„Rent a Jew“ – das ist Judentum aus erster Hand sowie die Möglichkeit, Fragen zu stellen, ohne Tabus.
Das von reinem Ehrenamt getragene Projekt ermöglicht bundesweit Dialog, der vielerorts noch zu selten stattfindet. Unter dem Motto „Miteinander reden, statt übereinander“ vermittelt das Projekt ehrenamtliche jüdische Referentinnen und Referenten für Begegnungen mit Gruppen in Schule, Jugendzentrum, Kirchengemeinde, Volkshochschule, Universität und in anderen Einrichtungen der formellen und informellen Bildung. Denn die wenigsten Menschen hierzulande kennen einen Juden oder eine Jüdin persönlich. Aber alle reden über Antisemitismus. Doch wie fühlen sich jüdische Menschen eigentlich hier und heute in Deutschland? Was macht ihren Alltag aus? Die Antworten darauf sind so vielfältig wie die jüdische Gemeinschaft in Deutschland. Es ist die Überzeugung der Projektmacherinnen und Projektmacher von „Rent a Jew“ , dass eine persönliche Begegnung die beste Möglichkeit darstellt, das oft stereotype Bild von „den Juden“ aufzubrechen und den Unterricht nach Lehrplan mit einem erlebten Dialog zu bereichern. Das positive Feedback der einladenden Pädagoginnen und Pädagogen bestätigt dies, ebenso wie zwei unabhängige wissenschaftliche Studien aus dem Jahr 2018.
Wie funktioniert das? Ganz einfach: Interessentinnen und Interessenten finden auf der Webseite ein Anfrage-Formular, in dem sie angeben, wann und wo sie sich eine Begegnung wünschen. Die Koordination des Projekts findet zwei ehrenamtliche Referentinnen und Referenten, möglichst aus der Region, die zum angefragten Termin Zeit haben. Sie sind bewusst nicht ausschließlich Pädagoginnen oder Pädagogen, sondern Menschen wie du und ich, mit den unterschiedlichsten Berufen und Lebensentwürfen, von der Studentin bis zum Rentner, von säkular über liberal bis orthodox lebend. Alle sind im Rahmen von „Rent a Jew“ darauf vorbereitet worden, auf Augenhöhe über ihr ganz persönliches Judentum zu sprechen; im Gespräch mit Gruppen Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen und Religionen zu entdecken, aber auch Unterschiede wertschätzend auszuhalten.
„Rent a Jew“ wurde 2014 ins Leben gerufen; mittlerweile sind über 120 jüdische Referentinnen und Referenten aktiv und beinahe täglich findet eine Begegnung an irgendeinem Ort in Deutschland statt. 2019 konnten so bereits über 5.000 Menschen erreicht werden. Nach wie vor arbeitet das Projekt rein ehrenamtlich. Für die einladende Institution ist der Besuch kostenlos (bis auf gegebenenfalls die Erstattung von Reisekosten). Das Projekt wird von der Europäischen Janusz Korczak Akademie unterstützt und im Programm „Nevatim“ der Jewish Agency for Israel gefördert. Das Teilprojekt „Rent a Jew in ländlichen Regionen Deutschlands“ wird 2019 bis 2020 vom Programm „miteinander reden“ der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.