Fast alle Jugendlichen besitzen ein Smartphone, ein Großteil der Gesellschaft nutzt das Internet, Apps und Social Media zur Information und Interaktion. Emanzipatorischen, demokratiefördernden und auf Gleichwertigkeit ausgerichteten Informationen und Angeboten stehen antiemanzipatorische, demokratiefeindliche, verschwörerische und auf Ungleichwertigkeiten ausgerichtete Desinformationen gegenüber. Für Jugendliche und Erwachsene wird es zunehmend herausfordernder, für diese sowohl positive als auch negative Fülle an Inhalten einen kompetenten und angemessenen Umgang zu finden. Das Bundesmodellprojekt „sUPpress – Medienkompetenz für Engagement und Selbstwirksamkeit“, gefördert im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und u. a. von der Bundeszentrale für politische Bildung, widmet sich genau diesen spannungsreichen Entwicklungen unserer gegenwärtigen Gesellschaft. Träger des Projekts ist der Verein „Archiv der Jugendkulturen“.
Gearbeitet wird mit Jugendlichen und Erwachsenen zu Jugend(kulturen), Medien(nutzung), Identitäten, Repräsentationen, Verschwörungsdenken, Hate Speech, Desinformationen, Wahrheit und Fiktionen. Ziel ist es, die eigene Mediennutzung kritisch zu hinterfragen, (neue) Kompetenzen im Umgang mit Internet und Social Media zu erwerben, über die Konzeption und Realisierung eigener Medienprojekte Grundlagen seriösen journalistischen Arbeitens kennenzulernen, Selbstwirksamkeit zu erfahren und die Bedeutung von Medien als vierte Gewalt in der Demokratie zu erfassen.
Dafür testet das Projekt verschiedene Ansätze: Mit jungen Menschen an überwiegend berufsbildenden Schulen werden inklusionsorientiert in den fünf Modellregionen Berlin, Brandenburg, Sachsen, Bayern und NRW bis Ende 2024 pädagogische Langzeitprogramme realisiert. In diesen entwickeln sie in enger Zusammenarbeit mit geschulten Tandems oder Tridems, bestehend aus Journalistinnen und Journalisten sowie politischen und kulturellen Bildnerinnen und Bildern, in 40 Modulen im Laufe eines Schuljahrs eigene Medienprojekte. Entstanden sind so seit 2020 in Berlin, Brandenburg und Sachsen in fünf Langzeitprogrammen Webseiten, Reportagen, Clips, Videos, Comics, kommentierte Fußballspiele, Interviews mit Influencerinnen und Influencern sowie Kurzgeschichten zu beispielsweise HipHop-Rap, Sexismus im Gaming, Okkultismus in Games, Anime und Mangas, Coming Out, Drogenmissbrauch, Verschwörungsdenken, Fußball und Gender, Downhill, Depressionen, Selbstverletzungen und Bullying. Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, vor allem aus der Jugendhilfe, und weiteren Zielgruppen wie Polizei bietet das Projekt Schulungen zu Medienangeboten und -nutzungen von Jugendlichen und Erwachsenen heute an, zum Umgang mit Hassreden und Verschwörungsdenken, zu Desinformationen und demokratiefördernden und demokratiegefährdenden Entwicklungen gerade im Kontext der Medien. Zudem findet im Rahmen des Projekt ein Monitoring von Verschwörungsdenken in Jugendkulturen statt, relevante Online-Artefakte werden professionell archiviert.
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Text: Gabriele Rohmann