Ein Projekt vom Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V. (DOMiD), gefördert von Der Bundesbeauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration
Wir leben in einer Migrationsgesellschaft. Die Erkenntnis, dass Migration den Normalfall darstellt, ist aber noch nicht in der Gesellschaft verankert. In aktuellen Debatten werden Integration und Migration in Deutschland oft als Problem, Ausnahmefall und vor allem als ein neues Phänomen dargestellt. Wissenschaftliche Befunde belegen hingegen, dass Migration in Deutschland keine neue Entwicklung ist. Migration hat unsere Gesellschaft geformt und prägt sie weiterhin. Die Geschichte der Migrationsgesellschaft ist daher die Geschichte aller in Deutschland lebenden Menschen, unabhängig davon, ob sie über eine eigene Migrationserfahrung verfügen oder nicht.
Dennoch dominiert in Deutschland immer noch ein Geschichtsbild, das die prägenden Einflüsse von Migration weitestgehend ausblendet. Dies führt nicht nur dazu, dass Menschen mit Migrationsgeschichte ausgeschlossen und ihre gesellschaftlichen Beiträge negiert werden. Das öffentliche Vergessen der Migrationsgeschichte schafft auch einen Nährboden für rechte und rassistische Akteure, die behaupten, dass es eine homogene deutsche Gesellschaft geben könne.
#Meinwanderungsland
Das Projekt setzt an den Wissensdefiziten an und möchte zur Überwindung der immer noch einseitigen Erinnerungskultur in Deutschland beitragen. Wissenschaftliche Erkenntnisse über Migration werden für den Alltagsgebrauch übersetzt. Durch das Erzählen und Teilen von Geschichten über die Migrationsgesellschaft wird im Kleinen der Grundstein für eine neue Erinnerungskultur gelegt. Ziel ist es, Migration zu entdramatisieren, Vorurteile zu reduzieren und Impulse für eine neue, multiperspektivische Erinnerungskultur zu setzen. Schließlich möchten wir einen Beitrag dazu leisten, dass sich alle in Deutschland lebenden Menschen als Migrationsgesellschaft erfahren und darin an einem „neuen Wir“ arbeiten.
Unter dem Hashtag „#Meinwanderungsland“ lädt das Projekt Menschen mit und ohne eigene Migrationsgeschichte ein, ihre Geschichten zu erzählen, die sie mit Migration in Deutschland verbinden. „#Meinwanderungsland“ ist ein inklusives Angebot an alle Mitglieder der Gesellschaft in Deutschland, sich das Einwanderungsland zu eigen zu machen und es aktiv mitzugestalten. Zielgruppenspezifische Bildungsformate, die im Rahmen des Projektes entwickelt wurden und sich an Schülerinnen und Schüler, Lehrende und Medienschaffende richten, vertiefen die Diskussion über die Geschichte der Migrationsgesellschaft. Das Material ist hier abrufbar.
Was bisher geschah…
Von Februar bis Mai 2019 reiste das Projektteam mit einer interaktiven Lern- und Erzählplattform durch die Republik und forderte zum Diskutieren und Erzählen über die Geschichte und Gegenwart der Migrationsgesellschaft auf. An 16 Orten wurde die Plattform jeweils auf öffentlichen Plätzen aufgebaut. In der interaktiven Lern- und Erzählplattform konnten anhand von Objekten, Interviews und Fotos Facetten der Geschichte der Migrationsgesellschaft entdeckt werden. Workshops und Begegnungsformate wie Speed-Dating und Wissensspiele animierten die Besucherinnen und Besucher, ihre Vorstellungen und ihr Wissen über die Migrationsgesellschaft zu überdenken und zu erweitern. Gemeinsam mit lokalen Kooperationspartnern fanden in den jeweiligen Städten Events wie Zeitzeugengespräche statt. Die bisherigen18 Tourstationen waren: Düsseldorf | Mainz | Frankfurt/Main | Saarbrücken | Stuttgart | Mannheim | München | Magdeburg | Erfurt | Dresden | Frankfurt/Oder | Berlin | Bremen | Kiel | Hamburg | Rostock | Hannover und Köln.
Es geht weiter!
Wir freuen uns, im Winter 2019/2020 weitere Städte zu besuchen! Neben der interaktiven Lern- und Erzählplattform gestalten wir mit lokalen Kooperationspartnerinnen und -partnern spannende und informative Events. Ob deine Stadt dabei ist, erfährst du demnächst hier oder bei Social Media: Facebook, Instagram: @meinwanderungsland | Twitter: @Meinwanderung