Tole­ranz fördern

Fünf Fra­gen an: Die Schwarze Akademie

Seit Februar die­ses Jah­res bie­tet die Schwarze Aka­de­mie eine Platt­form für inter­na­tio­nale kul­tu­relle Bil­dung aus afri­ka­ni­scher Per­spek­tive. Men­schen afri­ka­ni­scher Abstam­mung sind beson­ders häu­fig Ras­sis­mus, Vor­ur­tei­len und Dis­kri­mi­nie­rung aus­ge­setzt. Das inter­na­tio­nale Team stärkt die Sicht­bar­keit der Fähig­kei­ten und Per­spek­ti­ven von Men­schen mit afri­ka­ni­schem Hin­ter­grund. Poli­tik & Kul­tur fragt wei­ter nach.

Was ist die Schwarze Aka­de­mie und wie kam es zur Gründung?
Die Schwarze Aka­de­mie ist eine Initia­tive, als Zen­trum für inter­na­tio­nale Kul­tu­relle Bil­dung in Mann­heim, von Mei­ne­Welt und Place for Africa. Die bei­den Orga­ni­sa­tio­nen set­zen sich für kri­ti­sche macht- und ent­wick­lungs­po­li­ti­sche Bil­dungs­ar­beit ein. Das Pro­jekt wird von der Stadt Mann­heim im Rah­men des Akti­ons­fonds „Zivil­ge­sell­schaft­li­ches Enga­ge­ment gegen Rechts­ra­di­ka­lis­mus, Anti­se­mi­tis­mus und Anti­zi­ga­nis­mus“ finan­ziert. Beson­dere Part­ner­insti­tu­tion im Rah­men die­ses Pro­jek­tes ist das Zen­trum für Inter­na­tio­nale Kul­tu­relle Bil­dung des Goe­the-Insti­tuts Mann­heim durch die Finan­zie­rung und die Beglei­tung der Eta­blie­rung in Benin, Togo und Kamerun.

In Anleh­nung an die reduk­tio­nis­ti­sche Betrach­tung, der Men­schen schwar­zer Iden­ti­tät auf allen Kon­ti­nen­ten zum Opfer fal­len, ist die Schwarze Aka­de­mie ein Raum, der dar­auf abzielt, das Bild Schwar­zer Men­schen in den Medien, in den Köp­fen, in den Räu­men der Debatte und der Dis­kus­sion, in denen sie nur sehr wenig oder gar nicht ver­tre­ten sind, neu zu posi­tio­nie­ren. Ziel ist es nicht, diese Ereig­nisse zu leug­nen, son­dern die Ent­ste­hung der redu­zier­ten Bil­der auf­zu­zei­gen und zu dekon­stru­ie­ren, indem die Fähig­kei­ten, Inno­va­tio­nen und das Wis­sen Schwar­zer Men­schen und ihr Bei­trag zur Ent­wick­lung von Gesell­schaf­ten her­vor­ge­ho­ben werden.

Wel­che Ziele ver­folgt die Schwarze Aka­de­mie mit ihrer Arbeit?
Die Schwarze Aka­de­mie hat sich für das Jahr 2022 fol­gende vier Schwer­punkte defi­niert: Empower­ment von Schwar­zen Men­schen in ver­schie­de­nen Berei­chen; Deko­lo­nia­li­sie­rung des Inter­nets; Sicht­bar­keit des Wis­sens, der inno­va­ti­ven Initia­ti­ven und der Exper­tise Schwar­zer Men­schen durch Work­shops und Kon­fe­ren­zen zu schaf­fen und Schwarze Men­schen als Exper­ten zu bestimm­ten The­men ein­zu­la­den, um diese mit der brei­ten Öffent­lich­keit zu tei­len; Ein­satz bei den poli­ti­schen Behör­den für kon­krete Maß­nah­men zur vol­len Wahr­neh­mung der bür­ger­li­chen, poli­ti­schen, wirt­schaft­li­chen und kul­tu­rel­len Rechte Schwar­zer Menschen.

Was tut die Schwarze Aka­de­mie, um diese Ziele bzw. Schwer­punkte umzusetzen?
Work­shops, Semi­nare, Kon­fe­ren­zen, Empower­ment-Räume und Aus­tausch­pro­gramme wer­den zwi­schen Benin, Kame­run, Togo, Deutsch­land und vie­len ande­ren Län­dern auf der gan­zen Welt im digi­ta­len und im Face-to-Face-For­mat orga­ni­siert. Dies wird lang­fris­tig dazu bei­tra­gen, den Dis­kurs auf inter­na­tio­na­ler Ebene zu diver­si­fi­zie­ren, um eine inte­gra­tive und gerech­tere Welt zu schaf­fen. Die Schwarze Aka­de­mie soll auch eine Ver­net­zungs­platt­form für Schwarze Men­schen welt­weit sein und sie durch eine Art „affir­ma­tive Action“ mit­ein­an­der zu verbinden.

Wie kann Ras­sis­mus, von dem beson­ders häu­fig Schwarze Men­schen betrof­fen sind, wei­ter bekämpft werden?
Auf der indi­vi­du­el­len Ebene ist zunächst eine Selbst­re­fle­xion zur Posi­tio­nie­rung bezüg­lich der kolo­nia­len und ras­sis­ti­schen Ideo­lo­gien nötig. Man kann in der Tat die eige­nen Vor­ur­teile dekon­stru­ie­ren, indem man sich infor­miert und die ras­sis­ti­sche Prä­gung der eige­nen Sozia­li­sa­tion reflek­tiert. Gesamt­ge­sell­schaft­lich müs­sen wir dafür sor­gen, dass nie­mand sich auf­grund der Her­kunft oder dem kul­tu­rel­len oder reli­giö­sen Hin­ter­grund aus­ge­schlos­sen fühlt. Unsere Gesell­schaf­ten kön­nen auch dem struk­tu­rel­len Ras­sis­mus ent­ge­gen­wir­ken. Hierzu müs­sen Mög­lich­kei­ten für juris­ti­sche Vor­ge­hen, auch gegen Ver­ant­wort­li­che in Behör­den sowie Unter­neh­men, geschaf­fen wer­den. Ras­sis­ti­sche Hand­lun­gen und Äuße­run­gen soll­ten im Arbeits­um­feld benannt und als sol­ches behan­delt wer­den können.

Was for­dert die Schwarze Aka­de­mie diesbezüglich?
Der Bei­trag der Schwar­zen Aka­de­mie ist hier ein wenig anders. Wir for­dern nichts. Wir wol­len Wis­sen und Ideen Schwar­zen Men­schen, ins­be­son­dere Men­schen aus dem Afri­ka­ni­schen Kon­ti­nent, sicht­bar machen. Wir ana­ly­sie­ren gegen­wär­tige glo­bale Kri­sen aus der Per­spek­tive Schwar­zer Men­schen. Dies sollte dazu bei­tra­gen, die Kom­ple­xi­tät der Welt auch mit ande­ren Welt­sich­ten erklä­ren zu las­sen und somit Ver­ständ­nis und Tole­ranz zu fördern.

Die­ser Text ist zuerst erschie­nen in Poli­tik & Kul­tur 07-08/2022.

Von |2022-08-05T10:02:51+02:00Juli 4th, 2022|Rassismus|Kommentare deaktiviert für

Tole­ranz fördern

Fünf Fra­gen an: Die Schwarze Akademie

Fabrice Banon ist Dozent an der EAMAU – École Africaine des Métiers de l’Architecture et de l’Urbanisme, Entwicklungsberater und Mitbegründer der Vereine MeineWelt und Place. Castello Sèmèvo ZODO ist Aktivist und verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit von Place for Africa und der Schwarzen Akademie. Ngo Maï Kibassahak Cécile Latrinité ist Beraterin im Bereich Gender und nachhaltige Entwicklung sowie Prozessbegleiterin für Dekolonisierung.