminismus lustig, weil du’s nicht so siehstDoch wenn ich Max heißen würde, würd‘ ich mehr verdienenSie sagen: „Du bist eine FrauPass nachts draußen auf“Der Rock ist ganz kurz und die Typen zu blauSchicken Leute in den BauFür’s Gras rauchen, wowDoch Alkohol zelebrieren mit Spots im TVWarum halten alle in der Bahn AbstandUnd warum muss mich jeder anstarren?Ich will hier weg wegen der Fascho NachbarnAber krieg‘ die Wohnung nicht mit diesem Nachnamen
Also sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)
Ich kann dir sagen, hier läuft sehr viel schiefAffenlaute bei ’nem FußballspielAuf’m rechten Auge blind, weil du es nicht siehstLetzten Worte: „I can’t breathe“Rest in peaceKinder gehen auf die Straßen wegen FrustTrotzdem ballern wir an Neujahr hundert Mio in die LuftLeben in ’ner virtuellen Welt, sind auf der FluchtUnd Designer aufm Schulhof sind ein MussWarum stört dich das Kopftuch meiner MamaWarum verurteilst du mich, weil ich wenig an hab‘Warum ist es der Flüchtling, der dir Angst machtUnd nicht die Nazis im Landtag?
Also sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)
Mein Kopf ist voll, mein Akku leerSag mir, was ist fair?Das Leben nur Schein, die Ketten sind schwerAber was ist fair?Wir haben so viel, aber wollen noch mehrSag mir, was ist fair?Sag mir, was ist fair?Sag mir, was ist fair?
Also sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)Sag mir, was ist fair? (Fair?)

Autoren: Nura, Johannes Gehring und Christopher Rabai
Produktion: Drunken Masters
Lizenz: Universal Music Germany (20.8.2021)


Marie Brems
Rassismus ertränkt

2023
Acrylfarbe auf Leinwand
80 x 60 x 2 cm
Collegium Josephinum Bonn
Klassenstufe 12

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