Dunja Rama­dan: Kha­lid und das wilde Sprach­pferd. Geflüch­tete begeg­nen der deut­schen Sprache

Kha­lid, Wesal, Rasha und Lina, die vier Haupt­prot­ago­nis­ten in Dunja Rama­dans Buch „Kha­lid und das wilde Sprach­pferd“, haben eines gemein­sam: Sie kom­men aus Syrien, spre­chen Ara­bisch als Mut­ter­spra­che und muss­ten auf­grund des Jahre anhal­ten­den Krie­ges nach Deutsch­land flie­hen. Ihre Geschich­ten ähneln sich an dem Punkt, an dem sich ihr Leben um 180 Grad drehte. Bei ihren ers­ten Erfah­run­gen mit der deut­schen Spra­che könn­ten sie aber nicht unter­schied­li­cher sein.

Für Kha­lid ist die deut­sche Spra­che ein wil­des Pferd. Es braucht Zeit, bis Ver­trauen zwi­schen Rei­ter und Tier ent­steht, aber dann folgt ein guter Ritt. Lina hin­ge­gen hält der Blick zurück gefolgt von Heim­weh, vom Ankom­men in der deut­schen Spra­che ab. Rasha kämpfte mit dem Genus-Sys­tem – was man auch als Deut­sche z. B. bei dem Wort „das“ Mäd­chen nur nach­voll­zie­hen kann. Wesal ver­misst die Reli­gion in der deut­schen Spra­che – Gott sei Dank.

Dunja Rama­dan fasst mit Respekt, Witz und viel Empa­thie die ver­schie­de­nen Sprach­er­fah­run­gen zusam­men, bei denen nicht nur die Deutsch ler­nen­den Prot­ago­nis­ten eini­ges dazu- gelernt haben, son­dern auch alle Lese­rin­nen und Leser einen Ein­blick in die Viel­falt, den Reich­tum und die Sys­te­ma­tik der ara­bi­schen Spra­che erhal­ten. So liest man kurz­wei­lig über die unver­bind­li­chen Ja-Sager, die rup­pi­gen Nein-Sager, blu­mige Kom­pli­mente für den Koch, deutsch-ara­bi­sche Flirts und nimmt dabei vor allem eines mit: viel Ver­ständ­nis für die Deutsch­ler­nen­den und ers­tes Wis­sen über die ara­bi­sche Spra­che. Dunja Rama­dan ist damit ein schma­les Buch für zwi­schen­durch mit gro­ßer Wir­kung für danach gelun­gen – denn „das Fremde ist nicht auto­ma­tisch das Min­der­wer­ti­gere – im Frem­dem lernt man für das Eigene“, so Dunja Ramadan.

The­resa Brüheim

Dunja Rama­dan. Kha­lid und das wilde Sprach­pferd. Geflüch­tete begeg­nen der deut­schen Spra­che. Ber­lin 2018

Von |2019-12-06T11:24:11+01:00März 26th, 2019|Rezension|Kommentare deaktiviert für Dunja Rama­dan: Kha­lid und das wilde Sprach­pferd. Geflüch­tete begeg­nen der deut­schen Sprache
Theresa Brüheim ist Referentin für Kommunikation beim Deutschen Kulturrat und Chefin vom Dienst bei Politik & Kultur.