Bewegende Theaterabende, dramatisches Schauspiel, hochaktuelle Gesellschaftskritik, erstklassige Darstellende, brisante Kritiken im Feuilleton … verbindet man mit den darstellenden Künsten – und diese pulsieren im urbanen Raum, oder?
Wolfgang Schneider, Katharina M. Schröck und Silvia Stolz setzen dieser verbreiteten Assoziationskette ihr Buch „Theater in der Provinz: Künstlerische Vielfalt und kulturelle Teilhabe“ entgegen. Der Grund ist einfach: Theater muss für alle da sein, daher ist auch Theater in der Provinz Auftrag der Kulturpolitik.
Den endgültigen Anstoß für die Veröffentlichung gab die Forschung des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim: Dort wurden Landesbühnen und Gastspielhäuser bezüglich Beauftragung, Eigenheiten, Strukturen und kulturpolitischen Fragestellungen untersucht. Die Analyse zeigte, dass zahlreiche Überlegungen die Gesamtheit von Theatern in der Provinz betreffen.
Im Sammelband kommen unter anderem die Verbände zu Wort, die Theater im ländlichen Raum ermöglichen: der Deutsche Bühnenverein, der Bund der Theatergemeinden, der Bundesverband Freie Darstellende Künste und der Bund Deutscher Amateurtheater.
Die Beiträge sind vier Teilen zugeordnet: Der erste Teil „Impulse zur Kultur im ländlichen Raum“ präsentiert Forschungsergebnisse und diskutiert Begrifflichkeiten wie Provinz. Im zweiten Teil mit dem Titel „Reflexionen zum Theater in der Provinz“ sind diese Thema. Unter anderem argumentiert Wolfgang Schneider für ein Theater der Provinz vor dem Hintergrund demokratischer Teilhabe. Theaterakteure aus dem ländlichen Raum kommen im dritten Teil diskursiv zu Wort. So erfährt man z. B., welche Herausforderungen sich einem Regionaltheater auf der Schwäbischen Alb oder im uckermärkischen Schwedt stellen. Interessante Praxisbeispiele knüpfen im vierten Teil „Positionen der Praxis in der Theaterlandschaft“ nahtlos an: Die Lesenden erfahren hier beispielsweise mehr über die Potenziale von Amateurtheatern oder Besonderheiten der Burghofbühne Dinslaken.
Theresa Brüheim