Kurzweilig, amüsant, hintergründig, nachdenklich mit diesen Adjektiven lässt sich das Buch von Günter Bannas „Machtverschiebung“ beschreiben. Im Sommer 1999 zog die Regierung von Bonn nach Berlin. Vieles hat sich seitdem verändert. Der Hauptstadtbüro-Leiter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Bannas, von 1981 bis zu seinem Ruhestand 2018 am Sitz der Regierung, erst in Bonn, später in Berlin, als Journalist tätig, war nah dran. Kohl, Genscher, Schröder, Merkel – Bannas hat sie alle über die Jahre und Jahrzehnte kennengelernt und begleitet; alle Akteure, großen Entscheidungen und Dramen.
Dies spiegelt sich auch in dem umfangreichen Personenregister wider, das im Buch zu finden ist. Günter Bannas beschreibt in „Machtverschiebung“ in kurzen prägnanten Beiträgen, wodurch sich seiner Ansicht nach die Politik sowie die Kommunikation von Politik und Journalismus in Bonn und Berlin unterscheidet. Dabei blickt er hinter die Kulissen und zeigt den Wandel der Politik. Im ersten Beitrag beschreibt er den Einschnitt Wiedervereinigung und die Auseinandersetzung um die Hauptstadt bzw. den Sitz von Regierung und Parlament, Bonn oder Berlin. Seine Stärke, gerade in der Beschreibung der Bonner Jahre, aber auch der Berliner Republik, besteht darin, dass er am Beispiel bestimmter Orte oder Debatten eine ganze Diskussion verdeutlicht. Im Mittelpunkt des Buches stehen die Menschen, die Politik gestalten, mit ihren politischen Ideen, ihren Konflikten und ihren Einhegungen durch Sachzwänge. Das alles ohne zynisch oder denunziatorisch zu werden. Die Veränderung der Politik sieht Bannas nicht in erster Linie in der Ortsveränderung, sondern vor allem in der veränderten Medienlandschaft. Auch die aktuelle GroKo und die Rolle des Bundespräsidenten bei deren Zustandekommen wird von Bannas analysiert. Mit dem Kapitel „AKK – auf Merkels Spuren“ schließt Bannas sein Buch und die in knapp vier Jahrzehnten gesammelten und zusammengefassten Einsichten ab. Sehr lesenswert.
Gabriele Schulz