Ein Hohelied auf die ostdeutschen Frauen?
Nein, ein Hohelied ist es sicher nicht. Stattdessen wird im Buch „Ostfrauen verändern die Republik“ von Tanja Brandes und Markus Decker geschildert, wie Ostfrauen die deutsche Wiedervereinigung prägten. Angela Merkel ist die bekannteste, bei weitem aber nicht die einzige erfolgreiche Persönlichkeit aus dem Osten, die benannt wird.
Eingangs werden Unterschiede während der Emanzipation zwischen Ost- und Westfrauen aufgezeigt, die dann nach der Wiedervereinigung auch zu Unstimmigkeiten führten. Diese Startschwierigkeiten wurden aber im Laufe des neuen Feminismus überwunden und wurden letztendlich das „gelungenste Kapitel unserer Wiedervereinigung“. Außerdem wird prozentual geschildert, wie verschieden das Verständnis vom Muttersein in Ost und West damals war – und zum Teil heute wieder ist. Dabei wird nichts beschönigt, es wird eindeutig auch auf die Doppel- bzw. Dreifachbelastung der Frauen im Osten eingegangen.
Im letzten Teil des Buches werden prominente und weniger prominente Ostfrauen zu Erziehung, Wende und beruflichem sowie schulischem Werdegang interviewt. Diese sehr persönlichen Gespräche geben tiefe Einblicke in verschiedene Lebensläufe und deren Herausforderungen im Alltag. Das Buch erklärt anhand von Fakten sowie den persönlichen Geschichten der Frauen, warum es ausgerechnet jetzt so viele Ostfrauen in Führungspositionen geschafft haben, ohne sie dabei zu glorifizieren. Sie sind ein Vorbild für das vereinigte Deutschland. Ein sehr empfehlenswertes Buch.
Katharina Bruck
Tanja Brandes und Markus Decker. Ostfrauen verändern die Republik. Berlin 2019