Jan Feld­man

Seit Kin­des­ta­gen an möchte Jan Feld­man Kunst machen. Im Rah­men des Fest­jah­res „1700 Jahre jüdi­sches Leben in Deutsch­land“ hat er ein Video­pro­jekt rea­li­siert und arbei­tet aktu­ell an sei­nem nächs­ten Großprojekt.

Jan Feld­mann wurde 1989 in Tasch­kent gebo­ren und wuchs in Han­no­ver auf. Er lebt und arbei­tet in Ber­lin als Künst­ler und Foto­graf, nach­dem ihm der Weg nach dem Abitur zunächst in die Wirt­schaft führte. Mit der Grün­dung des Online-Super­mark­tes „wunsch­ein­kauf“ wollte er seh­be­hin­derte Men­schen im All­tag unterstützen.

Vie­len Dank, Jan Feld­man, für deine inspi­rie­rende Arbeit.

Als Künst­ler inter­es­sierst du dich ins­be­son­dere für Foto­gra­fie und Video­kunst. Wie hast du deine künst­le­ri­sche Ader entdeckt?
Ich inter­es­siere mich bereits seit mei­ner Kind­heit für die Kunst. Es klingt nach einer sehr gän­gi­gen Ant­wort. Nun so ist es aber. Mit ca. vier Jah­ren fing ich an, auf dem alten Kla­vier, wel­ches bei uns zu Hause stand und auf dem bereits meine Groß­el­tern gespielt haben, zu musi­zie­ren. Dann fing ich an zu malen. Meis­tens war es Manga. Spä­ter pro­bierte ich mich in ver­schie­de­nen Kunst­for­men aus – sei es Malen, Musi­zie­ren, Kom­po­nie­ren, Schrei­ben oder Gestal­ten. Schließ­lich lan­dete ich beim Foto­gra­fie­ren bzw. Filmen.

Im Rah­men des Jubi­lä­ums­jah­res „1700 Jahre jüdi­sches Leben in Deutsch­land“ ist deine Online-Aus­stel­lung „Jew­ver­sity – Jewish Diver­sity“ erschie­nen. Wie kam es dazu und worum geht es in dem Projekt?
Das Kunst­pro­jekt habe ich zu Beginn für mich selbst gemacht. Ich fand es immer schade, dass das Thema Juden­tum und das Jüdisch­sein in der Gesell­schaft meist mit eini­gen nega­tiv belas­te­ten The­men in Ver­bin­dung gebracht wird. Eins vorab: Es sind sehr wich­tige The­men, die man natür­lich stets anspre­chen muss, wie z. B. der Antisemitismus.

„Ich wollte aber mei­nen künst­le­ri­schen Fokus auf das rich­ten, was junge Juden mei­ner Gene­ra­tion ausmacht.“

Ich wollte aber mei­nen künst­le­ri­schen Fokus auf das rich­ten, was junge Juden mei­ner Gene­ra­tion aus­macht und das was ich in mei­nem jüdi­schen Umfeld sehe. Und zwar das junge Juden viel­fäl­tig sind, sich nicht in eine bestimmte Schub­lade ste­cken las­sen und vor allem jeder auf seine Art zu der moder­nen Gesell­schaft einen Bei­trag leistet.

Also über­legte ich mir ein dazu pas­sen­des For­mat und wählte ein Medium. Die Videos und des­sen Mes­sage sollte so kurz und knapp wie mög­lich sein. Ich über­legte mir nur zwei Fra­gen, die meine Prot­ago­nis­ten inner­halt von 15 Sekun­den beant­wor­ten soll­ten. Zum einen soll­ten sie sich kurz vor­zu­stel­len und zum ande­ren soll­ten sie sagen, was es für einen bedeu­tet jüdisch zu sein. Ich drehte die ers­ten Videos mit mei­nen Freun­den, Bekann­ten und Fami­li­en­mit­glie­dern. Nach rela­tiv kur­zer Zeit mel­dete sich der „Ver­ein 2021- 1700 jüdi­sches Leben in Deutsch­land“ und fragte mich an, die Reihe „Jewer­sity- Jewish Dever­sity“ im Rah­men des Fest­jah­res fort­zu­füh­ren. Ich wil­ligte ein.

„Jüdisch zu sein bedeu­tet für mich Zuge­hö­rig­keit, Glaube und Stolz.“

Den Per­so­nen, die du in den kur­zen Videos por­trä­tierts, stellst du die Frage, was es für sie bedeu­tet, jüdisch zu sein. Was wür­dest du auf diese Frage antworten?
Das ist eine sehr gute Frage. Diese Frage habe ich mir sehr oft gestellt, wäh­rend ich andere filmte. Nun okay … was bedeu­tet für mich jüdisch zu sein.

Jüdisch zu sein bedeu­tet für mich Zuge­hö­rig­keit, Glaube und Stolz.

Wel­ches Pro­jekt steht als nächs­tes bei dir an?

Ich arbeite grade an einem Foto­gra­fie-Kunst­pro­jekt, mit wel­chem ich mich bei Museen und Kunst-Aus­stel­lern bewer­ben will. Es geht um das Thema „Ver­gäng­lich­keit“.

Mit einer Serie von 20 Bil­dern aus einem All­tag, mit wel­chem sich jeder Betrach­ter iden­ti­fi­zie­ren kann, kon­fron­tiere ich den Betrach­ter mit dem Thema der „Ver­gäng­lich­keit“.

Den ent­schei­den­den visu­el­len Effekt, der das ver­deut­li­chen wird, kann ich jedoch noch nicht ver­ra­ten. Kommt ein­fach bei mei­ner Aus­stel­lung vorbei.

Es wird weder kit­schig noch pla­ka­tiv sein. Der Betrach­ter wird viel zum Nach­den­ken gebrach – über Zeit und Wertschätzung.

Die 15 The­sen der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion tra­gen den Titel „Zusam­men­halt in Viel­falt“. Was bedeu­tet für dich „Zusam­men­halt in Viel­falt“ und wel­che der 15 The­sen ist deine „Lieb­lings­these“?
Zusam­men­halt in Viel­falt bedeu­tet für mich Fort­schritt und Zukunft. So wün­sche ich mir eine zukünf­tige Gesell­schaft. Denn nur wenn wir uns alle in unse­ren Ver­schie­den­hei­ten respek­tie­ren und schät­zen ler­nen, kann eine gesunde Gesell­schaft in einer Demo­kra­tie funk­tio­nie­ren. Das bedeu­tet auch, dass hof­fent­lich eines Tages die Not­wen­dig­keit weg­fällt, dass eine Syn­agoge in Ber­lin Mitte mit Poli­zei und Secu­rity beschützt wer­den muss und ich mich als Jude sicher fühle, mit einer Kippa frei durch ganz Ber­lin zu laufen.

„Zusam­men­halt in Viel­falt bedeu­tet für mich Fort­schritt und Zukunft.“

Meine Lieb­lings­these ist die These 8: „Die frei­heit­li­che Demo­kra­tie ver­langt Tole­ranz und Respekt“.

Vie­len Dank!

Von |2022-07-27T15:09:43+02:00Juni 1st, 2022|Menschen|Kommentare deaktiviert für Jan Feld­man