Mit „Shalom Rollberg“ wollen wir zum einen benachteiligte Kinder und Jugendliche im Neuköllner Rollbergviertel unterstützen und treten gleichzeitig Antisemitismus entgegen. Die Projektidee ist einfach aber dennoch wirkungsvoll: Im Rahmen von alltäglichen Begegnungen und gemeinsamen Aktivitäten treffen sich mehrheitlich muslimische Kinder und Jugendliche mit Jüdinnen und Juden, die sich ehrenamtlich engagieren. So entstehen niedrigschwellig persönliche Beziehungen, die es ermöglichen, sich fast beiläufig mit gegenseitigen Vorurteilen und Antisemitismus auseinanderzusetzen.
Im Rollbergviertel leben rund 1.200 Kinder und Jugendliche, die meisten sind Muslime aus türkisch- und arabischstämmigen Familien. Obwohl viele von ihnen kaum etwas über das Judentum wissen (und oftmals sogar erschreckend wenig über ihre eigene Religion), wachsen die meisten Kinder mit antisemitischen Vorurteilen auf, die in ihrem täglichen Handeln und Denken verankert sind.
Gleichzeitig leben viele junge jüdische Israelis in Neukölln, die sich sinnvoll in ihre neue Nachbarschaft einbringen möchten. Bei „Shalom Rollberg“ engagieren sie sich für rund 150 Kinder und Jugendliche als Mentorinnen und Mentoren oder Kursleiterinnen und Kursleiter verschiedener Bildungs- und Freizeitangebote. So lernen die meisten Kinder aus unserem Kiez zum ersten Mal in ihrem Leben persönlich Jüdinnen und Juden kennen – und dieses Erlebnis ist positiv geprägt. Bei jeder Begegnung entstehen persönliche Kontakte und ein vertrauensvolles Miteinander, das es ermöglicht, sich auch über Themen wie den Nahost-Konflikt, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Religionen oder Antisemitismus auszutauschen, und einen Perspektivwechsel zulässt.
So ist seit 2013 etwas entstanden, was noch vor wenigen Jahren kaum denkbar erschien: Für viele unserer muslimischen Kinder und deren Familien ist es mittlerweile zur Normalität geworden, dass z. B. ihre Englisch-Nachhilfelehrerin oder ihr Kung-Fu-Lehrer aus Israel kommen. Auch haben seit 2016 bereits mehrere 4. Klassen der hiesigen Regenbogenschule eine Synagoge besucht sowie über mehrere Wochen hinweg gelernt, was das Judentum und der Islam gemeinsam haben, wie Feste gefeiert werden und was jüdische Kinder an Feiertagen geschenkt bekommen. Somit trägt das Projekt nicht nur dazu bei, dass die Kinder und Jugendlichen jemanden an die Seite gestellt bekommen, der oder die ihnen bei den Hausaufgaben hilft, ihnen Kung-Fu beibringt, mit ihnen Berlin entdeckt oder einfach immer ein offenes Ohr für sie hat. Ganz nebenbei werden auch antisemitische Vorurteile bekämpft oder besser noch: Sie entstehen gar nicht erst!
Das Projekt wurde 2019 Landessieger beim Deutschen Nachbarschaftspreis und bis Anfang 2020 durch die Lotto-Stiftung gefördert. Da sich „Shalom Rollberg“ derzeit vor allem durch Spenden finanziert, suchen wir eine langfristige, stabile Finanzierung. Wir möchten, dass „Shalom Rollberg“ weiter wächst und über das Rollbergviertel hinaus Schule macht!