Gute Gestaltung für viele – danach suchte das Bauhaus. Allerdings nahmen auch viele an den Visionen der Meister, am Aussehen und Verhalten der Schüler, an den Innovationen und Utopien der Schule Anstoß – noch bevor die Arbeiten als „entartet“ bezeichnet, die Ausstellungs- und Arbeitsverbote erteilt und das Bauhaus aus NS-Deutschland vertrieben wurde. Die „Staatsaffäre Bauhaus“ steht im Fokus des gleichnamigen Sammelbandes, der von Thomas Schleper herausgegeben wird und auf 224 Seiten Beiträge zur internationalen Bauhaus-Rezeption zusammenführt. Der Zeitraum der Betrachtung reicht von der Schließung des Bauhauses 1933 bis in die Gegenwart. Grundstein für das Buch bildet eine Vortragsreihe anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Bauhaus im Westen. Dabei werden internationale Rezeptionen und Referenzen betrachtet: Beate Störtkuhl schreibt über Architektur in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen in den deutsch-polnischen Grenzregionen; Bernd Niolai betrachtet moderne Architektur in der kemalistischen Türkei; Thomas Schleper legt den Fokus auf neues Bauen in Westdeutschland und Israel; Gerda Breuer wechselt die Perspektive zwischen den USA und der BRD; Andreas Butter befasst sich mit der Bauhaus-Rezeption kurz nach der Gründung der DDR; Frederike Huygen stellt die Rezeption der Architekturschule in den Niederlanden in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung; Fredie Floré bringt den Leserinnen und Lesern das Bauhaus und die „Kunstwerkstede De Coene“ im Nachkriegsbelgien nahe; Milena Karabiac stellt neues Bauen in Essen und Palästina-Erez Israel vor. Ergänzt werden die Beiträge mit umfangreichen Bildstrecken, die das Geschriebene anschaulich illustrieren. So gelingt es Schleper, nicht nur die Staatsaffäre Bauhaus aufzurollen, sondern auch die internationale Bauhaus-Rezeption in den Kontext zu setzen und weiter zu reflektieren.
Theresa Brüheim