Fran­cis Fuku­yama: Iden­ti­tät. Wie der Ver­lust der Würde unsere Demo­kra­tie gefährdet

Nichts weni­ger als die Ent­wick­lung und Ent­fal­tung einer grö­ße­ren, inklu­si­ven und ein­heit­li­chen natio­na­len Iden­ti­tät, unter Berück­sich­ti­gung der Viel­falt libe­ra­ler demo­kra­ti­scher Gesell­schaf­ten, for­dert Fran­cis Fuku­yama in sei­nem aktu­el­len Buch »Iden­ti­tät: Wie der Ver­lust der Würde unsere Demo­kra­tie gefährdet«.
Sein Buch »Das Ende der Geschichte«, in dem er den Sieg der libe­ra­len Demo­kra­tie ver­kün­dete, wurde 1992 zu einem Best­sel­ler und ver­half dem Poli­tik­wis­sen­schaft­ler zu inter­na­tio­na­ler Bekannt­heit. Die Wahl von Donald J. Trump zum Prä­si­den­ten der USA ver­an­lasste ihn, ein neues Buch zu schreiben.
In die­sem kon­sta­tiert er den Ver­lust natio­na­ler Iden­ti­tät sowie die feh­lende Aner­ken­nung von Identität(en) als Nähr­bo­den popu­lis­ti­scher Bewe­gun­gen, ins­be­son­dere in den USA und Europa. Diese Bewe­gun­gen und im Spe­zi­el­len die Inte­gra­ti­ons­frage sind Aus­lö­ser der aktu­el­len Krise der Demo­kra­tie. Die Lösung der Krise muss fol­ge­rich­tig in der Ent­wick­lung einer neuen Iden­ti­tät lie­gen. Mög­li­che öko­no­misch moti­vierte Beweg­gründe und Lösungs­an­sätze der Krise rückt er in den Hin­ter­grund und ord­net sie der Iden­ti­täts­frage unter. Somit stellt Iden­ti­täts­po­li­tik nach Fran­cis Fuku­yama sowohl Ursa­che als auch Lösung dar.
Die Vor­aus­set­zung für die Erfül­lung die­ser These besteht in der Mög­lich­keit der Form­bar­keit von Iden­ti­tät. Begin­nend von Pla­ton bis zur Neu­zeit erläu­tert Fuku­yama die begriffs­ge­schicht­li­che Ent­wick­lung und sein Ver­ständ­nis von Iden­ti­tät. Sonach ist Iden­ti­tät nicht sta­tisch, son­dern kul­tu­rell und poli­tisch formbar.
Kate­go­risch abge­lehnt wird die reli­giöse und natio­nale For­mung von Iden­ti­tät. Die Omni­prä­senz und Bedeu­tung von Iden­ti­täts­po­li­tik ver­an­schau­licht er anhand kur­zer und teil­weise sprung­haft wech­seln­der gesell­schafts­po­li­ti­scher Ereig­nisse. Die abschlie­ßend skiz­zier­ten Maß­nah­men zur Auf­recht­erhal­tung einer libe­ra­len Demo­kra­tie beinhal­ten neben dem inklu­si­ven auch einen natio­na­len Aspekt, der ins­be­son­dere für Linke ein pes­si­mis­ti­sches Zukunfts­sze­na­rio dar­stel­len wird.
Grund­sätz­lich fasst das Buch die aktu­el­len welt­po­li­ti­schen Ent­wick­lun­gen sehr anschau­lich zusam­men und ermög­licht einen guten Überblick.

Anto­nia Schütte

Fran­cis Fuku­yama. Iden­ti­tät: Wie der Ver­lust der Würde unsere Demo­kra­tie gefähr­det. Über­setzt von Bernd Rull­köt­ter. Ham­burg 2019

Von |2019-12-06T11:18:03+01:00Februar 25th, 2019|Rezension|Kommentare deaktiviert für Fran­cis Fuku­yama: Iden­ti­tät. Wie der Ver­lust der Würde unsere Demo­kra­tie gefährdet
Antonia Schütte ist Praktikantin beim Deutschen Kulturrat.