Es gibt Menschen, die Ausstellungen, Aufführungen oder andere kulturelle Angebote visuell nicht live erleben können. Zum Beispiel, weil sie blind oder sehbehindert sind. Oder sie sind aufgrund ihres Alters nicht mobil genug für einen Besuch und digital nicht versiert. Andere können sich einen Besuch nicht leisten. Oder die Interessierten leben in einer anderen Stadt und wollten schon immer mal ein bestimmtes Museum in Hamburg besuchen. Für diese Menschen entwickelten der Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg (BSVH), das Büro grauwert und zahlreiche Kultureinrichtungen in Hamburg im Frühjahr während des Lockdowns ein innovatives Vermittlungskonzept: „Bei Anruf Kultur“.
Am Telefon können Gruppen von 15 Interessierten einer Führung folgen und auch Fragen stellen. „’Bei Anruf Kultur‘ funktioniert wie ein Podcast, bei dem zwischendurch Fragen gestellt werden können“, erklärt Mathias Knigge vom Büro grauwert. „Durch den gemeinsamen Austausch sind die Führungen sehr lebendig. Manchmal diskutieren die Teilnehmenden sogar weiter, wenn der Vermittelnde sich verabschiedet.“ „Unser Konzept ist inklusiv und bringt die unterschiedlichsten Menschen telefonisch zusammen. Das macht es so besonders“, ergänzt Melanie Wölwer, Pressesprecherin des BSVH. „Wir haben schnell gemerkt, dass wir mit unserer Idee Menschen erreichen, an die bei kulturellen Angeboten bisher wenig gedacht wurde“. Nach der erfolgreichen Pilotphase möchten die Initiatoren das Konzept nun für den Kulturbetrieb etablieren und damit neue Zielgruppen erreichen. Unterstützt werden Sie dabei von der Behörde für Kultur und Medien der Stadt Hamburg.
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Der große Erfolg von ‚Bei Anruf Kultur‘ zeigt, dass die einfachen Ideen meist die besten sind! Das Angebot ist niedrigschwellig und spricht sehr unterschiedliche Zielgruppen für eine gemeinsame, akustische Führung an. Die Ausstellungen werden dabei so präzise beschrieben, dass sie vor dem inneren Auge lebendig werden. Ein tolles Projekt, das Kunst und Kultur mit dem Telefon für jeden und von jedem Ort aus erlebbar macht.“
Die Initiatoren
„Bei Anruf Kultur“ ist eine gemeinsame Initiative des Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg (BSVH) und grauwert, dem Büro für Inklusion und demografiefeste Lösungen. Gemeinsam mit verschiedenen Hamburger Museen und Kunstvermittlern schaffen sie mit den Telefonführungen ein Angebot, dass verschiedensten Zielgruppen eine interessante Alternative zu herkömmlichen Kulturvermittlung bietet.
Unterstützer
Unterstützt und finanziert wird das Projekt von der Behörde für Kultur und Medien der Stadt Hamburg. Die Pilotphase ermöglichten eine großzügige Förderungen der Stiftung Kulturglück und ein vom Kompetenznetzwerk EDAD (Design für Alle – Deutschland e.V.) initiiertes und von der Aktion Mensch unterstütztes Projekt, mit dem Ausstellungen und Veranstaltungen für blinde und sehbehinderte Besucherinnen und Besucher zugänglicher werden sollen.
Weitere Informationen und das Programm finden Sie hier.