Bis heute tauchen Kunstgegenstände und Kunstgut aus der Zeit des Nationalsozialismus in Kirchen in ganz Deutschland auf. Was machen diese Kunstgegenstände in einem Gotteshaus? Ist diese Kunst per se problematisch? Wo beginnen die Probleme? Wer entscheidet z. B. in den Landeskirchen, was mit dem Kunstgut zu tun ist?
Das ist nur ein Bruchteil der Fragen, die sich stellen, wenn die Auseinandersetzung mit kirchlicher Kunst aus den Jahren des Nationalsozialismus beginnt. So geschehen ist dies auf einer bereits im Juni 2018 gemeinsam vom Kulturbüro der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Evangelischen Akademie Loccum veranstalteten Tagung. Ziel ist es, so langfristig eine gründliche Aufarbeitung der im Nationalsozialismus entstandenen christlichen und kirchlichen Kunstproduktion anzustoßen.
Der Sammelband „Kunst und protestantische Kirche während des Nationalsozialismus“, herausgegeben von Thorsten Albrecht, Christian Brouwer, Johann Hinrich Claussen und Stephan Schaede, ist zugleich Versuch einer kritischen Annäherung an das Thema und Bericht der genannten Tagung.
Der Sammelband ist in vier Teile gegliedert: Zu Beginn werden die thematischen Grundlagen zur kritischen Aufarbeitung gelegt, es folgen eine Einordnung in den komplexen Kontext von Kunst aus der Zeit des Nationalsozialismus in protestantischen Kirchen, detaillierte Fallbeispiele sowie zu adressierende Aufarbeitungsherausforderungen. Zu den Autorinnen und Autoren zählen neben den Herausgebern unter anderem: Manfred Gailus, Magdalena Droste und Christian Stäblein.
Während Kunst und Kirche im Nationalsozialismus für sich genommen vielfach bearbeitete Themen sind, widmet sich der Sammelband „Kunst und protestantische Kirche während des Nationalsozialismus“ einem wenig erforschten Gebiet und kann so als erster wichtiger Schritt auf einem noch langen Weg der Aufarbeitung gesehen werden. Vielen Dank dafür!
Theresa Brüheim