Lust auf eine Zeitreise in die Alltagskultur der DDR? Mit Alfons Zitterbacke am Fenster stehen, nach dem Sandmännchen mit Grüner Wiese oder Blauem Würger anstoßen, in den „Sonderzug nach Pankow“ steigen? Für die einen sind es Wiederentdeckungen und Erinnerungen, für die anderen, wie mich, lädt das Buch „Von Alfons Zitterbacke bis Zonen-Gaby“ zum Entdecken der DDR-Kultur und des DDR-Alltags ein.
33 Autorinnen und Autoren blicken in 110 Kapiteln sowohl auf ernste Themen aus Politik und Geschichte der DDR als auch auf charmante und teilweise skurrile Aspekte. „Ich muss noch in die Kaufhalle“ – ein Ausdruck, den ich erst in den letzten Jahren in meinem Umfeld bewusst wahrgenommen habe. Den Hit von Karat „Über sieben Brücken musst du gehen“ dagegen habe ich schon etliche Male gehört – wenn auch wahrscheinlich meist in der Maffay-Version. Dies sind nur zwei der Themen, die in kurzen zweiseitigen Kapiteln aufgegriffen werden. Auch „Zonen-Gaby“ mit ihrer ersten Banane, die mit ihren kurzen wasserstoffblonden Locken das Titelbild des Satiremagazins Titanic zierte, der ursprüngliche Prenzlauer Berg, Restauranterlebnisse inklusive Büfett mit Rohkostsalat, Würzfleisch oder exotischem Toast Hawaii, die Montagsdemonstrationen oder der Ausreiseantrag sind in den „Elf 99“ Kapiteln – angelehnt an die Jugendsendung Elf 99 des DDR-Fernsehens – mit dabei.
Viele Einblicke sind subjektiv und die Sammlung erhebt selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Doch die Einladung, die das Buch ausspricht – zum (Wieder-)Entdecken und Schmunzeln sowie zum Nachdenken über das, was war und ist – wird erfüllt: „Eine mehrdimensionale Sichtweise auf ein Land, dessen Alltagskultur über 30 Jahre nach dem Ende seines Bestehens noch immer gegenwärtig ist.“
Maike Karnebogen