Sport und Menschen mit Behinderungen? Das passt nicht zusammen! Das meinen zumindest auch elf Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) immer noch viele Menschen. Und das, obwohl auch das Thema Sport in der UN-BRK klar geregelt ist. In Artikel 30 heißt es: „Mit dem Ziel, Menschen mit Behinderungen die gleichberechtigte Teilnahme an Erholungs-, Freizeit- und Sportaktivitäten zu ermöglichen, treffen die Vertragsstaaten geeignete Maßnahmen …“
Der LandesSportBund Niedersachsen nimmt die Vorgaben der UN-BRK ernst und beschäftigt schon seit Jahren eine hauptamtliche Vollzeitkraft im Themenfeld Inklusion. Seit April 2019 ist eine weitere Stelle dazukommen. Das Projekt „Teilhabe am Vereinssport“ hat zum Ziel, Menschen aus Einrichtungen der Behindertenhilfe den Zugang zum organisierten Sport zu erleichtern. Das von Aktion Mensch geförderte Projekt richtet seinen Fokus also auf die Menschen, die im organisierten Sport unterrepräsentiert sind. Laut dem Institut für Menschrechte haben Menschen mit Behinderungen im Jahr 2017 2,3% der Mitglieder in den Strukturen des Deutschen Olympischen Sportbundes ausgemacht. Dabei haben mindestens zehn Prozent der Menschen in Deutschland eine Behinderung (und das sind nur die, die einen sogenannten Schwerbehindertenausweis haben).
Das Projekt hat zum Ziel, Sportvereine und die Strukturen der Behindertenhilfe in Niedersachsen zusammenzubringen. Das war schon vor der Corona-Pandemie nicht einfach und ist derzeit natürlich noch schwieriger geworden. Vor allem, weil Menschen mit geistigen Behinderungen pauschal zur Risikogruppe erklärt worden sind. Trotzdem ist es den Beteiligten des Projekts gelungen, Netzwerke mit aufzubauen und dabei zu helfen, dass sich Sportvereine und Einrichtungen der Behindertenhilfe aufeinander zubewegen. In mehreren Regionen Niedersachsens arbeiten jetzt sehr lebendige Netzwerke zusammen. Unter anderem in Gifhorn, Langenhagen, Celle, Walsrode, Diepholz und in mehreren anderen Orten. Neben einem Austausch an Runden Tischen steht vor allem die Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderungen im Fokus. Viele für den Mai geplante inklusive Sportfeste mussten zwar pandemiebedingt abgesagt werden. Ersatztermine sind aber bereits festgelegt. Die Idee: Vereine präsentieren bei Sportfesten ihre Angebote, Menschen mit und ohne Behinderungen begegnen sich, probieren gemeinsam Sportangebote aus und lernen sich dabei kennen. Daraus entsteht ein gegenseitiges Vertrauen und sowohl Vereine als auch die Menschen aus den Einrichtungen der Behindertenhilfe bauen ihre Berührungsängste ab – nachhaltige, inklusive Sportangebote entstehen.
Dabei helfen soll auch die komplett barrierefreie Projekt-Homepage. Hier können Menschen mit Behinderungen gezielt nach Sportvereinen in ihrer Nähe suchen. Und das, mit allem, was die Barrierefreiheit zu bieten hat: Vorlesefunktion, Kontrastierung, Informationen in leichter – und in deutscher Gebärdensprache.