Außen­sei­ter­kunst aus Gugging

Drei Fra­gen an Johann Feilacher

Die Bil­der im Schwer­punkt stam­men aus der neuen Dau­er­aus­stel­lung des „museum gug­ging“. Sie umfas­sen fünf Jahr­zehnte Gug­gin­ger Kunst – von iko­ni­schen Zeich­nun­gen eta­blier­ter Art-Brut-Künst­ler bis hin zu aktu­el­len Wer­ken jün­ge­rer Kunst­schaf­fen­der. Der künst­le­ri­sche Lei­ter Johann Feil­a­cher gibt Ein­blick in das Museum, seine Kunst und Künstler.

Das „museum gug­ging“ gehört inter­na­tio­nal zu den wich­tigs­ten Aus­stel­lungs­häu­sern für Art Brut. Was zeich­net diese Kunst­rich­tung aus?
Es geht um Kunst, die voll­kom­men unbe­ein­flusst vom aka­de­mi­schen Dis­kurs, ohne jeg­li­che künst­le­ri­sche Vor­bil­dung ent­steht. Jean Dubuf­fet hat die­sen Begriff 1945 gebo­ren. Er meinte damit, dass diese Kunst aus der Per­sön­lich­keit und dem eige­nen Talent kommt. Hin­ter ihr steht keine Tra­di­tion wie Volks­kunst, eine bestimmte Schule oder eine modi­sche zeit­ge­nös­si­sche Strö­mung. Auch das Kunst­busi­ness hat kei­nen Ein­fluss auf die Art Brut. Viele Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter die­ser Kunst sind Außen­sei­ter der Gesell­schaft. Dubuf­fet hat aber beson­ders betont, dass es keine „Kunst von psy­chisch Kran­ken“ gibt, genauso wenig wie es eine „Kunst der am Knie­ge­lenk Erkrank­ten“ gibt. Natür­lich lebt eine große Anzahl der Künst­le­rin­nen und Künst­ler am Rande der Durchschnittsgesellschaft.

Wer sind die Künst­le­rin­nen und Künst­ler aus Gugging?
Die Künst­le­rin­nen und Künst­ler aus Gug­ging ent­wi­ckel­ten sich lang­sam ab den 1960er Jah­ren mehr oder weni­ger zufäl­lig in einer frü­he­ren Psych­ia­trie, die schon lange nicht mehr exis­tiert. Bereits in den 1980er Jah­ren waren sie in einer Wohn­ge­mein­schaft für Art Brut behei­ma­tet. Ihre Werke wer­den seit 1970 in Kunst­ga­le­rien und Museen aus­ge­stellt und am Kunst­markt inter­na­tio­nal gehan­delt. Sie erhiel­ten 1990 den Oskar-Kokoschka-Preis, die höchste Aus­zeich­nung, die Öster­reich im Bereich der bil­den­den Kunst ver­gibt. Sie haben eine eigene Gale­rie, die ihre Werke welt­weit ver­tritt. Das „museum gug­ging“ prä­sen­tiert per­ma­nent ver­schie­dene Aus­stel­lun­gen sowohl Klas­si­ker von bereits ver­stor­be­nen Künst­lern, als auch der jün­ge­ren zeit­ge­nös­si­schen Ver­tre­te­rin­nen und Vertreter.

Bis zum 1. April 2024 ist die Dau­er­aus­stel­lung „gug­ging.! clas­sic & con­tem­po­rary“ im „museum gug­ging“ zu sehen. In die­ser Aus­gabe ist eine Aus­wahl von Wer­ken aus der Schau zu sehen. Was erwar­tet die Besu­cherin­nern und Besucher?
Diese Aus­stel­lung zeigt vor allem die Viel­falt der Kunst aus Gug­ging, sowohl, was ver­schie­dene Künst­le­rin­nen und Künst­ler betrifft, als auch, was span­nende Ent­wick­lun­gen im Werk ein­zel­ner Kunst­schaf­fen­der angeht. Ohne auf die Klas­si­ker zu ver­zich­ten, legen wir aber einen Schwer­punkt auf das aktu­elle Schaf­fen in Gug­ging: Da ist etwa Arnold Schmidt, der die Kunst der Klein­for­mate ebenso beherrscht wie Groß­for­mate oder etwa die design­ar­tige Gestal­tung einer Couch. Laila Bach­tiar mit ihrer akri­bi­schen gra­fi­schen Arbeit ist eine der weni­gen Künst­le­rin­nen. Oder nen­nen wir an die­ser Stelle viel­leicht auch Leo­pold Strobl, der der­zeit mit sei­nen über­zeich­ne­ten Zei­tungs­fo­to­gra­fien in New York Furore macht, von dem auch das Museum of Modern Art bereits Werke ange­kauft hat.

Die­ser Text ist zuerst erschie­nen in Poli­tik & Kul­tur 09/2021.

Von |2021-09-02T17:14:09+02:00September 2nd, 2021|lnklusion|Kommentare deaktiviert für

Außen­sei­ter­kunst aus Gugging

Drei Fra­gen an Johann Feilacher

Johann Feilacher ist künstlerischer Leiter des „museum gugging“ in Maria Gugging, Österreich.