Was hat es mit Sprachdidaktik zu tun, wenn aus dem Klassenzimmer der Willkommensklasse Beats zu hören sind, nachdem die Rapperinnen und Rapper ihr Equipment aufgebaut haben?
Seit 2019 setzt das Start-up Kanzi eine ungewöhnliche Form von Sprachunterricht um. Die Schülerinnen und Schüler lernen Deutsch, indem sie Texte übersetzen, die nicht aus einem alten Deutschbuch sind, sondern von modernen Urbanpoeten für sie präsentiert werden: Rap-Texte. Sie machen keine Vokabellisten, sondern interaktive Gruppenübungen mit den Rapperinnen und Rappern. Sie lesen den Text nicht vom Pult vor, sondern rappen ihn alle im Chor. Die Methode, die in den Workshops umgesetzt wird, beruht auf wissenschaftlichen Studien, die die Wirksamkeit bestätigen.
Der Initiator Kofi Darkwa ist Kultur- und Sprachwissenschaftler und möchte Integration und interkulturelle Kommunikation auf seine Art vorantreiben. Neben den Schulklassen waren die rappenden Sprachvermittlerinnen und -vermittler auch in Jugendzentren und Unterkünften für Geflüchtete. In den letzten Jahren lag der Fokus darauf, vor allem Geflüchteten zu helfen und die deutsche Sprache mit Leichtigkeit und Spaß zu vermitteln.
Die Teilnehmenden sind in der Regel zwischen 12 und 20 Jahren alt und Rap spielt bei vielen schon eine große Rolle in ihrer Freizeit. Meistens sind sie dennoch sehr überrascht, wie schnell es ihnen gelingt, selbst auf einer Sprache zu singen, die sie gar nicht so gut beherrschen. Der persönliche Bezug zur Musik erhöht die Motivation. Darüber hinaus reduziert bei vielen das Rappen die Hemmungen vor der Aussprache. Weil der Gründer selbst vier Sprachen auf diese Art gelernt hat, werden nun auch Englisch, Französisch und Spanisch angeboten.
Begleitet und gefördert wurde das Projekt bereits von startsocial e.V. und digital.engagiert. So wird das in Berlin ansässige Programm auch in andere Regionen Deutschlands gebracht.
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