Sprache kann für Verständigung sorgen, für Kooperation und Austausch. Sie kann aber auch teils amüsante Missverständnisse verursachen: Wir verstehen die Italiener nicht, wenn sie von einer „Reise der sieben Kirchen“ – also von „einer wahren Odyssee“ – sprechen. Die Engländer machen große Augen, wenn wir nicht gerade von etwas überzeugt sind und es als „not the yellow from the egg“ bezeichnen. Wir kennen diesen Moment, wo man krampfhaft versucht, diese eine Redensart in eine andere Sprache zu übersetzen – trifft sie doch genau in diesem Moment den Nagel auf den Kopf.
Der Autor Rolf-Bernhard Essig nimmt in seinem Buch „Phönix aus der Asche. Redensarten, die Europa verbinden“ die Leserinnen und Leser anhand von etwa 200 Beispielen mit auf eine Sprachreise quer durch Europa. Dabei geht er auf Ursprung und Entwicklung der jeweiligen Redewendung ein und nennt die Sprachen, in der sie geläufig ist. Rolf-Bernhard Essig ist bei Weitem nicht der Erste, der sich diesen sprachlichen Verknüpfungen widmet. Insbesondere die Humanisten um 1500, allen voran Erasmus von Rotterdam, beförderten die Sprachgewohnheiten Europas.
Und auch wenn uns einige wortwörtliche Übersetzungen zum Lachen bringen, gibt es auch so manche Formulierungen, die in vielen Sprachen unmissverständlich sind, z. B. „wie Hund und Katze sein“. Bleibt zu hoffen, dass das Erasmus-Programm für Studierende eher seinem Namensgeber folgt und für Sprachförderung und mehr Verständigung sorgt.
Kristin Braband
Rolf-Bernhard Essig. Phönix aus der Asche. Redensarten, die Europa verbinden. Berlin 2021