Happyland – das ist der Zustand, in dem weiße Menschen leben, bevor sie sich bewusst mit Rassismus auseinandersetzen. Geprägt wurde der Begriff von einem Workshopteilnehmer der Antirassismus-Trainerin und Autorin des Buches „Exit Racism. Rassismuskritisch denken lernen“, welches in diesem Jahr auch als Hörbuch erschien.
In Happyland leben überzeugte Nicht-Rassisten, die sich einig sind: „Rassistisch ist, wer schlecht ist.“ Auch der Vorwurf, rassistisch zu sein, wiegt in Happyland schlimmer als die Auswirkungen des eigentlichen Rassistisch-Seins. Doch warum erschrecken wir meist bei dem Wort Rassismus?
In dem Mitmach-Hörbuch lädt Tupoka Ogette den Hörer ein – ähnlich wie in ihren Seminaren –, andere Perspektiven einzunehmen und einen rassismuskritischen Weg zu beschreiten. Das Buch will verständlich machen, dass Rassismus ein gesellschaftliches, soziales Konstrukt ist, welches in alle Strukturen und Bereiche unserer Gesellschaft verwoben ist: Wir wurden rassistisch sozialisiert, dies bedeutet nicht gleich, Rassist zu sein.
Das Hörbuch geht auf die historische Verankerung des Rassismus ein, befasst sich mit Themen wie der Macht der Sprache, Rassismus in Lehrplänen und institutionellem Rassismus in Schulen. Dabei bindet die Autorin neben wissenschaftlichen Theorien, Eindrücken von Seminarteilnehmenden und Verweisen auf weiterführendes Material auf der zum Buch gehörenden Webseite auch persönliche Gedanken ein. Fragen der Autorin an den Hörer regen zum Nachdenken an, wühlen oft auch auf.
Warum tun wir uns also so schwer in der Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus? Es geht dabei nicht um eine Schuldfrage, denn an ihr hängen zu bleiben, lähmt die Debatte. Es sollte vielmehr um Verantwortung gehen und diese – im Sinne von Produktivität – zu übernehmen. Wir müssen das System, in dem wir leben, aktiv gestalten. Es ist längst überfällig, Happyland zu verlassen.
Kristin Braband
Tupoka Ogette. Exit Racism. Rassismuskritisch denken lernen. Hörbuch 2020