Demo­kra­tie lebt von der Stärke ihrer Zivilgesellschaft

Dach­ver­bände for­dern sichere Rah­men­be­din­gun­gen für bür­ger­schaft­li­ches Engagement

Ber­lin, 27.06.2019 – Ange­sichts diver­ser Vor­stöße zur Ein­schrän­kung der Gemein­nüt­zig­keit von Ver­ei­nen und Ver­bän­den haben die gro­ßen Dach­or­ga­ni­sa­tio­nen Deut­scher Bun­des­ju­gend­ring (DBJR), Deut­scher Natur­schutz­ring (DNR), Deut­scher Olym­pi­scher Sport­bund (DOSB), Ver­band für Ent­wick­lungs­po­li­tik und Huma­ni­täre Hilfe (VENRO) und Deut­scher Kul­tur­rat am Mitt­woch­abend bei einem Par­la­men­ta­ri­schen Abend in Ber­lin auf die enorme Bedeu­tung hin­ge­wie­sen, die zivil­ge­sell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen für eine leben­dige und starke Demo­kra­tie zukommt.

„Die sin­kende Mit­glie­der­zahl von Par­teien macht es deut­lich: Die Poli­tik ver­liert an Bin­dungs­kraft, weil sie den Men­schen keine Ant­wor­ten und Kon­zepte auf die gro­ßen sozia­len und öko­lo­gi­schen Her­aus­for­de­run­gen bie­ten. Die Men­schen füh­len sich von der Poli­tik nicht mehr ver­stan­den, nicht mehr mit­ge­nom­men. Da ist es kein Wun­der, dass sich die Mitte der Gesell­schaft in Ver­bän­den und Bewe­gun­gen orga­ni­sie­ren, um die Zukunft Deutsch­lands mit­zu­ge­stal­ten. Anstelle diese Zivil­ge­sell­schaft zu atta­ckie­ren, sollte die Poli­tik uns als Part­ner im Rin­gen um eine bes­sere Zukunft akzep­tie­ren und gemein­sam Lösun­gen für die gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen des sozial und öko­lo­gi­schen Wan­dels for­mu­lie­ren. Demo­kra­tie hat mit einer star­ken Bür­ger­ge­sell­schaft eine Zukunft.“, sagt DNR-Prä­si­dent Kai Nie­bert.

Wie weit­rei­chend das zivil­ge­sell­schaft­li­che Enga­ge­ment in Deutsch­land ver­an­kert ist, lässt sich beson­ders im Bereich Sport zei­gen: Mit rund 27 Mil­lio­nen Mit­glied­schaf­ten in mehr als 90.000 Sport­ver­ei­nen bil­det der Sport die größte zivil­ge­sell­schaft­li­che Gemein­schaft. Jan Holze, Prä­si­di­ums­mit­glied des Deut­schen Olym­pi­schen Sport­bund (DOSB): „Der Sport­sek­tor basiert auf ehren­amt­li­chem Enga­ge­ment und der Arbeit gemein­nüt­zi­ger Ver­eine. Diese Ver­eine als Keim­zel­len unse­rer Demo­kra­tie in Deutsch­land tra­gen tag­täg­lich dazu bei, dass Bewe­gung und Gesund­heit, Leis­tung und Lebens­freude, Inklu­sion und Inte­gra­tion, aber auch demo­kra­ti­sche Ent­schei­dungs­pro­zesse gelebt und erleb­bar wer­den. Die Ver­eine als tra­gende Säule der Gesell­schaft bedür­fen des­halb beson­de­rer Auf­merk­sam­keit und Unter­stüt­zung, um Orte des Zusam­men­kom­mens und des Aus­tau­sches zu ermög­li­chen und einer wei­te­ren Spal­tung ent­ge­gen zu wirken.“

Neben dem täg­li­chen gesell­schaft­li­chen Enga­ge­ment über­neh­men zivil­ge­sell­schaft­li­che Orga­ni­sa­tio­nen eine Brü­cken­funk­tion zwi­schen Bevöl­ke­rung und Poli­tik. Ihre bis­wei­len kri­ti­sche Beglei­tung und Kon­trolle poli­ti­scher Pro­zesse gehö­ren zum aner­kann­ten demo­kra­ti­schen Selbst­ver­ständ­nis frei­heit­li­cher Gesell­schaf­ten. „Der Staat muss das Han­deln zivil­ge­sell­schaft­li­cher Orga­ni­sa­tio­nen unter­stüt­zen und eine echte Ermög­li­chungs­po­li­tik für zivil­ge­sell­schaft­li­ches Enga­ge­ment in den Vor­der­grund rücken. Es macht einen Staat aus, dass er sich eine sol­che kri­ti­sche Zivil­ge­sell­schaft auch leis­tet“, so Lisi Maier, Vor­sit­zende des Deut­schen Bun­des­ju­gend­ring (DBJR).

Kleine Anfra­gen im Bun­des­tag zur Zusam­men­ar­beit der Bun­des­re­gie­rung mit Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen, Initia­ti­ven zur Ein­schrän­kung der Ver­bands­kla­ge­rechte sowie Vor­stöße zur Aberken­nung der Gemein­nüt­zig­keit hat­ten in der Ver­gan­gen­heit dazu geführt, dass zivil­ge­sell­schaft­li­che Orga­ni­sa­tio­nen sich in ihrer Arbeit ein­ge­schränkt füh­len. Trau­ri­ger Höhe­punkt war bis­her die Aberken­nung der Gemein­nüt­zig­keit des Netz­werks Attac.

Olaf Zim­mer­mann, Geschäfts­füh­rer des Deut­schen Kul­tur­ra­tes: „Eine leben­dige Zivil­ge­sell­schaft ist unver­zicht­bar für die Demo­kra­tie. Zivil­ge­sell­schaft­li­che Orga­ni­sa­tio­nen sind nicht die Mecke­rer, sie sind die Gestal­ter des gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halts und legen, wenn es Not tut, den Fin­ger in die Wunde. Wenn eine sich selbst ermäch­ti­gende Zivil­ge­sell­schaft vom Staat aus­ge­trock­net wird – und das kön­nen wir lei­der in eini­gen euro­päi­schen Län­dern beob­ach­ten – stirbt letzt­lich auch ein wich­ti­ger Teil der Demokratie.“

Ange­sichts der wach­sen­den gesell­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen bedarf es mehr denn je eines zivil­ge­sell­schaft­li­chen Enga­ge­ments in Deutsch­land und Europa. Gleich­zei­tig wird der Hand­lungs­spiel­raum von Mal zu Mal klei­ner. Das Thema „Shrin­king Spaces“ hat nicht nur inter­na­tio­nal ein dra­ma­ti­sches Aus­maß ange­nom­men, son­dern stellt die Zivil­ge­sell­schaft auch in Deutsch­land vor zuneh­mende Herausforderungen.

Heike Spiel­mans, Geschäfts­füh­re­rin vom Ver­band für Ent­wick­lungs­po­li­tik und Huma­ni­täre Hilfe (VENRO): „Mit gro­ßer Sorge beob­ach­ten wir, wie seit Jah­ren zivil­ge­sell­schaft­li­che Orga­ni­sa­tio­nen welt­weit in ihren Hand­lungs­spiel­räu­men ein­ge­schränkt wer­den. Es ist alar­mie­rend und Aus­druck einer welt­wei­ten Krise der Demo­kra­tie, dass die­ser Trend auch in der Euro­päi­schen Union ange­kom­men ist. Noch ist Deutsch­land eines der Län­der, in denen der zivil­ge­sell­schaft­li­che Hand­lungs­raum als offen bewer­tet wird. Die Regie­rungs­par­teien müs­sen dafür sor­gen, dass das auch so bleibt.“

Die Ver­bände DBJR, DNR, DOSB, Kul­tur­rat und VENRO stel­len sich gemein­sam gegen die wach­sende Bedro­hung der Gemein­nüt­zig­keit und wol­len sich künf­tig ver­stärkt für sichere Rah­men­be­din­gun­gen für bür­ger­schaft­li­ches Enga­ge­ment sei­tens der Poli­tik einsetzen.

 


 

Gemein­same Pres­se­mit­tei­lung vom Deut­schen Bun­des­ju­gend­ring (DBJR), Deut­schen Olym­pi­schen Sport­bund (DOSB), dem Ver­band für Ent­wick­lungs­po­li­tik und Huma­ni­täre Hilfe (VENRO), dem Deut­schen Kul­tur­rat und dem Deut­schen Natur­schutz­ring (DNR)

Von |2019-06-27T11:44:54+02:00Juni 27th, 2019|Meldung|Kommentare deaktiviert für

Demo­kra­tie lebt von der Stärke ihrer Zivilgesellschaft

Dach­ver­bände for­dern sichere Rah­men­be­din­gun­gen für bür­ger­schaft­li­ches Engagement