David Mayonga mit Nils Fren­zel: Ein Neger darf nicht neben mir sitzen

David Mayonga aka Roger Rekless geht in sei­nem sehr per­sön­li­chen und beein­dru­cken­den Buch dem All­tags­ras­sis­mus auf den Grund. Er erzählt von sei­ner Geburts­stadt Markt Schwa­ben, in der er sehr viele schöne, aber auch seine ers­ten ras­sis­ti­schen Erfah­run­gen gemacht hat. Schon im Kin­der­gar­ten im Alter von drei Jah­ren wurde ihm der Titel des Buches an den Kopf gewor­fen. Er selbst konnte damit gar nicht recht etwas anfan­gen, aber von da an war ihm bewusst, dass er „anders“ war. Im Fol­gen­den wer­den meh­rere ein­zelne Sequen­zen sei­nes Erwach­sen­wer­dens beleuch­tet: die will­kür­li­chen Poli­zei­kon­trol­len, das Anspu­cken auf der Straße, das Anspre­chen in Eng­lisch, aber auch seine Iden­ti­täts­krise, die er mit­hilfe sei­ner Musik und sei­ner Eltern über­wun­den hat.

Mayonga ver­sucht, den Ras­sis­mus wis­sen­schaft­lich als auch emo­tio­nal zu ent­schlüs­seln und her­aus­zu­fin­den, warum die Men­schen das „Fremde“ so sehr fürch­ten. Mit pas­sen­den Gast­bei­trä­gen, unter ande­rem von Shahak Shapira oder Tyron Ricketts, wird das Buch auch um andere Per­spek­ti­ven ergänzt.

Ein Schwer­punkt ist das Bil­dungs­sys­tem in Deutsch­land, das er kri­tisch aus der Sicht eines Kin­des mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund beleuch­tet. Er schil­dert die „her­kunfts­be­dingte Ungleich­heit“ und sei­nen Kampf in den ver­schie­de­nen Bildungseinrichtungen.
Ein wei­te­res Thema ist Ras­sis­mus in den Medien und deren Mit­schuld an der Unsi­cher­heit wei­ßer Men­schen gegen­über Peo­ple of Color. Viel­mehr soll­ten sie die Diver­si­tät der Gesell­schaft in Wer­bung, Print­me­dien oder in Fil­men wider­spie­geln. Sollte sich dahin­ge­gen nichts ändern, wer­den die Vor­ur­teile auch nicht weichen.

Die­ses Buch öff­net einem die Augen und man ach­tet immer mehr auf die Unstim­mig­kei­ten unse­rer Gesell­schaft. Wenn alle acht­sa­mer wären und Mayon­gas Rat­schläge befolg­ten, würde der All­tags­ras­sis­mus immer klei­ner, bis er hof­fent­lich ganz verschwindet.

Katha­rina Bruck

David Mayonga mit Nils Fren­zel. Ein Neger darf nicht neben mir sit­zen. München/Grünwald 2019

Von |2020-01-07T11:42:05+01:00Dezember 6th, 2019|Rezension|Kommentare deaktiviert für David Mayonga mit Nils Fren­zel: Ein Neger darf nicht neben mir sitzen
Katharina Bruck ist Mitarbeiterin beim Deutschen Kulturrat.