Bereits 2018 erschien Wolfgang Benz Buch „Wie es zu Deutschlands Teilung kam“, das in diesem Jahr, in dem 30 Jahre Vereinigung der beiden deutschen Staaten gefeiert wird, neue Aktualität bekommt. Benz betrachtet den kurzen Zeitraum von 1945 bis 1949 und analysiert, welchen Anteil die Alliierten an der deutschen Teilung hatten. Gegliedert ist das Buch in zwei Teile. Im ersten Teil „Besatzungsherrschaft und Neuaufbau im Vier-Zonen- Deutschland“ greift Benz zuerst zurück auf die Vorgeschichte der deutschen Teilung, das Kriegsende und den Zusammenbruch des NSStaates. Darauf aufbauend schildert er den Aufbau der Länderregierungen und die zonalen Bürokratien, dabei arbeitet er die Unterschiede in den vier Zonen heraus. Gleiches gilt auch für die Betrachtung der Themen Entnazifi zierung, Kriegsverbrecherprozesse sowie Bildungs- und Kulturpolitik in den vier Zonen. Im zweiten Teil befasst sich Benz mit dem Weg zum Weststaat sowie der Gründung der DDR. Breiten Raum nehmen hier die Berlin-Blockade sowie die Luftbrücke nach Berlin ein. In einem Exkurs geht Benz auf die Konferenz der deutschen Studenten im Jahr 1948 zur Beschwörung der kulturellen Einheit ein. Abschließende Themen sind die Entstehung des Grundgesetzes in den Westzonen sowie die Volkskongressbewegung der SED. Das Buch ist höchst spannend geschrieben. Das unterschiedliche Vorgehen von Briten, Amerikanern, Sowjets und Franzosen wird ausführlich behandelt. Es wird deutlich, dass die Westalliierten direkt nach Kriegsende keineswegs eine einheitliche Linie verfolgten, sondern jeweils eigene Ziele im Blick hatten. Von einem gemeinsamen Handeln konnte schon bei der Konferenz von
Potsdam nicht mehr die Rede sein. Die sehr unterschiedlichen Ambitionen verstärkten sich in den Folgejahren. Ein sehr lesenswertes, differenziert geschriebenes Buch.
Gabriele Schulz