Alaa Maso

Bei den Olym­pi­schen Spie­len in Tokio trat Alaa Maso im Refu­gee Olym­pic Team an, seine Dis­zi­plin: Schwim­men. Damit erfüllte sich ein Kind­heits­traum für den jun­gen Schwim­mer. Alaa Maso wuchs in Syrien auf und floh 2015 erst nach Hol­land und kam im Jahr dar­auf nach Deutsch­land. In Han­no­ver fand er einen Schwimm­ver­ein und konnte das Trai­ning glück­li­cher­weise wie­der erfolg­reich aufnehmen.

Vie­len Dank, Alaa Maso, für dei­nen sport­li­chen Elan!

Der Sport spielt eine wich­tige Rolle in dei­nem Leben. Im Jahr 2021 bist du bei den Olym­pi­schen Spie­len in Tokio in der Dis­zi­plin Schwim­men ange­tre­ten. Wie hast du deine Lei­den­schaft für die­sen Sport entdeckt?
Meine Geschichte mit dem Schwim­men hat vor viel Jah­ren ange­fan­gen. Mein Vater war Schwim­mer und nach­dem er in Rente gegan­gen war, ist er Schwimm­coach gewor­den und hat ange­fan­gen, Kin­dern schwim­men bei­zu­brin­gen. Ich habe von ihm eigent­lich alles übers Schwim­men gelernt! Zwi­schen­durch hatte ich lei­der unge­fähr vier Jahre kein Trai­ning auf­grund des Krieges.

Als ich 2015 nach Hol­land bezie­hungs­weise spä­ter nach Deutsch­land gekom­men bin, konnte ich meine Schwimm­kar­riere wie­der anfan­gen. Ich war in der Zeit hoff­nungs­los und dachte, dass alles vor­bei ist mit dem Schwimmtraum …

Bei den Olym­pi­schen Spie­len bist du als einer von 37 Ath­le­ten im Refu­gee Olym­pic Team ange­tre­ten. Um was für ein Team han­delt es sich dabei und wel­che Erfah­run­gen hast du bei den Olym­pi­schen Spie­len gesammelt?
Das Refu­gee Olym­pic Team zeigt die Soli­da­ri­tät und Unter­stüt­zung vom Inter­na­tio­na­len Olym­pi­schen Komi­tee (IOC). Es hat aber viele andere Ziele außer den sport­li­chen. In ers­ter Linie zei­gen wir als geflüch­tete Ath­le­ten, dass egal was man durch­lebt hat in sei­nem Leben, man seine Träume errei­chen kann, wenn man sie ver­folgt und an sich selbst glaubt. Meine Freun­din Yusra zum Bei­spiel hatte einen sehr schwe­ren Weg gehabt und die Chan­cen waren sehr klein, dass sie es schaf­fen würde. Aber als es schwer war, musste sie die Hel­din sein und den Tag ret­ten. Bei mir war es genauso. Ich habe meine Gruppe, mit der ich unter­wegs war, inkl. mei­nem Bru­der auf dem Weg nach Deutsch­land ver­lo­ren. Am Ende haben wir uns bei der Grenze zwi­schen Slo­we­nien und Öster­reich wie­der­ge­fun­den – nach­dem ich in drei Län­dern „alleine war“.

„Das Refu­gee Olym­pic Team zeigt die Soli­da­ri­tät und Unter­stüt­zung vom Inter­na­tio­na­len Olym­pi­schen Komitee.“

Der Sport wird oft als „Vor­zei­ge­mit­tel“ für gelun­gene Inte­gra­tion ange­bracht. Wie stehst du dem gegen­über? Und was sind deine per­sön­li­chen Erfahrungen?
Der Sport war für mich immer da und als ich neu in Deutsch­land war, habe ich mich sofort wohl gefühlt, weil ich eine Sache machen konnte, die sehr viele wei­tere Men­schen machen: Schwim­men. Und dadurch habe ich sehr viele neue Men­schen ken­nen­ge­lernt, durch Wett­kämpfe und Rei­sen habe ich Orte in Deutsch­land ent­deckt und am Ende hat mir der Sport gehol­fen, mehr über die deut­sche Kul­tur zu lernen.

„Am Ende hat mir der Sport gehol­fen, mehr über die deut­sche Kul­tur zu lernen.“

Was steht als nächs­tes bei dir an? Was wünschst du dir für die Zukunft?
Für mich ist der Weg noch weit und meine Sport­kar­riere ist auch weit von einem Ende ent­fernt. Ich habe vor bis min­des­tes 2028 im Sport zu blei­ben, bis ich mei­nen größ­ten Traum erfülle und an einem olym­pi­schen Finale teil­nehme, min­des­tens drei­fa­cher Olym­pia-Teil­neh­mer sein und an vie­len inter­na­tio­na­len Wett­kämp­fen teilzunehmen.

„Für mich ist es wich­tig, dass wir ein­an­der akzep­tie­ren, wie wir sind.“

Die 15 The­sen der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion tra­gen den Titel „Zusam­men­halt in Viel­falt“. Was bedeu­tet für dich „Zusam­men­halt in Viel­falt“ und wel­che der 15 The­sen ist deine „Lieb­lings­these“?
Für mich ist es rela­tiv schwer eine These aus­zu­su­chen, weil viele müs­sen unbe­dingt genannt wer­den. Aber mein Top 3 sind: First of all Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit, wir Leben in 2022 und bis jetzt war das immer schwie­rig mit der Geschichte und ich finde, dass heut­zu­tage Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit eine Regel ist. Zwei­tens ist mir Demo­kra­tie sehr wich­tig, da ich aus einem Land komme, wo die­ser Begriff lei­der nicht sehr aner­kannt ist. In Deutsch­land habe ich sofort gelernt, dass Demo­kra­tie – ähn­lich wie Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit – sehr wich­tig ist in unse­rem heu­ti­gen Leben. Und als letz­tes möchte ich noch Frei­heit nen­nen. Für mich ist es wich­tig, dass man lie­ben darf, was man will; glau­ben (oder auch nicht), was man will und wir ein­an­der akzep­tie­ren, wie wir sind.

Vie­len Dank!

Von |2022-04-29T10:36:59+02:00März 1st, 2022|Menschen|Kommentare deaktiviert für Alaa Maso