Das Buch- und Blogprojekt „Bosnien in Berlin“ entstand im Anschluss an eine Podiumsdiskussion im Rahmen der „Berlin Science Week“ an der Humboldt-Universität zu Berlin im Jahr 2020, wo unterschiedliche Perspektiven fünf junger Frauen aus Bosnien-Herzegowina, Serbien und Deutschland zusammenkamen. Die Panelistinnen haben trotz ihres unterschiedlichen Alters und verschiedener Erlebnisse eine Gemeinsamkeit geteilt: sowohl auf autobiographischer als auch auf wissenschaftlicher Ebene spielt bei ihnen das Thema Bosnienkrieg (1992-1995) eine wesentliche, oft jedoch unreflektierte Rolle. Ermutigt durch das große öffentliche Interesse reifte schnell eine Entscheidung: Dem unabgeschlossenen Erzähldrang soll nachgegangen, ein vielstimmiges Buch soll geschrieben werden. Der Arbeitstitel des Buchprojektes lautet „Bosnien in Berlin“, welches als Sammelband beim Peter Lang Verlang erscheinen soll. Indem individuelle Erinnerungsfragmente oder Geschichten über (Vor-)Kriegserlebnisse, Flucht, Ankunft, Adoleszenz (Coming of Age) und Berufsfindung der Mitwirkenden die einzelnen Bausteine des Gesamtmosaiks sind, versteht sich das Buch als Teil einer zeitgemäßen, multiperspektivischen Erinnerungskultur in der postmigrantischen Gesellschaft Berlins und darüber hinaus.
Die Initiatorinnen und Initiatoren des Buch- und Blogprojektes sind davon überzeugt, dass die Erzeugung eines Bewusstseins für die Auswirkungen des Bosnienkrieges bis weit hinein in die persönlichen Biographien eine Grundvoraussetzung für ein friedvolles Zusammenleben darstellt. Auch wenn das Buch den Bosnienkrieg nicht wird aufarbeiten können, so kann es doch in diesem Sinn dazu beitragen, ihn zu verarbeiten.
Das Buchprojekt öffnet sich für eine Mischung unterschiedlicher Genres: durch autobiographische, (semi-)fiktionalisierte, essayistische, künstlerische, dialogische (Interviews) und im Einzelfall auch wissenschaftliche Beiträge soll eine gemischte, möglichst breite Öffentlichkeit erreicht werden. Seit seiner Entstehung ist das Projekt komplett unabhängig, ehrenamtlich und ohne finanzielle Unterstützung gewachsen. Durch autobiographisches Coming-of-Age-Schreiben, Migrationsgeschichte-als-Gesellschaftsgeschichte, Erinnerungskultur mit Traumabewältigung und -Verarbeitung sowie durch das Selbstverständnis, Teil eines größeren (nicht rein regional einzugrenzenden) Kontexts zu sein, hat „Bosnien in Berlin“ Pioniercharakter.
„Bosnien in Berlin“ konnte sich mittlerweile zu unterschiedlichen Gelegenheiten der Öffentlichkeit präsentieren, wie zum Beispiel beim Krokodil Festival in Belgrad, bei einer Veranstaltung der Reihe Ming(r)a-Talks im Stadtmuseum München, beim Symposion der Südosteuropa-Gesellschaft und beim History Fest in Sarajevo. Dreißig Jahre nach dem Ausbruch des Krieges in Bosnien-Herzegowina wurde bei der Podiumsdiskussion „Bosnien 1992-Ukraine 2022: Zivilgesellschaftliche Reaktionen auf den Krieg.“ nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zum Ukrainekrieg und dem Umgang mit Flüchtlingen gefragt.
Nähere Informationen über „Bosnien in Berlin“ sowie den Blog finden Sie hier.