Holo­caust-Geden­ken: Wider das Ver­ges­sen und Verdrängen

Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion legt zum 76. Jah­res­tag der Befrei­ung des Kon­zen­tra­ti­ons­la­gers Ausch­witz Tagungs­band vor

Ber­lin, den 27.01.2021. Zum 76. Mal jährt sich heute die Befrei­ung des Kon­zen­tra­ti­ons­la­gers Ausch­witz durch die Rote Armee. Seit dem Jahr 2005 wird die­ser Tag als Inter­na­tio­na­ler Tag zum Geden­ken an die Opfer des Holo­caust began­gen. Im letz­ten Jahr ver­an­stal­tete die Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion eine Fach­ta­gung zum Thema Erin­ne­rungs­kul­tur, die sich mit der Frage befasste, wie wir in Zukunft an die Shoah erin­nern wol­len. Nun liegt der dazu­ge­hö­rige Sam­mel­band vor, der neben der Tagungs­do­ku­men­ta­tion auch einen Aus­blick in die Zukunft des Erin­nerns bietet.

Zu den Autoren gehört unter ande­rem Prof. Dr. Aleida Ass­mann, die mit Blick auf die Zukunft der Erin­ne­rungs­kul­tur for­dert, dass man der Rede vom soge­nann­ten „Schuld-Kult“ einen „selbst­kri­ti­schen auf­ge­klär­ten Patrio­tis­mus“ ent­ge­gen­set­zen solle, der auch Ein­wan­de­rin­nen und Ein­wan­de­rern sowie Schü­le­rin­nen und Schü­lern ver­mit­telt wer­den könnte. Was sie dar­un­ter ver­steht und warum sie die Zeit nach den Zeit­zeu­gen nicht nur als Gefahr, son­dern auch als eine Chance sieht, dar­auf ant­wor­tet sie in ihrem Beitrag.

Die Erin­ne­rungs­kul­tur der 1990er und Nuller­jahre sei heute kein „Com­mon Sense“ mehr, stellt Prof. Dr. Raphael Gross in sei­nem State­ment fest. Dies liege nicht nur an der öffent­li­chen Debatte von Grup­pen, die täg­lich die­sen Kon­sens in Frage stell­ten, son­dern auch an der immer bewuss­ter wer­den­den mul­ti­eth­ni­schen deut­schen Gesell­schaft. Wie fin­den wir einen neuen Kon­sens in der Erin­ne­rungs­kul­tur? Und warum ist die Angst vor dem Ver­ges­sen so an das Ster­ben der Opferzeu­gen geknüpft?

Prof. Dr. Doron Kie­sel unter­schei­det in sei­nem Arti­kel zwi­schen der öffent­li­chen Insze­nie­rung von Erin­ne­rung und dem sub­jek­ti­ven Erin­nern als „unab­ding­ba­rer Vor­aus­set­zung von his­to­ri­scher Erkennt­nis“. In den (nicht) ver­mit­tel­ten Erfah­run­gen sieht er die „Erin­ne­rungs­pro­ble­ma­tik“ und kon­ze­diert, dass sich die Wahr­neh­mung der Enkel der „Täter­ge­nera­tion“ im Hin­blick auf die Shoah und den Natio­nal­so­zia­lis­mus geän­dert habe. Woran liegt das? Was ist zu tun?

„Nie wie­der was?“, fragt Prof. Dr. Natan Szna­ider, an wen den­ken wir, wenn wir der Toten (die Ausch­witz nicht über­leb­ten) geden­ken? Wie kön­nen wir die Wel­ten der „Unter­ge­gan­ge­nen“ und der „Geret­te­ten“ mit­ein­an­der ver­bin­den? Gibt es über­haupt eine nicht instru­men­ta­li­sierte Erin­ne­rung? Und er lei­tet über zu der Frage: Nie wie­der für wen? Macht uns das gemein­same Geden­ken an den Holo­caust wirk­lich zu bes­se­ren Menschen?

Der Spre­cher der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion und Mit­her­aus­ge­ber Olaf Zim­mer­mann sagt: „Kul­tur und Erin­ne­rung hän­gen unmit­tel­bar zusam­men, denn was ist Kul­tur ande­res als geron­nene und ver­ar­bei­tete Erin­ne­rung. Wel­che Rolle kommt der Kunst und Kul­tur­po­li­tik bei der Erin­ne­rungs­ar­beit zu? Viele span­nende Fra­gen und weg­wei­sende Ant­wor­ten wer­den in dem Sam­mel­band dis­ku­tiert und ver­deut­li­chen, dass die Aus­ein­an­der­set­zung mit der Geschichte nie abge­schlos­sen ist.“


Die Aus­ein­an­der­set­zung mit der Geschichte ist nie abge­schlos­sen – 75 Jahre nach der Befrei­ung von Auschwitz
Hrsg. von Doron Kie­sel, Natan Szna­ider und Olaf Zimmermann
ISBN: 978-3-947308-30-9, 224 Sei­ten, 19.80 Euro.

  • Die Buch­vor­schau mit Inhalts­ver­zeich­nis, Vor­wort der Her­aus­ge­ber und Autorin­nen- und Autoren­ver­zeich­nis fin­den Sie hier.
  • Bestel­len Sie den Tagungs­band „Die Aus­ein­an­der­set­zung mit der Geschichte ist nie abge­schlos­sen – 75 Jahre nach der Befrei­ung von Ausch­witz“ zum Preis von 19,80 Euro (incl. Porto + Ver­pa­ckung) hier.

Die Autorin­nen und Autoren sind: Ester Amrami, Aleida Ass­mann, Micha Brum­lik, Saba-Nur Che­ema, Johann Hin­rich Claus­sen, Mark Dai­now, Jo Frank, Viola B. Georgi, Raphael Gross, Elke Gry­glew­ski, Hans Die­ter Hei­men­dahl, Doron Kie­sel, Felix Klein, Dani Kranz, Shelly Kup­fer­berg, Yael Kup­fer­berg, Syl­via Löhr­mann, Daniel Lör­cher, Josef Schus­ter, Chris­tian Staffa, Natan Szna­ider, Ali Ertan Toprak, Mir­jam Wen­zel, Annette Wid­mann-Mauz, Lea Wohl von Hasel­berg, Mir­jam Zad­off, Felix Zim­mer­mann und Olaf Zimmermann.

Von |2021-02-17T12:22:19+01:00Januar 27th, 2021|Meldung|Kommentare deaktiviert für

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