Palmen, Flamingos, Sonne, Sand und Meer – das sind die Bilder, die einem bei dem Titel „Oder Florida“ sofort in den Sinn kommen. Auch Matthias Freier, dem 20-jährigen Hauptcharakter des Buches, fielen diese Begriffe ein, als ihm ein millionenschwerer Unternehmer aus Frankfurt (Oder) vorschlägt, Karriere in den USA zu machen. Ein vielversprechendes Angebot für den in Frankfurt (Oder) lebenden jungen Mann, der eh gerade an einem Wendepunkt steht.
Die große Liebe hat die Stadt vor Kurzem verlassen sowie viele andere auch: weg aus der Stadt an der Oder, auf nach Berlin oder in die westdeutschen Bundesländer. Doch Matthias will eigentlich gar nicht weg. Er und sein Freund Fliege haben andere Visionen für die ostdeutsche Stadt zwischen Berlin und Polen. Die örtliche SPD durch einen Aufruf zum organisierten Masseneintritt übernehmen und das mittels eines abstrusen Wahlversprechens: „Endlich besseres Wetter für Frankfurt. Zur Sonne, zur Freiheit!“
Endlich etwas gegen diese allgegenwärtige Eintönigkeit und Frustration in der Stadt tun. Endlich etwas gegen die Neonazis unternehmen, die die Stadt scheinbar fest in der Hand haben. In Frankfurt (Oder) muss doch mehr stecken. Matthias bekommt die Unzufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger wenige Jahre nach der Wende hautnah mit. Und als ihm der Job in Florida angeboten wird und er vorab einige Monate in Hamburg eine Art Mini-Ausbildung erhalten soll, zögert Matthias, denn eigentlich will er gerne bleiben, der Stadt eine Chance geben. Dennoch wagt er diesen Schritt und kehrt dem Osten den Rücken zu. Doch ist im Westen wirklich alles besser?
Christian Bangel, aktuell Politischer Autor bei ZEIT ONLINE, versetzt einen in die Gedankenwelt eines jungen Menschen auf der Suche nach den eigenen an Werten und Idealen wenige Jahre nach der Deutschen Einheit. Ein mit Humor geschriebenes Buch, welches aber an den richtigen Stellen zum Nachdenken anregt.
Kristin Braband
Christian Bangel. Oder Florida. 2. Auflage. München 2019