Pro­jekt der Woche: „Blind Spots in the Sun“

Blinde Fle­cken im kol­lek­ti­ven Bewusst­sein über Kolo­ni­al­ver­bre­chen in der Ver­gan­gen­heit und All­tags­ras­sis­mus heute

Der Name „Blind Spots in the Sun” geht auf den berühm­ten Satz des spä­te­ren Reichs­kanz­lers Bern­hard von Bülow zurück, der 1897 die Moti­va­tion der deut­schen Kolo­ni­al­po­li­tik mit die­sen Wor­ten beschrieb: “Wir wol­len nie­man­den in den Schat­ten stel­len, aber wir ver­lan­gen auch unse­ren Platz an der Sonne”.

Blind Spots in the Sun” hat es sich zur Auf­gabe gemacht, durch eine Reihe von Kunst-Inter­ven­tio­nen die blin­den Fle­cken im kol­lek­ti­ven Emp­fin­den offen­zu­le­gen, um dadurch das Bewusst­sein für diese Pro­bleme zu schär­fen und damit den fort­lau­fen­den Dis­kurs zu bele­ben und voranzutreiben.

Die Kas­se­ler Ini­ta­tive, die von dem Künst­ler Hen­rik Lang­sdorf 2021 ins Leben geru­fen wurde, ver­steht sich als Kata­ly­sa­tor und als Brü­cke zwi­schen Schwar­zen und Wei­ßen Men­schen und als Platt­form für Ver­än­de­run­gen. Den Auf­takt bil­dete ein inter­na­tio­na­ler Pla­kat­wett­be­werb, zu dem Afro­deut­sche Künst­le­rin­nen und Künst­ler sowie sol­che aus Län­dern, die einst deut­sche Kolo­nien waren und deren in Deutsch­land ansäs­si­ger Dia­spora auf­ge­for­dert wur­den, sich mit den The­men deut­sche Kolo­ni­al­ge­schichte und All­tags­ras­si­mus aus­ein­an­der­zu­set­zen. Die Arbei­ten der Gewin­nen­den wur­den auf Groß­wer­be­flä­chen in der Kas­ser Innen­stadt vor­ge­stellt. Zeit­gleich mit den Wett­be­werbs­er­geb­nisse wur­den Bei­spiele von All­tags­ras­sis­mus pla­ka­tiert, wie er von Schwar­zen in Kas­sel erlebt wird, um dem Publi­kum zu zei­gen, dass die­ses Pro­blem nicht nur “irgendwo in Deutsch­land”, son­dern ganz kon­kret auch vor Ort besteht.

Im Sep­tem­ber 2021 fand im ruru­Haus der docu­menta fif­teen eine Podi­ums­dis­kus­sion statt, in der die Zusam­men­hänge zwi­schen der Kolo­ni­al­ge­schichte und Ras­sis­mus gegen Schwarze in Deutsch­land heute dis­ku­tiert wur­den. Ein beson­de­rer Fokus lag auf der Debatte um die Reha­bi­li­tie­rung von Rudolf Duala Manga Bell, der Opfer eines Jus­tiz­mords sei­tens der deut­schen Kolo­ni­al­re­gie­rung in Kame­run war, und des­sen Nach­fah­rin­nen und Nach­fah­ren Prin­zes­sin Mari­lyn Duala Manga Bell und Jean-Pierre Félix Eyoum zu den Teil­neh­men­den der Podi­ums­dis­kus­sion gehör­ten. Eben­falls mit dabei waren Emi­lene Wopana Mudimu und Mo Asumang, die für ihre Anti-Ras­sis­mus-Enga­ge­ment das Bun­des­ver­dienst­kreuz erhielt.

Im Anschluss an die Podi­ums­dis­kus­sion wurde die Video­in­stal­la­tion “Rudolf Duala Manga Bell – eine deut­sche Geschichte” von Hen­rik Lang­sdorf vor­ge­stellt, in der die ein­zig­ar­tige Geschichte eines Kame­ru­ner Königs erzählt wird, der ver­sucht hat, mit rechst­staat­li­chen Mit­teln gegen die bru­ta­len Über­griffe der deut­schen Kolo­ni­al­re­gie­rung vorzugehen.

Für den Herbst 2022 ist unter dem Titel „Blind Spots Expo­sed“ eine Grup­pen­aus­stel­lung geplant, worin die Ergeb­nisse des Pla­kat­wett­be­werbs prä­sen­tiert wer­den. Außer­dem wird durch Posi­tio­nen von vier Künst­le­rin­nen und Künst­lern unter­sucht, wie die blin­den Fle­cken in der wei­ßen Mehr­heits­ge­sell­schaft in Deutsch­land ange­sichts der eige­nen Kolo­ni­al­ge­schichte und des damit zusam­men­hän­gen­den Anti-Schwar­zen-Ras­sis­mus in der Gegen­wart frei­ge­legt wer­den können.

Mehr Infor­ma­tio­nen über „Blind Spots in the Sun“ fin­den Sie hier:

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Von |2022-07-21T15:37:20+02:00Juli 6th, 2022|Projekt|Kommentare deaktiviert für

Pro­jekt der Woche: „Blind Spots in the Sun“

Blinde Fle­cken im kol­lek­ti­ven Bewusst­sein über Kolo­ni­al­ver­bre­chen in der Ver­gan­gen­heit und All­tags­ras­sis­mus heute