Johann Hin­rich Claus­sen: Von ver­steck­ten Kir­chen, magi­schen Bäu­men und ver­bo­te­nen Schreinen

Schon der Titel fas­zi­niert „Von ver­steck­ten Kir­chen, magi­schen Bäu­men und ver­bo­te­nen Schrei­nen. Die selt­sams­ten Orte der Reli­gio­nen“. Diese Über­schrift erin­nert an Wun­der­kam­mern, in denen Abson­der­li­ches, Her­aus­ra­gen­des sich neben All­tags­ge­gen­stän­den wie­der­fin­det. Johann Hin­rich Claus­sen, Kul­tur­be­auf­trag­ter der EKD, stellt im genann­ten Buch 43 reli­giöse Orte vor. Die Reise führt von Argen­ti­nien bis zum Evan­ge­li­schen Kir­chen­tag. Er spricht von Hei­li­gen­le­gen­den, von ehe­ma­li­gen Got­tes­häu­sern, von Pil­ger­rei­sen Tau­sen­der, von Gedenk­stät­ten für Mis­sio­nare und vie­lem ande­ren mehr. Zum Aus­druck kom­men die Viel­falt und Unter­schied­lich­keit reli­giö­ser Pra­xis und Lebens­wei­sen. Diese Viel­falt, der sich Claus­sen stets mit Stau­nen und ech­tem Inter­esse an reli­giö­ser Pra­xis nähert, ist unglaub­lich fas­zi­nie­rend und zeigt, wel­che Stel­lung Reli­gion auch heute in einer viel­fach als are­li­giös erleb­ten Welt hat. Dabei wird auch auf die poli­ti­sche Indienst­nahme von Reli­gion und reli­giö­sen Extre­mis­mus ein­ge­gan­gen. Dies aber nicht mit einer Hal­tung des Bes­ser­wis­sens oder Her­un­ter­schau­ens, son­dern ganz im Gegen­teil der Ana­lyse. Claus­sen hat das Buch in 20 Kapi­tel unter­teilt, in jedem die­ser Kapi­tel wer­den in der Regel zwei reli­giöse Ort vor­ge­stellt. Es geht um Orte für Last­wa­gen und Motor­rä­der, um Ver­ste­cke des Über­le­bens, um Pil­ger­ziele für Mil­lio­nen, um geteilte Got­tes­häu­ser, um dem Erd­bo­den gleich­ge­machte Got­tes­häu­ser, um trau­ma­ti­sierte Städte, um unheim­li­che Gedächt­nis­stät­ten, um Gip­fel des Hei­li­gen, um Retro-Uto­pien, um Sakral­bau­ten und Eigen­bröt­ler, um para­die­si­sche Gär­ten, um hei­lende Bäume, um Geis­ter­städte, um Ver­scho­bene Orte, um Räume der Berüh­rung, um Spiel­plätze, nicht nur für Kin­der, um Orte für Men­schen und Tiere, um Orte des Ster­bens und der Unsterb­lich­keit, um vir­tu­elle Räume und um einen siche­ren Ort. Die jewei­li­gen Texte sind sehr kurz­wei­lig und las­sen den Zau­ber des jewei­li­gen Ortes auf­schei­nen. Gerade für die dunk­len Tage ein sehr zu emp­feh­len­des Buch.

Gabriele Schulz

Johann Hin­rich Claus­sen. Von ver­steck­ten Kir­chen, magi­schen Bäu­men und ver­bo­te­nen Schrei­nen. Die selt­sams­ten Orte der Reli­gio­nen. Mün­chen 2020

Von |2021-01-08T11:09:36+01:00Dezember 8th, 2020|Rezension|Kommentare deaktiviert für Johann Hin­rich Claus­sen: Von ver­steck­ten Kir­chen, magi­schen Bäu­men und ver­bo­te­nen Schreinen
Gabriele Schulz ist Stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Kulturrates.