Eröff­nungs­rede von Olaf Zim­mer­mann zur ers­ten Jah­res­ta­gung der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion am 29. Mai 2018

Meine sehr geehr­ten Damen und Herren,

erlau­ben Sie mir als Mode­ra­tor der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion zu Beginn einen Blick zurück.

Im Okto­ber 2016 began­nen die ers­ten Gesprä­che, einen Arbeits­zu­sam­men­hang auf Bun­des­ebene zu schaf­fen, der sich mit Fra­gen des gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halts und der kul­tu­rel­len Inte­gra­tion befasst.

Das liegt gut andert­halb Jahre zurück.

  • Zu jener Zeit wurde in Deutsch­land hef­tig dar­über dis­ku­tiert, wie Flücht­linge inte­griert wer­den können.
  • Und es wurde eine Debatte dar­über geführt, wie gesell­schaft­li­cher Zusam­men­halt sicht­bar gemacht wer­den kann.
  • Und es wurde gestrit­ten, wie das Selbst­ver­ständ­nis eines welt­of­fe­nen, plu­ra­len Deutsch­lands gestärkt wer­den kann.

Inner­halb kür­zes­ter gelang es uns den fünf Initiatoren

  • der Kul­tur­staats­mi­nis­te­rin,
  • der Staats­mi­nis­te­rin für Migra­tion, Flücht­linge und Integration,
  • dem Bun­des­mi­nis­te­rium des Innern
  • dem Bun­des­mi­nis­te­rium für Arbeit und Soziales
  • und dem Deut­schen Kulturrat

23 Mit­strei­ter für eine Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion auf Bun­des­ebene zu fin­den. Mit dabei waren die Län­der, die kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bände, die Kir­chen und Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten, die Sozi­al­part­ner, die Medien und die Zivilgesellschaft.

Wir haben uns an die Arbeit gemacht und The­sen zu gesell­schaft­li­chem Zusam­men­halt und kul­tu­rel­ler Inte­gra­tion erar­bei­ten. Dabei haben wir stets unter kul­tu­rel­ler Inte­gra­tion mehr als den Kul­tur­be­reich ver­stan­den. Und wir waren uns einig, dass es um mehr als um Flücht­lings­po­li­tik geht.

Es geht um den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt aller in Deutsch­land leben­der Menschen.

Ganz und gar nicht selbst­ver­ständ­lich war und ist es, dass der Deut­sche Kul­tur­rat, der die Idee für die Initia­tive hatte, als zivil­ge­sell­schaft­li­cher Akteur die Mode­ra­tion der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion inne­hat. – Ein schö­nes Signal, finde ich.

Sehr herz­lich möchte ich Ihnen, liebe Frau Staats­mi­nis­te­rin Grüt­ters für die Unter­stüt­zung der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion von Anfang an dan­ken. Diese Unter­stüt­zung ist sowohl finan­zi­el­ler als auch ideel­ler Natur. Ganz beson­ders möchte ich dabei auch Frau Dr. Hahne, als zustän­di­ger Grup­pen­lei­te­rin im BKM und Frau Gor­ecki-Schö­berl, als zustän­di­ger Refe­rats­lei­te­rin dan­ken. Sie waren und sind wich­tige Gesprächs­part­ne­rin­nen für die Wei­ter­ent­wick­lung der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion. Gemein­sam umschif­fen wir so man­che Fähr­nisse. Auch das ist nicht selbstverständlich.

Ebenso wenig selbst­ver­ständ­lich war es, dass die Mit­glie­der der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion im Juli 2017 gesagt haben, wir wol­len wei­ter zusammenarbeiten.

Eigent­lich war die Auf­gabe mit der Vor­lage der 15 The­sen „Zusam­men­halt in Viel­falt“ erle­digt. Wir hat­ten die The­sen vor einem Jahr der Öffent­lich­keit vor­ge­stellt und haben sie Bun­des­kanz­le­rin Mer­kel überreicht.

Doch waren der Aus­tausch und der Arbeits­zu­sam­men­hang so posi­tiv, dass das Bedürf­nis beschloss, wei­ter zusammenzuarbeiten.

Es fan­den seit­her eine Reihe von Ver­an­stal­tun­gen statt, der Aus­tausch unter­ein­an­der wurde inten­si­viert und heute nun tref­fen wir uns zur ers­ten Jahrestagung.

Für diese Jah­res­ta­gung wurde bewusst die Über­schrift gewählt „Zur Dis­kus­sion gestellt.“. Wir, die Mit­glie­der der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion, stel­len unsere Arbeit und unsere The­sen zur Diskussion.

Fünf The­sen wer­den in Arbeits­grup­pen am Nach­mit­tag inten­si­ver beleuch­tet und ich möchte allen herz­lich dan­ken, die mit ihrem Input die Dis­kus­sion berei­chern wer­den. Ich freue mich auf die Debat­ten und den Austausch.

Meine sehr geehr­ten Damen und Herren,

genau heute vor 25 Jah­ren fand der ent­setz­li­che Brand­an­schlag in Solin­gen statt. Wir haben alle noch vor Augen wel­ches Leid der Hass über Men­schen brin­gen kann.

Seit der Bun­des­tags­wahl im letz­ten Jahr ist es lei­der trau­rige Rea­li­tät das eine frem­den­feind­li­che Par­tei mit 13 Pro­zent in den Deut­schen Bun­des­tag gewählt wurde und seit der Bil­dung der Gro­ßen Koali­tion die größte Oppo­si­ti­ons­frak­tion stellt.

Und ja: seit die AfD im Deut­schen Bun­des­tag ver­tre­ten ist, hat sich die Dis­kus­si­ons­kul­tur ver­än­dert. Dazu gehö­ren nicht nur die viel zitier­ten Aus­sa­gen der AfD-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den Alice Wei­del in der Gene­ral­de­batte im Mai die­ses Jah­res über, wie Sie sie nennt „Kopf­tuch­mäd­chen“. Ich emp­fehle allen ein Blick in das 1947 erschiene Buch „LTI – Die Spra­che des Natio­nal­so­zia­lis­mus“ von Vic­tor Klem­pe­rer, um die Trag­weite die­ser Äuße­run­gen ein­ord­nen zu können.

Anfang die­ses Jah­res sprach der kul­tur­po­li­ti­sche Spre­cher der AfD-Frak­tion Marc Jon­gen davon, den links-grü­nen Kul­tur­be­reich ent­siffen zu wol­len. In der Gene­ral­de­batte vor zwei Wochen im Deut­schen Bun­des­tag ließ er die Katze aus dem Sack und machte deut­lich, was er dar­un­ter ver­steht. Er nahm sich das Pro­gramm 360° der Kul­tur­stif­tung des Bun­des vor. Die­ses Pro­gramm soll die Diver­si­täts­ent­wick­lung in Kul­tur­ein­rich­tun­gen unter­stüt­zen. Jon­gen führte aus, ich zitiere: „Kunst und Kul­tur wer­den hier zur pro­pa­gan­dis­ti­schen Begleit­mu­sik für eine ver­fehlte Poli­tik der Mas­sen­ein­wan­de­rung degra­diert.“ Am Bei­spiel der Thea­ter­büh­nen führt er aus, dass Tra­di­tion und kul­tu­rel­les Erbe einer staat­lich ver­ord­ne­ten mul­ti­kul­tu­rel­len Zukunft geop­fert wür­den, was zu einer Zer­stö­rung die­ses kul­tu­rel­len Erbes, jeden­falls einem gewal­ti­gen Niveau­ver­lust führe. Nach Auf­fas­sung von Jon­gen füh­ren, ich zitiere wie­derum, „wirk­lich unab­hän­gige Köpfe in Deutsch­land mitt­ler­weile ein Dissidentendasein.“

Meine sehr geehr­ten Damen und Herren,

in einem hat Marc Jon­gen viel­leicht wirk­lich Recht, seine Posi­tio­nen, die Posi­tio­nen sei­ner Par­tei füh­ren in Deutsch­land ein Außen­sei­ter­da­sein. Und das ist mei­ner Mei­nung nach auch gut so!

Und ich denke, dass alle die für gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt und kul­tu­relle Inte­gra­tion ein­tre­ten, sich des­sen viel öfter bewusst sein soll­ten. Wir sind die Mehr­heit. Die Mehr­heit steht für eine welt­of­fene Gesell­schaft, für eine viel­fäl­tige Gesell­schaft, für eine demo­kra­ti­sche Gesellschaft.

Und diese Posi­tion wol­len wir auch sicht­bar nach außen tra­gen. Des­halb hat­ten wir Mitte Januar auf­ge­ru­fen uns Vor­schläge für Zei­chen zuzu­sen­den, die den „Zusam­men­halt in Viel­falt“ deut­lich machen könn­ten. Mehr als 780 Vor­schläge haben uns erreicht. Herz­li­chen Dank an alle, die sich an der Aktion betei­ligt haben. Ich hätte nie mit einen solch gro­ßen Betei­li­gung gerechnet!

Heute wer­den die drei bes­ten Zei­chen­vor­schläge von Kul­tur­staats­mi­nis­te­rin Grüt­ters aus­ge­zeich­net und das Sie­ger­zei­chen vor­ge­stellt. Ich möchte Boris Kochan herz­lich dan­ken, der die Idee für unsere Aktion gib­mirein­zei­chen hatte und den Vor­sitz der Exper­ten­jury über­nom­men hatte. Die Exper­ten­jury hat der Initia­tive die drei bes­ten Zei­chen vor­ge­legt, aus der dann ges­tern Nach­mit­tag das Sie­ger­zei­chen gewählt wurde. Wenn gleich das Sie­ger­zei­chen vor­ge­stellt wird, wis­sen wir, dass damit erst der erste Schritt für ein über­all sicht­ba­res Zei­chen für Zusam­men­halt in Viel­falt gegan­gen wurde. Ab heute Mit­tag heißt es, das neue Zei­chen sicht­bar zu machen, dazu benö­ti­gen wir ihre Unterstützung.

Ich freue mich jetzt auf eine span­nende Zei­chen­vor­stel­lung, auf ange­regte Debat­ten und die wei­te­ren Akti­vi­tä­ten der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion. Und jetzt ganz beson­ders auf das Gruß­wort von Kul­tur­staats­mi­nis­te­rin Grütters.

Herz­li­chen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Von |2019-06-15T13:12:17+02:00Mai 29th, 2018|Meldung|Kommentare deaktiviert für Eröff­nungs­rede von Olaf Zim­mer­mann zur ers­ten Jah­res­ta­gung der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion am 29. Mai 2018
Olaf Zimmermann ist Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Herausgeber von Politik & Kultur.