Was haben die Wörter Backfisch, Chaiselongue, Depesche und Muckefuck gemeinsam? Sie sind vom Aussterben bedroht. Nur die Zeit wird zeigen, ob es ihnen wie Abgängsel, Pomadenhengst und Selbstwählferndienst ergeht, diese Wörter sind nämlich schon längst nicht mehr im Sprachgebrauch – und damit leider mausetot.
Und wie ist es um Bundesausbildungsförderungsgesetz, Trinkwasseraufbereitungsanlage und Nahrungsmittelunverträglichkeit bestellt? Es sind einige der längsten Stichwörter im Duden – also noch quicklebendig.
Ihre Verwandten aysberg, grossmarket, haymatlos und laytmotif haben sich ein Weiterbestehen über die Grenzen des deutschsprachigen Raumes bis in die Türkei gesichert; buterbrod, fejerwerk, ziferblatt sind feste Wortbestandteile im Russischen, und föhn, realpolitik sowie schadenfreude sind mittlerweile auch im Italienischen heimisch.
Diese deutschsprachigen Besonderheiten und viele weitere Kuriosa finden sich im „Kleinen Kuriositätenkabinett der Deutschen Sprache“, das soeben im Dudenverlag erschienen ist. Herzlich lachen, erstaunt aufhorchen, plötzlich stutzen, verwundert die Stirn runzeln – auf all das muss man sich beim Stöbern durch das Sammelsurium einlassen. Auf über 100 Seiten sind Wortschönheiten, Längenungetüme, penible Regeln, irre Ausnahmen und vieles mehr in schönster grafischer Darstellung versammelt. Das „Kleine Kuriositätenkabinett der Deutschen Sprache“ eignet sich hervorragend als Geschenk – Präsent – Gabe für Liebhaber und Lernende des Deutschen.
Zum Schluss sei noch eine Kuriosität erwähnt: Was ist den Gefühlen Liebe, Zorn, Spott, Mitleid, Misstrauen und Eifer gemein? Sie stehen in der Regel nie im Plural. Deutsche Sprache, schwere Sprache – aber auch schöne Sprache.
Theresa Brüheim
Duden. Kleines Kuriositätenkabinett der Deutschen Sprache. Berlin 2020