Das Themenfeld Rassismus ist komplex, vielschichtig und historisch aufgeladen. Die Auseinandersetzung mit Rassismus ist wichtig, um den Zustand der Gesellschaft weltweit zu verstehen. Durch die Debatte um den Fußballer Mesut Özil im Sommer 2018 und den Hashtag #metwo sowie durch den Mord an George Floyd im Jahr 2020 besitzt das Thema Rassismus „einen festen Platz im medialen Mainstream“. Dies hat seine Vor-, aber auch Nachteile: Die Auseinandersetzung mit der Thematik wird vielfältiger, mehr Leute beschäftigen sich damit; dadurch nehmen aber auch Menschen mit unterschiedlichem Expertise-Level an dem Diskurs teil, wodurch das Niveau zumindest zeitweise sinken kann.
„Weniges wird derart stark geächtet wie Rassismus“, schreibt der Soziologe und Erziehungswissenschaftler Aladin El-Mafaalani in seinem Buch „Wozu Rassismus?“. Die Gesellschaft befindet sich in einem Öffnungsprozess, dem viele Entwicklungen – wie beispielsweise Liberalisierungsprozesse, Sensibilisierung für verschiedene Diskriminierungsformen oder Teilhabeprozesse von Migrantinnen und Migranten – vorausgegangen sind. Es ist nun aber an der Zeit, nicht „nur“ antirassistisch zu sein, sondern rassismuskritisch zu denken und zu handeln. Dies bedeutet, dass man Rassismus nicht nur ablehnt und kritisiert, sondern einem auch bewusst ist, dass man in die Umstände selbst verwickelt ist.
Nachdem einige Bücher aus der Perspektive Betroffener erschienen sind und die Thematik verstärkt im öffentlichen Raum verankert haben, soll diese Publikation eine Einordnung und Deutung mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen bieten.
Es liegt noch einiges vor uns, aber vieles wurde bereits auch in Bewegung gebracht. Aladin El-Mafaalani macht Mut und wirft einen etwas optimistischeren Blick auf unsere Gesellschaft.
Kristin Braband