Was ist eigentlich Ziel der Integration? Dass sich Zugewanderte irgendwann als „Deutsche“ verstehen? Was definiert eigentlich „Deutschsein“? Und gibt es dafür einen Indikator?
Der Sozialaktivist und Gründer der „Hotline für besorgte Bürger“, Ali Can, befasst sich in seinem Buch „Mehr als eine Heimat. Wie ich Deutschsein neu definiere“ mit genau diesen Fragen. Dabei setzt er sich besonders mit der alltäglichen Diskriminierung auseinander, die Menschen mit offensichtlichem Migrationshintergrund widerfährt. Ein Thema, welches all jenen schwer vermittelbar ist, die davon nie betroffen sind. Daher startet Can 2018 die Aktion #MeTwo. Unter dem Hashtag wurden in sozialen Medien diskriminierende und rassistische Erfahrungen geteilt, die eine große Diskussionswelle nach sich zogen.
Die Debatte rief vor allem beim Initiator selbst eine ganz bestimmte Frage hervor: Was bedeutet „Deutschsein“ eigentlich für ihn? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, reflektiert er zunächst einige biografische Stufen seiner Eltern sowie von sich selbst und versucht, seinen Aktivismus und sein Engagement zu erklären.
Er selbst ist froh, keiner „Schublade“ vollkommen zu entsprechen, und definiert seine Heimat danach, wo er aktiver Teil der Gesellschaft sein kann. Denn letztendlich geht es um Zugehörigkeit durch das Schaffen von Begegnungen, den Abbau von Skepsis und ein wertschätzendes Miteinander. Ein kurzweiliges und empfehlenswertes Buch.
Kristin Braband
Ali Can. Mehr als eine Heimat. Wie ich Deutschsein neu definiere. Berlin 2019