Knapp drei Millionen geflüchtete syrische Kinder haben seit Jahren keinen Zugang mehr zu Bildung. Viele können nicht einmal lesen oder schreiben. Auch zahlreiche Kinder und Jugendliche, die in Deutschland eine Willkommensklasse besuchen, sind jahrelang nicht zur Schule gegangen und deshalb nicht auf dem Bildungsniveau ihrer Altersgruppe. Ein Wechsel von der Willkommens- in die Regelklasse ist daher oft schwierig – ein Scheitern an genau dieser Schnittstelle droht.
Um diesen Kindern und Jugendlichen zu helfen und zu verhindern, dass sie die Schule ohne Abschluss verlassen, wurde „Back on Track e.V.“ von Akademikerinnen und Akademikern gegründet, die selbst in den letzten Jahren aus Syrien geflüchtet sind. Sie stehen den Schülerinnen und Schülern als Mentorinnen und Mentoren zur Seite. Nachdem anfangs der Bildungsstand des Kindes ermittelt wird, steht im Zentrum der Ansatz des selbstorganisierten Lernens, bei dem die Kinder und Jugendlichen selbst entscheiden können, in welchem Tempo sie arbeiten können und wollen. Dadurch entsteht ein entspanntes Umfeld ohne Druck, in dem sie viel effektiver lernen können – auch in ihrer Muttersprache. So erlangen sie ihr Selbstvertrauen zurück und blicken der Zukunft positiver entgegen.
Seit 2017 bietet „Back on Track“ jedes Wochenende Lerntreffen in der „Kiezspinne“ in Berlin-Lichtenberg an, seit 2018 zusätzlich auch in der „Ulme35“ in Berlin-Charlottenburg. Insgesamt werden so derzeit rund 200 Kinder und ihre Eltern erreicht. Willkommen sind alle arabischsprachigen Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 15 Jahren, die Lernstoff aufzuholen haben, ihre Muttersprache erlernen oder weiter pflegen wollen, oder durch erlittene Traumata große Schwierigkeiten mit dem Lernen haben. Zudem gibt es unter der Woche im Rahmen des von Aktion Mensch unterstützten Projekts „Back on Track Youth“ ein Angebot für Jugendliche ab 16 Jahren, die sich auf ihren Mittleren Schulabschluss vorbereiten.
Ein weiteres Projekt des Vereins wird gemeinsam mit die Wille gGmbH umgesetzt: Unterstützt durch den Europäischen Sozialfonds und die Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales werden arabischsprachige Pädagoginnen und Pädagogen weitergebildet, um genau mit der oben erwähnten Zielgruppe arbeiten zu können. Dies soll nicht nur dem Verein selbst und den Kindern und Jugendlichen, die dort lernen, zugutekommen, sondern auch den Teilnehmerinnen und Teilnehmern selbst neue berufliche Chancen eröffnen.
Gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd hat „Back on Track“ zudem das Erasmus+-Projekt ENABLE mit auf den Weg gebracht und umgesetzt, in dem Workshops für geflüchtete Pädagoginnen und Pädagogen konzipiert wurden.
Nächstes Ziel ist es, durch das Ausrollen des Konzeptes in Deutschland und den Nachbarländern Syriens noch mehr Kinder zu erreichen.
Unterstützen kann man „Back on Track“ hier oder auf Betterplace. Regelmäßige Neuigkeiten sind auf der Facebook-Seite oder im Newsletter zu finden, für den man sich auf der Webseite anmelden kann.