Tho­mas de Mai­zière: Regie­ren. Innen­an­sich­ten der Politik

„Regie­ren“ heißt das Buch von Tho­mas de Mai­zière, in dem er über Innen­sich­ten der Poli­tik berich­tet. De Mai­zière beschreibt sehr gut ver­ständ­lich, sach­lich und klar, was das Regie­ren aus­macht. Wie die Mecha­nis­men des Regie­rens funk­tio­nie­ren, wel­che Bedeu­tung die ein­ge­üb­ten Ver­fah­ren haben, wie viel Abstim­mung im Hin­ter­grund statt­fin­det und vor allem, wel­che Rele­vanz Ver­läss­lich­keit und Ver­trau­lich­keit für das Regie­ren haben. Wer Indis­kre­tio­nen in dem Buch erwar­tet, wird enttäuscht.

Das Buch ist geprägt von dem nüch­ter­nen Stil, mit dem de Mai­zière seine Ämter aus­ge­übt hat. Deut­lich wird, dass das Regie­ren und das Aus­fül­len eines Minis­ter­amts sehr viel mit Hand­werk und Übung und weni­ger mit gro­ßer Intui­tion und der Umset­zung gro­ßer Würfe zu tun hat. Das Ver­hält­nis zwi­schen Minis­ter, Lei­tungs­stab und den Fach­ab­tei­lun­gen wird ebenso beleuch­tet wie das Zusam­men- bzw. Gegen­ein­an­der­spiel von Bund und Län­dern. Es kom­men sowohl die Zwänge als auch die Spiel­räume und ganz beson­ders die Ver­ant­wor­tung des Regie­rens zur Spra­che. Deut­lich wird in dem Buch, dass es für de Mai­zière eine Zwei­klas­sen­ge­sell­schaft an Minis­te­rien gibt, die mit dem „der“ im Titel wie das Bun­des­mi­nis­te­rium der Finan­zen, der Jus­tiz oder des Innern,
sowie den ande­ren, die mit einem „für“ aus­kom­men müs­sen. Eine Aus­nahme von die­ser Regel bil­det das Bun­des­mi­nis­te­rium für Ver­tei­di­gung, das auf­grund sei­ner sicher­heits­po­li­ti­schen Bedeu­tung ganz klar zu den A-Minis­te­rien gehört. De Mai­zière lässt kei­nen Zwei­fel daran, dass er das Regie­ren als Dienst an der Gemein­schaft ver­steht und dass die­ser Dienst seine Zuge­ständ­nisse, etwa im Pri­vat­le­ben, for­dert. Abge­run­det wird das Buch mit Vor­schlä­gen für gutes Regie­ren und Fra­gen, die sich die­je­ni­gen stel­len soll­ten, die regie­ren wollen.

Das Buch ist poli­ti­sche Bil­dung im bes­ten Sinn, da aus ers­ter Hand berich­tet wird, wie teils nor­mal und teils spek­ta­ku­lär der Regie­rungs­all­tag ist. Wer dafür ein Sen­so­rium hat, dem sei die­ses Buch ans Herz gelegt.

Gabriele Schulz

Tho­mas de Mai­zière. Regie­ren. Innen­an­sich­ten der Poli­tik. Frei­burg im Breis­gau 2019

 

Von |2019-12-06T11:37:03+01:00Februar 25th, 2019|Rezension|Kommentare deaktiviert für Tho­mas de Mai­zière: Regie­ren. Innen­an­sich­ten der Politik
Gabriele Schulz ist Stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Kulturrates.