Verhalte ich mich rassistisch? Sich dieser unbequemen Frage zu stellen, kann wohl kaum ein „weißer Mensch“ bei der Lektüre von Alice Hasters Buch „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen“ entgehen. Doch warum ist es eigentlich so schwer, über Rassismus zu sprechen? Dieser Frage geht die Berliner Journalistin nach und versucht, an einem ganz konkreten Beispiel – und zwar an sich selbst – zu erklären, dass der Rassismus im Kleinen, im Alltag, mit dem Rassismus im Großen zusammenhängt. Denn Alltagsrassismus ist oft nicht sofort für jeden erkennbar und muss nicht ausschließlich mit böser Absicht erfolgen.
Hasters berichtet von sehr persönlichen Situationen aus ihrem Leben, in denen sie Rassismus begegnet ist und verknüpft diese mit historischen Hintergründen. Ob Blackfacing beim Karneval, Diskriminierung bei Dating-Apps, „positiver Rassismus“ durch rassistische Komplimente oder Fragen wie „Wo kommst du her?“ – Hasters Ausführungen sind oft schockierend und Augen öffnend. Als Elefanten im Raum sieht sie u. a. die – hauptsächlich von weißen Menschen gemachten – Medien. Dort bedarf es mehr Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben, Herkünften, Geschlechtern, sexuellen Orientierungen.
Rassistisches Verhalten kann man nur durch bewusste Konfrontation ändern, sagt Hasters, und liefert mit ihrem Buch einen wichtigen Beitrag, der zur dringend nötigen Diskussion anregt. Denn, und da ist der Autorin absolut zuzustimmen, „wer wirklich etwas gegen Diskriminierung tun möchte, sollte bei sich selbst anfangen.“
Maike Karnebogen